Kürzlich beim Hausarzt: "Herr Huber, gut sind Sie vorbeigekommen. Ich kann Sie beruhigen, diese Hautflecken sind durch einen Pilz hervorgerufen und wir werden diese harmlose Infektion mit einer antimykotischen Salbe behandeln. Es dauert einen Moment, aber in zwei bis drei Wochen wird sich auch die Hautfarbe wieder normalisieren."
"Hmm", meint der angesprochene Patient, "aber Sie haben mich ja kaum untersucht. Sollten wir nicht weitere Untersuchungen vornehmen? Könnte es nicht auch Krebs sein? Oder habe ich vielleicht die Weissfleckenkrankheit oder eine Berloque-Dermatitis? Was ist mit der Lentigo maligna? Haben Sie auch an Auto-Immunkrankheiten gedacht? Ich glaube nicht, dass hier bei mir eine einfache Salbe genügt."
Nein, Herr Huber ist nicht etwa ein Berufskollege von unserem Hausarzt. Er ist Lehrer, hat aber einen Freund, der ziemlich viel von Medizin versteht, und der heisst Dr. Google. Dass Dr. Google mit im Sprechzimmer sitzt, das stört heute viele Ärzte, wie eine Studie der Bertelsmann-Stiftung kürzlich zeigte.
Seit einiger Zeit hat nun aber auch Dr. Google ernsthafte Konkurrenz – und zwar von Dr. App. Denn Tatsache ist: Patient 2.0 googelt nicht "nur", sondern legt sein Smartphone während der Nacht neben das Kopfkissen und lässt den Schlaf tracken. Da kann der leibhaftige Arzt einpacken, erst recht, wenn er dem Patienten die Diagnose von Dr. App nach seiner diagnostizierten Schlafstörung nicht bestätigt.
Diese Beispiele zeigen ganz exemplarisch ein Symptom der Digitalisierung, das längst branchenübergreifend Einzug gehalten hat – den top informierten Kunden nämlich. Und diese Entwicklung wird sich zweifelsohne weiter akzentuieren. Das zu prophezeien, dazu muss man kein Arzt sein.
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(swe)