Produkte des Jahres 2007
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/22
Mitte des Jahres hat Adobe Dreamweaver CS3 veröffentlicht und ordentlich Neuerungen und Verbesserungen mit hineingepackt. Die Applikation, welche einen WYSIWYG-Editor mit einer direkten Quelltextbearbeitung verbindet, soll das Gestalten, Entwickeln und Aktualisieren von Websites deutlich vereinfachen. Zwei der wichtigsten neuen Features sind dabei sicherlich das neue Spry-Framework für das schnelle Integrieren von Ajax-Funktionen und die umfängliche CSS-Unterstützung.
Durch das neue Framework lassen sich beispielsweise XML-Daten aus RSS-Feeds oder Datenbanken ohne grösseren Aufwand in die Website integrieren. Ausserdem stehen mit den Widgets aus dem Spry-Framework Standard-Bausteine für die Benutzeroberfläche wie Listen, Tabellen oder Registerkarten bereit.
Mit dem Opteron Quad-Core-Prozessor stellte AMD im September den ersten «echten» x86 Vierkern-Mikroprozessor vor. Die grosse Frage lautete, wie viel Performance bringen die Vierkerne mit K10-Architektur im Vergleich zu ihren Dual-Core-Vorgängern und Intels Xeon-Prozessoren? Wie erste Benchmark-Tests zeigen, überzeugen die neuen AMDs bei sehr speicherintensiven Applikationen und bei Fliesskommaberechnungen. Dazu tragen vor allem der integrierte Memory-Controller und die Hypertransport-Verbindung bei, zwei Technologien die Intel 2008 in «Nehalem» auch integrieren möchte. Punkten kann AMDs Quad-Core zudem mit einer relativ niedrigen Leistungsaufnahme. Aktuelle Intel Xeons haben punkto Performance bei Workloads noch die Nase vorne. Da gilt es jedoch zu beachten, dass die ersten Quad-Core-Opterons maximal mit der vergleichsweise niedrigen Taktfrequenz von 2,0 GHz arbeiten. Sie haben also noch ein grosses Potential!
Info: www.amd.com
Zugegeben: Visual Studio 2008 und das dazu passende
.Net Framework 3.5 – beide seit Ende November für MSDN-Abonnenten verfügbar – bringen nur wenig echte Innovationen. Trotzdem ist uns Microsofts überarbeitete Entwicklungsplattform die Auszeichnung «Produkt des Jahres» wert, denn mit diesem Release ist Visual Studio deutlich reifer geworden und bringt mit der universellen Abfragesprache LINQ (Language INtegrated Query) immerhin eine bahnbrechende Neuerung. LINQ erlaubt es, beliebige Datenquellen (Datenbanken, XML, Objekte etc.) mit einer an SQL angelehnten Syntax, welche sich nativ in C# 3.0 und
VB.Net einbetten lässt, abzufragen.
Interessant ist auch das Multi-Targeting-Feature, mit dessen Hilfe sich Projekte wahlweise für .Net 3.5, 3.0 oder 2.0 kompilieren lassen. Ausserdem gibt es in Visual Studio erstmals einen grafischen Designer für XAML, der zwar nicht ganz so weit geht wie Expression Blend, für das Design von einfachen WPF-Oberflächen aber ausreichend ist.
Innovationen im Bereich PC-Monitore sind – nett gesagt – eher spärlich gesät. Das Motto der Hersteller lautet vielmehr: grösser, schneller, schöner – doch ein Monitor bleibt im Prinzip ein Monitor. Umso grösser die Überraschung im Frühling dieses Jahres, als Samsung den SyncMaster 940UX in die Redaktion sandte. Der optisch unscheinbare Monitor erlaubt es nämlich, jeden herkömmlichen PC mit USB-Anschluss Dual-Monitor-fähig zu machen.
Dazu reicht eine herkömmliche Grafikkarte mit einem Ausgang, denn die Bildschirmsignale werden via USB übertragen. Das Ganze funktioniert tadellos, sogar bei bewegten Bildern wie etwas YouTube-Videos – vorausgesetzt allerdings, der Rechner unterstützt USB 2.0 (bei USB 1.x ruckelt’s auf dem Zeitdisplay schon kräftig). Ebenfalls lobenswert ist die einfache Inbetriebnahme (der Treiber ist auf einem Flash-Speicher im Monitor integriert) sowie auch der faire Preis, der beim Launch bei rund 550 Franken lag. Heute findet man das Display bereits für rund 450 Franken beim Händler.
Info: www.samsung.ch
Der moderne Information-Worker benötigt Werkzeuge, die ihn in seiner Arbeit unterstützen, statt ihn dabei zu behindern. Während sich in der letzteren Kategorie so einiges findet, bietet die erste nur wenige wahre Trouvaillen: Eine davon ist Microsofts OneNote 2007, das sich in der neuen Version von einem «Naja, ganz nett»-Tool zu einer echten Killer-Applikation gemausert hat – und das vor allem, aber nicht nur für Tablet-PC-Besitzer.
Ein Arbeits-Look&Feel wie bei einem klassischen, papierbasierten Notizbuch und die Unterstützung für mehrere unabhängige und sharebare Notizbücher für die vertiefte Zusammenarbeit oder die persönliche OneNote-Nutzung auf mehreren Rechnern sind nur zwei der zahlreichen Highlights. Ein weiteres ist die Unterstützung für vielfältige Notizformate: OneNote akzeptiert alles vom per Tastatur geschriebenen Text über Handschriftliches, Zeichnungen und Bilder bis hin zu Audioaufnahmen. Der Clou dabei: Alle Inhalte, auch Bilder (über OCR) und sogar Audio, sind mittels der robusten Suchfunktion problemlos und schnell durchsuchbar. Dazu kommen kleine, nette Features wie die Verknüpfbarkeit und Referenzierung von Inhaltscontainern über Seiten und Notizbücher hinweg, die Möglichkeit zur Einbindung von internen Links, aber auch solchen auf lokale Dateien oder ins Internet, sowie der integrierte Druckertreiber «Senden an OneNote», der die komfortable Übergabe von Inhalten aus anderen Anwendungen ermöglicht.
Rechnet man dazu dann noch die enge Integration mit anderen Office-Anwendungen (insbesondere Outlook) und die Möglichkeit zur mobilen Nutzung per OneNote Mobile, bleiben eigentlich kaum noch Wünsche offen. Kurz: Das Mauerblümchen von Microsofts Office-Familie ist klar der eigentliche Star und eine der praktischsten Applikationen, die 2007 auf den Markt gekommen sind.
Info: Microsoft, www.microsoft.ch
Preis: Fr. 216.-
Microsofts Rich-Internet-Application-Technologie steht zwar erst in den Anfängen. Silverlight ist in der ersten Version aber bereits eine ansprechende Alternative zu Flash und Flex, vor allem für Web-Programmierer und Site-Designer, die sich in der Windows-Welt auskennen. Der Wermutstropfen: Das Silverlight-orientierte Oberflächen-Design-Werkzeug Expression Blend hat Microsoft naturgemäss bloss für die Windows-Plattform im Angebot. Es steht aber prinzipell nichts dagegen, dass ein anderer Hersteller passende Tools für Mac OS X und Linux entwickelt. Den Player selbst gibt es schon für Windows und Mac.
Mit der zweiten Version erweitert Microsoft die Bedeutung von Silverlight massiv. Silverlight 2.0 ermöglicht nicht nur Web-Anwendungen auf Basis von WPF/E und JavaScript, sondern öffnet dem Web-Entwickler einen grossen Teil des .Net-Framework 3.5. Silverlight hat nach unserer Meinung eine vielversprechende Zukunft.
Info: www.microsoft.com/silverlight
Preis: kostenlos
Es tut uns leid, dass wir Ihnen einen weiteren Arikel über das iPhone zumuten. Denn eigentlich hat das «überhypte» iPhone dies gar nicht verdient. Es ist teuer. Es ist zu gross. Es hat kein UMTS, kein Push-Mail und kein Instant Messaging. Es versteht sich kaum mit verbreiteter Business-Software. Es kann nicht zentral verwaltet werden. Es ist an einen bestimmten Carrier gebunden. Es kann nicht mit Third-Party-Software ergänzt werden und ist zu guter Letzt nicht einmal in der Schweiz verfügbar. Wir haben sicher noch den einen oder anderen Punkt vergessen, der gegen das iPhone spricht. Aber doch gibt es drei Dinge, die das iPhone locker zur Innovation des Jahres machen:
- Browser. Mit Mobile Webkit lässt sich das WWW zum ersten Mal vernünftig auf einem Mobilgerät verwenden. Webseiten können im Original angesurft, betrachtet und gelesen werden. So wird mobiles Internet massentauglich. Google hat dies bemerkt und denselben Browser in Android integriert. Wer braucht noch Restaurantverzeichnisse, ein Navi oder ausgedruckte Karten, wenn er Google Maps in der Tasche hat?
- Bedienung. Ein Telefon mit nur eine Taste? Mutig, mutig. Aber konsequent. Denn unzählige von Tasten mit Mehrfachbelegung haben den etablierten Herstellern nicht dabei geholfen, ein einfach bedienbares Mobiltelefon zu realisieren. Apples Mut hat sich gelohnt. Wer einmal Visual Voicemail beim iPhone ausprobiert hat, blickt nie mehr zurück.
- Druck auf die Carrier. Apple zwingt ihre Mobilfunkpartner, Angebote nach Vorgaben Apples zu gestalten. Dies ist vom Vorteil für die Anwender: Optimal integrierte Funktionalität, keine Verstümmelung à la Vodafone Live und freier Zugang zum WWW.
Wenn man bedenkt, wie sich der iPod in wenigen Jahren entwickelt hat, steht dem iPhone eine glänzende Zukunft bevor.
Info: Apple, www.apple.com/chde
Preis: noch nicht bekannt
Auch in der x-ten Version behauptet Photoshop spielend seine Position als führende Profi-Bildbearbeitung – bisher hat niemand sonst ein Paket auf den Markt gebracht, das Photoshop sowohl punkto Funktionsvielfalt als auch bei der Bedienung das Wasser reichen kann. Die neuste Photoshop-Ausgabe CS3 bringt eine runderneuerte Oberfläche, eine ganze Menge neuer Features von einer ausgefeilten, dedizierten Funktion zur Schwarzweisskonvertierung über Smart Filters, die sich auch nach der Erstanwendung auf ein Objekt jederzeit wieder ändern lassen, bis zum Quickselect-Werkzeug. Die erweiterte, aber auch teurere Extended-Variante bringt zusätzliche 3D- und technisch-wissenschaftliche Tools.
Ein regelrechtes Muss ist die CS3-Generation für Anwender von Intel-Macs und Windows Vista – frühere Versionen funktionieren auf den neuen Systemen von Microsoft und Apple nicht oder mit ungenügender Leistung.
Info: www.adobe.ch
Preis: ab Fr. 1119.-; Update ab Fr. 325.-
Mit dem Release der Version 6 ihres Workstation-Produkts konnte die EMC-Tochter VMware auch in diesem Jahr ihre Technologie-Führerschaft bei den Desktop-Virtualisierern untermauern. VMware Workstation 6 bringt eine ganze Reihe von nützlichen und teilweise innovativen Neuerungen, welche direkte Konkurrenten wie etwa Microsofts Virtual PC ziemlich alt aussehen lassen.
Dazu gehört insbesondere die Record/Replay-Funktion, mit der sich Virtual-Machine-Sitzungen aufzeichnen und wieder abspielen lassen. Treten in einer Sitzung Probleme auf, kann man alle Schritte bis zum Zeitpunkt des Fehlverhaltens nochmals beschleunigt durchführen und den Fehler allenfalls umgehen oder für Testzwecke reproduzieren.
Sehr praktisch ist auch die Multimonitor-Unterstützung, mit der sich Fenster von virtualisierten Systemen über mehrere Bildschirme erstrecken können. Native Unterstützung für VNC erlaubt den Remote-Zugriff auf jede virtuelle Machine mit einem VNC-Client. Ausserdem bietet Version 6 Support für eine Reihe von USB-2.0-Geräten (z.B. High-Speed-Laufwerke, iPod), reizt die Möglichkeiten von QuadCore-Prozessoren besser aus und kann pro virtueller Maschine bis zu 8 Gigabyte RAM adressieren.
An der Betriebssystem-Front gibt es neu Unterstützung für Windows Vista (als Host und Gast) sowie für Solaris 10 als Gastsystem. Entwickler erhalten Unterstützung für Remote-Debugging aus Visual Studio oder Eclipse. Des weiteren wird Workstation 6 mit dem VMware Converter ausgeliefert, mit dem sich «echte» Betriebssystem-Installationen in eine Virtual Machine überführen lassen.
Info: Vmware, www.vmware.com/ch
Preis: Fr. 289.-
Mit der Version 7 hat MindJet seinem MindManager Pro einige entscheidende Verbesserungen angedeihen lassen: So hat sich mit der Entrümpelung der Oberfläche und Menüs durch die Integration des aus Office 2007 bekannten «Ribbon» die Bedienung des Programms weiter vereinfacht, und endlich ist die Speicherung von häufig verwendeten Ansichten und Abfragen möglich. Dazu kommen zahlreiche Änderungen und Verbesserungen im Detail:
MindManager Pro 7 bietet unter anderem deutlich erweiterte Bearbeitungsmöglichkeiten für Zweige und Äste einer MindMap. Auch wenn unser Test den einen oder anderen Schwachpunkt aufgedeckt hat – MindManager Pro 7 ist nicht nur für passionierte Mind-Mapper ein Highlight des Jahres.
Info: MindJet, www.mindmanager.de
Preis: Fr. 450.-