Produkte des Jahres 2006
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2006/22
Software-Plattformz
Microsoft Windows Vista
Podestplatz 2: Ubuntu 6.06 LTS
Podestplatz 3: Office SharePoint Server 2007
Satte fünf Jahre hat Microsoft für die Entwicklung des XP-Nachfolgers benötigt. Um den angekündigten Liefertermin vom 30. November zu halten, mussten einige der geplanten Neuerungen über Bord geworfen werden. Eigentlich hätten Gates & Co. dafür Schelte statt den Titel «Produkt des Jahres» verdient. Wir vergeben ihn trotzdem. Der Grund: Das neue Windows mag zwar auf den ersten Blick nicht mit riesigen Innovationen zu bestechen, bietet aber unter seiner schicken Oberfläche zahlreiche Detailverbesserungen, die vor allem für den Einsatz im Unternehmen echten Mehrwert bringen. Dazu zählen die vielen Erweiterungen im Bereich Administration und Management, besseres Networking, optimierter Mobilbetrieb und zahlreiche Erleichterungen beim Deplyoment.
Ausserdem hat Microsoft enormen Aufwand in die Verbesserung der Sicherheit von Windows gesteckt. Funktionen wie die User Account Control, Phishing-Filter, Anti-Spyware oder die BitLocker-Verschlüsselung sind nur einige der vielen Neuerungen im Bereich Security. Ausschlag für die Wahl gab auch die erhöhte Produktivität, die sich mit Vista erreichen lässt. Hierzu tragen insbesondere die integrierte Search Engine, Verbesserungen an der Benutzerschnittstelle sowie Tagging und Filterfunktionen für einen komfortableren Umgang mit Dateien bei.
Info: Microsoft, www.microsoft.ch
Preis: 499.– (Home Premium); 629.– (Business)
Tools & Entwicklung
Xen 3.0
Podestplatz 2: Parallels Desktop for Mac
Podestplatz 3: .Net 3.0
Das freie Virtualisierungswerkzeug surft ganz vorne auf der Virtualisierungswelle mit. Dank Integration in die meisten Linux-Distributionen und Unterstützung für die Virtualisierungsfunktionen von AMDs und Intels aktuellen Prozessoren virtualisiert es schnell und einfach nicht nur Linux und BSD, sondern auch Windows und Unix. Neben x86 werden auch Itanium und PowerPC unterstützt.
Info: Xensource, www.xensource.com
Preis: kostenlos
Business-Software
SugarCRM 4.5
Podestplatz 2: Microsoft CRM 3.0
Podestplatz 3: Abacus Digital ERP 2006.1
Die PHP/SQL-basierte Web-CRM-Suite überzeugt in Version 4.5 neben umfassender Funktionalität durch angenehme Bedienung und umfassende Anpassungsmöglichkeiten dank gutem AJAX-Einsatz. Das Produkt ist in einer Open-Source-Version, als gehosteter Dienst oder zur Installation auf einem eigenen Server erhältlich.
Info: www.sugarcrm.com
Preis: Open Source oder Hosting ab $40/User/Monat oder Serverlizenz $449/User/Jahr
Productivity-Software
Microsoft Office 2oo7
Podestplatz 2: Adobe Acrobat 8
Podestplatz 3: Zimbra CS 4
Die 2007er Ausgabe von Microsofts Bürosuite ist das erste Office seit langem, das mit wirklich innovativen Ideen überzeugen kann. Allen voran die komplett neue Benutzerführung in Word, Excel, PowerPoint und Access, die für Anwender zwar eine Umstellung darstellt, die Produktivität aber bereits nach kurzer Zeit deutlich erhöht. Das neue UI bringt Funktionen an die Oberfläche, die bislang in den Tiefen von verschachtelten Optionsmenüs vor sich hin schlummerten, und lädt auch dazu ein, einmal die eine oder andere neue Funktion auszuprobieren. Auch sonst sind in den einzelnen Office-Programmen einige praktische Neuerungen wie etwa das intelligente Diagramm-Design-Tool SmartArt, die bedingte Zellformatierung in Excel oder die Nutzung von RSS-Feeds in Outlook zu finden.
Im Zusammenspiel mit Serverprodukten wie SharePoint Server 2007 oder Live Communications Server, welche ebenfalls zur Office-2007-Familie zählen, lassen sich neue Möglichkeiten wie Internet-Telefonie, Workflow, Collaboration oder Enterprise Content Management direkt aus den Client-Applikationen nutzen. Die neuen Möglichkeiten sind vielfältig und bieten grosses Potential für effizienteres Arbeiten, Prozessoptimierungen und Kostenersparnisse.
Info: Microsoft, www.microsoft.ch
Preis: Fr. 769.— (Standard); Fr. 969.— (Professional)
Sicherheit
Visonys Airlock 4.0
Podestplatz 2: Dell Secure Exchange
Podestplatz 3: Linogate Defenso
Web-Anwendungen sind in permanenter Gefahr. Schutz gewährt Visonys AirLock, das in einem gehärteten Solaris 10 läuft und eine umfassende Sicherheitsfunktionalität gegen Attacken aus dem Internet wie Cross-Domain-Scripting, SQL-Injection oder DDoS-Angriffe bietet. Neben den Sicherheitsfeatures überzeugt das System durch eine hohe Performance und Plattform-Unabhängigkeit. Es ist in bestehende Umgebungen integrierbar und verfügt über eine einfach bedienbare Administrations-Schnittstelle.
Info: Visonys, www.visonys.ch
Preis: ab Fr. 20’000.–
PCs
FSC Lifebook Q2010
Podestplatz 2: Apple Mac Pro
Podestplatz 3: Dell XPS 700
Ein Rolls-Royce unter den Notebooks ist das Lifebook Q2010 von Fujitsu-Siemens. Doch für sein Geld bekommt man auch einiges geboten. Der Rechner mit Klavierlack-Finish ist nicht grösser als ein A4-Blatt und gerade einmal 20 Millimeter dick. Ausserdem bringt das Lifebook, das aus Materialien wie Titanium und Magnesium gefertigt wurde, gerade mal ein Kilo auf die Waage. Als Clou wurden die Funktechnologien GPRS, EDGE, UMTS, HSDPA und WLAN sowie eine SIM-Karte ins Gerät integriert, um ortsunabhängig kabellos zu surfen.
Info: Fujitsu-Siemens, www.fujitsu-siemens.ch
Preis: Fr. 6998.–
Server
Sun Fire T1000/T2000
Podestplatz 2: IBM BladeCenter QS20
Podestplatz 3: Office Station
Besonders preisträchtig sind Suns «CoolThreads»-Server Fire T1000 (1 Höheneinheit) und T2000 (2 Höheneinheiten) auf den ersten Blick nicht: Gigabit-Ethernet, SAS-Harddisks, PCI-Express- und PCI-X-Steckplätze findet man auch in Servern der Konkurrenz. Was Suns «CoolThreads»-Server aber von der Konkurrenz unterscheidet, ist ihr Prozessor, der UltraSPARC T1. Er bietet zwar mit 1,2 GHz weder eine besonders hohe Taktfrequenz noch intelligente Techniken wie Shared Caches oder Out-of-Order-Execution. Es hat nicht einmal für mehr als eine Fliesskomma-Einheit gereicht, sodass er als klassischer Numbercruncher in einem Cluster gar keine gute Figur machen würde. Aber während sich AMD und Intel mit zwei respektive vier CPU-Kernen zufriedengeben, hat der UltraSPARC T1 gleich deren 8, die zudem noch je vier Threads parallel ausführen können. Und dieses Design ist dermassen effizient, dass die «CoolThreads»-Server die Konkurrenz nicht nur punkto Energieeffizienz im Regen stehen lassen, sondern auch bezüglich Geschwindigkeit, wenn man sie beispielsweise für ERP oder als Web- und Java-Application-Server verwendet. Dies hat auch unser Test des Sun Fire T2000 in InfoWeek 12/2006 gezeigt.
Info: Sun Microsystems, www.sun.ch
Preis: ab Fr. 5530.–
Mobile
Orange SPV M3100
Podestplatz 2: HP iPaq hw6915
Podestplatz 3: LG KG800 Chocolate
Smartphones gibt es heute wie Sand am Meer, doch längst nicht alle Geräte erfüllen die Ansprüche des Users so umfassend wie das SPV M3100. Vor allem die Hardware-Ausstattung weiss zu überzeugen. WLAN ist genauso integriert wie UMTS und Bluetooth. Eine 2-Megapixel-Kamera sorgt für hochauflösende Bilder, eine zweite Kamera kommt bei der Videotelefonie zum Einsatz. Die Tastatur, die hinters Display geschoben werden kann, ist trotz geringen Abmessungen auch in der Praxis brauchbar, während das Display selbst angenehm gross und auf Querformat umschaltbar ist.
Info: Orange, www.orange.ch
Preis: Fr. 999.–
Peripherie
Fujifilm S6500FD
Podestplatz 2: Samsung P300
Podestplatz 3: Logitech Alto
Nicht jedermann ist als begnadeter Fotograf geboren. Umso mehr schätzt man da technische Hilfsmittel, die bei den Aufnahmen helfen. Bei der Fujifilm FinePix S6500FD ist es die intelligente Gesichtserkennung, welche die Portraitfotografie wesentlich vereinfachen soll. Die Kamera erkennt anhand von geometrischen Figuren, ob im Bild ein Gesicht vorhanden ist, und optimiert entsprechend Belichtungseinstellung und Autofokus. So wird der Mensch im Bild optimal dargestellt, und die Zeit wenig schmeichelhafter Portraits ist passé.
Info: Fujifilm, www.fujifilm.ch
Preis: Fr. 728.–
Innovation des Jahres
Hybrid-Festplatten
Podestplatz 2: AJAX
Podestplatz 3: Multi-Core-Prozessoren
Die besten Erfindungen sind immer die «einfachen», bei denen beispielsweise zwei bekannte Komponenten neu kombiniert werden. Und man fragt sich: Warum ist man nicht früher darauf gekommen?
So ein Fall sind auch die Hybrid-Festplatten. Sie bringen neben den klassischen rotierenden Magnet-Scheiben einen grösseren Block (typischerweise zwischen 512 MB und 1 GB) an nicht-flüchtigem Flash-Speicher mit. Dieser dient als eine Art überdimensionaler Cache, sodass nicht kontinuierlich auf die Festplatte zugegriffen werden muss. Solange können sich die Magnet-Scheiben «schlafenlegen». Damit wird Strom gespart, und das nicht knapp: Nach ersten Schätzungen müssen Festplatten nur noch mit zwischen 1,25 und 10 Prozent der aktuellen Belastungen rechnen. Das bringt nicht nur mehr Akku-Laufzeit, sondern verringert auch die Wärmeentwicklung und mögliche Schäden durch physische Einwirkungen. Da der Flash-Speicher zudem nicht-flüchtig ist, lässt er sich auch zur Beschleunigung des Boot-Prozesses oder für den Schlafmodus des Notebooks verwenden. Da lassen sich grössere Suchzeiten und höhere Kosten problemlos verschmerzen.
Die Hybrid-Festplatten werden vor allem von Samsung und Microsoft vorangetrieben und werden in Windows-Notebooks ab Sommer 2007 Pflicht sein. Die ersten hybriden Festplatten hat Samsung bereits in diesem Jahr vorgestellt, auf den Markt kommen werden sie aber voraussichtlich erst im Januar. Seagate soll im ersten Quartal 2007 ebenfalls erste Modelle auf den Markt bringen.
Flop des Jahres
Sony
Podestplatz 2: Blu-ray
Podestplatz 3: Wimax-Lizenzvergabe
Wer nichts wagt, der nichts gewinnt. Darum wird auch der eine oder andere Flop verziehen. Doch wer wie Sony gleich deren drei in einem Jahr landet, hat Platz 1 im Flop-Rating auf sicher – und kriegt Platz 2 quasi gratis dazu.
Fiasko Nummer 1: Akku-Rückruf. Mängel bei der Produktion sorgen für den grössten Rückruf in der Computer-Geschichte: Apple, Dell, Fujitsu, Hitachi, Sharp, Sony und Toshiba mussten insgesamt knapp 8 Millionen Notebook-Batterien austauschen. Dies bedeutet nicht nur Unannehmlichkeiten für die Kundschaft, sondern auch für Sony: Ramponiertes Image, Kosten in der Höhe von mindestens einer halben Milliarde Franken und ein Schadensersatzprozess sind die Folgen. Wie sich schlussendlich herausstellt: Sony kannte das Problem bereits seit Dezember 2005.
Fiasko Nummer 2: Blu-ray. Zu wenig Laser-Dioden und ein halbfertiger Kopierschutz sorgen für endlose Verzögerungen im Kampf gegen Toshibas HD-DVD, obwohl Sony mit grosser Unterstützung aus der Industrie und einem kapazitätsmässig überlegenen Format eigentlich bestens für den DVD-Erbfolgekrieg aufgestellt wäre. Und während es von Microsoft schon ein HD-DVD-Laufwerk zur Xbox 360 gibt, ist die Playstation 3 als Blu-ray-Vorkämpfer noch nicht einmal in Europa zu haben. Da werden Erinnerungen an Betamax wach.
Fiasko Nummer 3: Playstation 3. Weihnachten 2005 und 2006 muss Sony in Europa das Feld der Konkurrenz überlassen, weil man einfach zu viel wollte: Cell-Chip, Blu-ray-Laufwerke. Das sorgt nicht nur für massig Verspätung, sondern auch für explodierende Kosten. Da kann nicht einmal mehr ein sexy Aussehen helfen!