Zank um UMTS-Verspätung
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/05
Jahr für Jahr trifft sich die Handy-Zunft kurz vor Frühlingsbeginn in Cannes und gewährt einen Ausblick aufs kommende Jahr der mobilen Telefonie. So fand auch 2004 der 3GSM World Congress in Südfrankreich statt, wobei in diesem Jahr tendenziell eher die Technik in und um die Geräte anstelle der Handys selbst im Mittelpunkt standen. So hat Chipriese Intel unter dem Codenamen "Hermon" ein Referenzdesign eines integrierten UMTS-Prozessors vorgestellt. Der Chip baut auf der XScale-Architektur auf und kann sowohl für GSM, GPRS, EDGE, WCDMA und eben UMTS eingesetzt werden. Darüber hinaus sprach sich Intel-COO Paul Otellini für die Kooperation von Standards wie WLAN, WiMax und UMTS in einem Netz aus - nur so würden neue Applikationen und Business-Modelle möglich. Otellini stellte denn auch ein Referenzdesign eines Geräts vor, das in WLAN-, GSM/GPRS- und Bluetooth-Netzen einsatzfähig ist.
Eine weitere spannende Neuheit aus der Chipecke kam von Nvidia. Der Grafikspezialist präsentierte einen programmierbaren 3D-Chip für Mobiltelefone. Mit dem Grafikchip soll das Echtzeit-Rendering fotorealistischer Grafiken bald Realität werden.
Ein zentrales Thema in Cannes war UMTS, die Technologie, die im Laufe des Jahres in Europa letztlich wohl langsam Einzug halten wird - wobei es wohl eher Ende des Jahres werden wird. Schuld an der späten Einführung seien die Handy-Hersteller, wetterten die Carrier. Nokia, Motorola und Co. seien bislang nicht in der Lage gewesen, vernünftige Geräte marktreif und in ausreichenden Stückzahlen zu entwickeln. Arun Sarin, seines Zeichens Vorstandsvorsitzender von Vodafone, monierte beispielsweise, dass die Geräte zu klobig seien, zur Überhitzung neigen würden und Batterien mit ungenügender Lebensdauer besässen. Die Handyhersteller ihrerseits argumentierten, dass die Netze zu spät aufgeschaltet wurden oder noch nicht einmal bereit sind und so keine Möglichkeit bestand, die Endgeräte ausreichend zu testen. Per Mitte Jahr zeichnet sich jedoch Besserung auf dem UMTS-Endgerätemarkt ab.
Motorola beispielsweise kündigte eine Reihe neuer Telefone an, darunter die beiden UMTS-Geräte A1000 und E1000 - wobei das E1000 über Push-to-Talk-Funktionalität, eine boomenden Technologie ähnlich eines Walkie-Talkies, verfügt. Samsung hat mit dem Z105 ein UMTS-Klapphandy in der Pipeline, das sich rein äusserlich von einem GSM-Handy kaum mehr unterscheidet. Handy-Marktführer Nokia hat hingegen angekündigt, dass sich die Einführung von UMTS-Geräten verzögern werden. Nokia stellte zwar den Communicator 9500 vor, er kommt jedoch ohne UMTS-Support, dafür ist mit dem Smartphone Voice-over-IP-Telefonie über WLAN möglich - Auftrieb für all diejenigen, die behaupten, WLAN werde UMTS das Wasser abgraben.
Symbian hat die Version 8.0 seines Smartphone-Betriebssystems vorgestellt. Das Symbian OS 8.0 soll den Anforderungen von 2G-, 2.5G- und 3G-Mobiltelefon gerecht werden und unterstützt Single-Core-Prozessoren. Weiter werden die neuesten Spezifikationen von Java unterstützt, genauso wie man im Security-Bereich HTTPS, SSL, TSL oder die Zertifikations-basierte Installation findet. Im Multimedia-Bereich wird zudem Hardware-
Beschleunigung hervorgehoben.