Mit einem Börsenwert von 2,3 Billionen Dollar ist der Ölkonzern Saudi Aramco das aktuell wertvollste Unternehmen der Welt. Der saudi-arabische Riese verdrängt damit
Apple auf Rang zwei, so eine Untersuchung des Beratungsunternehmens EY. Auf Rang drei findet sich
Microsoft, gefolgt von Google-Mutterkonzern
Alphabet sowie
Amazon. Die Top 10 komplettiert werden von Tesla, Berkshire Hathaway, Unitedhealth, Johnson & Johnson sowie
Meta. Acht der zehn wertvollsten Unternehmen haben ihren Sitz in den USA, während das aktuell wertvollste europäische Unternehmen der Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé auf Rang 20 ist. Ein deutsches Unternehmen ist in den Top 100 nicht zu finden,
SAP liegt mit einem Börsenwert von 106 Milliarden Dollar auf Rang 113.
Die Erhebung von EY zeigt auch, dass die Marktkapitalisierung der 100 teuersten Unternehmen der Welt im Verlauf des ersten Halbjahres um 17 Prozent beziehungsweise 6,1 Billionen US-Dollar sank. Die einzige Branche, die gegen den Trend zulegen konnte, ist der Energiesektor: Die Öl- und Gasunternehmen, die sich unter den Top 100 platzieren konnten, steigerten ihren Börsenwert um 19 Prozent. Gegensätzlich das Bild bei den Tech-Konzernen, deren Börsenwert insgesamt um 28 Prozent einbrach. Entsprechend ist die Zahl der Tech-Konzerne im Top-100-Ranking seit Jahresbeginn von 27 auf 23 gesunken – davon haben 17 ihren Hauptsitz in Nordamerika, vier in Asien und nur zwei in Europa. Henrik Ahlers, Vorsitzender der Geschäftsführung von EY in Deutschland, meint dazu allerdings: "Zuletzt setzten Investoren eher auf Profitabilität als auf Wachstum. Das Geld sitzt nicht mehr so locker, die Anforderungen an Zielunternehmen und ihre Finanzkennzahlen steigen. Aber: "Der Digitalisierungsschub, den die Pandemie ausgelöst hat, bleibt ein wichtiger Trend, der die Wirtschaft und die Börsen in den kommenden Jahren entscheidend prägen wird." Zur Situation in Europa fügt Ahlers an: "Europa leidet aus Sicht vieler Investoren nach wie vor unter einem Mangel an vielversprechenden Technologiekonzernen von Weltformat. Die USA geben im IT-Sektor eindeutig den Ton an, viele dieser Tech-Unternehmen sind hochprofitabel und treiben die Digitalisierung der Wirtschaft und aller Lebensbereiche mit Macht voran. Als Gestalter dieses technologischen Wandels spielen allenfalls noch asiatische Konzerne eine Rolle – europäische Konzerne hingegen kaum, und das spiegelt sich im Börsenranking deutlich wider."
Ganz grundsätzlich habe nicht zuletzt der Digitalisierungstrend das Gewicht Europas an den Weltbörsen in den letzten Jahren schrumpfen lassen: Vor der Finanzkrise – Ende 2007 – kamen noch 46 der 100 wertvollsten Unternehmen der Welt aus Europa. Inzwischen sind es nur noch 16. Besonders das Gewicht Deutschlands sei gesunken, so EY: Zum Jahresende 2007 fanden sich noch sieben deutsche Unternehmen unter den Top 100, Ende 2021 waren es noch zwei Unternehmen, aktuell keines mehr. "Die schwache Aufstellung Europas und Deutschlands gerade im Technologiesegment sollte uns zu denken geben", kommentiert Ahlers hierzu. Er führt die starke Entwicklung gerade in den USA auf die höhere Risikobereitschaft amerikanischer Unternehmensgründer, die hohe gesellschaftliche Akzeptanz des Unternehmertums sowie die teilweise deutlich besseren Finanzierungsbedingungen zurück: "Vor allem in den USA ist es jungen Unternehmen in den vergangenen Jahrzehnten gelungen, völlig neue Konzepte und Geschäftsmodelle zu entwickeln und damit ganze Branchen zu revolutionieren – diese Unternehmermentalität zahlt sich aus. Europa hat in all diesen Bereichen Nachholbedarf."
(mw)