Am 15. Mai 2022 stimmt das Schweizer Volk über das neue Filmgesetz ab, welches auch unter dem Begriff Lex Netflix bekannt ist. Die Vorlage will, dass Streaming-Anbieter wie
Netflix, Disney Plus oder Amazone Prime 4 Prozent ihrer Schweizer Einnahmen in die Schweizer Filmszene investieren und 30 Prozent europäischen Inhalt zur Verfügung stellen. Lex Netflix ist umstritten, nicht zuletzt deshalb, weil die Gegner der Vorlage davon ausgehen, dass bei einer Annahme die Preise für Streaming steigen würde. Eine neue Studie von Moneyland zeigt nun aber, dass keine Erhöhung notwendig wäre.
Als Referenz hat der Vergleichsdienst die Gebühren der Abos mit dem Ausland verglichen. Bei Netflix bezahlen die Amerikaner beispielsweise rund 30 und die Nutzer in Deutschland sogar 40 Prozent weniger als für dasselbe Abonnement in der Schweiz. Somit verdienen die Streaming-Anbieter deutlich mehr mit der Schweizer Kundschaft, ohne zusätzlichen Aufwand zu betreiben, argumentiert Moneyland. Ausserdem wird das Beispiel Frankreich angeführt, wo man jetzt schon Pflichtinvestitionen kennt, aber immer noch tiefere Abo-Gebühren als die Schweiz hat. Deshalb kommt Benjamin Manz, der Geschäftsführer von Moneyland, zum Schluss: "Die grossen Anbieter wie Netflix wären nicht gezwungen, die Preise zu erhöhen", und: "Netflix könnte sich die 4 Prozent locker leisten." Die Preise der Streaming-Plattformen wurden in den letzten Jahren immer wieder erhöht und weitere Preiserhöhungen seien durchaus denkbar, jedoch sei es fraglich, ob die Lex Netflix ausschlaggebend sein würde, so Moneyland weiter.
Nebst der Preis-Thematik hat Moneyland auch errechnet, mit welchen Zusatzeinahmen die Schweizer Filmschaffenden bei einer Annahme der Vorlage rechnen dürfen. Demnach hat Netflix in der Schweiz die höchsten Nutzerzahlen: 3,4 Millionen Personen hierzulande nutzen Netflix (54%), Disney Plus schauen 13 Prozent und 10 Prozent konsumieren Inhalte auf
Amazon Prime. Basierend auf diesen Zahlen und unter Berücksichtigung der Tatsache, dass längst nicht alle Konsumenten auch für ein Abo bezahlen, errechnet Moneyland für Netflix beispielsweise einen Jahresumsatz von rund 204 Millionen Franken. Bei der Annahme des neuen Filmgesetzes würde das bedeuten, dass Netflix fast 10 Millionen Franken in die Schweizer Filmbranche stecken müsste, bei Disney Plus wären es rund 2,6 Millionen Franken. Der Bund rechnet für alle Streaming-Anbietern mit insgesamt 18 Millionen Franken.
Aktuell steht es gut für die Befürworter von Lex
Netflix, denn der Abstimmungsbarometer vom Umfrageinstitut GFS Bern zeigt aktuell einen Ja-Trend mit 63,8 Prozent (Stand 18.03.2022).
(lca)