Swisscom hat im Rahmen einer Medienveranstaltung über die Datennutzung des Mobilfunknetzes und über Pläne des Telekom-Anbieters in diesem Bereich informiert. Demnach wird das Swisscom-Netz aktuell von rund 6,7 Millionen Geräten genutzt. Davon sind 1 Million Geräte LTE fähig, die bereits einen Viertel des ganzen Datenvolumens ausmachen. Zudem sind aber noch immer 2 Millionen der eingesetzten Geräte GMS-Handys. "Wir haben aktuell also mit GSM, 3G und LTE drei Technologien in einem Netz. Das ist eine grosse Herausforderung", betont Heinz Herren (Bild), Leiter Geschäftsbereich IT, Network & Innovation bei Swisscom. Zudem setzt Swisscom aktuell sechs Frequenzen ein, die sauber miteinander vernetzt werden müssen – laut Patrick Weibel, Leiter Mobilfunknetz Strategie und Entwicklung bei
Swisscom, keine leichte Aufgabe.
Als weitere Herausforderung bezeichnete Herren des weiteren das rasante Wachstum des Datenvolumens, welches sich aktuell jährlich verdopple. Dabei machen Streaming-Dienste 65 Prozent des gesamten Datenverkehrs aus. Insgesamt nimmt das Datenvolumen pro Monat um 81 Terabyte zu, so Weibel: "Das entspricht 27 Millionen MP3-Songs." Zudem zeige die Swisscom-Statistik, dass zu keiner Zeit mehr gar kein Datenverkehr generiert werde. "Das Netz schläft nie. Dabei beobachten wir vor allem nach 21 Uhr unter der Woche sowie bei Sportevents eine besonders grosse Auslastung des Netzes", erklärt Weibel. Interessant ist zudem auch, dass sich in Ferienzeiten wie etwa vor Weihnachten das Datenvolumen verlagert und zwar von den sonstigen Ballungszentren in die Kantone Wallis und Graubünden. "Entsprechend musste dort die Netzkapazität ausgebaut werden, auch wenn sie in diesen Regionen ansonsten nicht in diesem Ausmass benötigt wurde", so Weibel.
Um mit den aktuellen Entwicklungen mithalten zu können, will
Swisscom 2014 zwei Neuerungen im Mobile-Netz einführen. Die erste Neuerung heisst LTE Advanced, wird bereits im Labor von Swisscom getestet und soll Surfgeschwindigkeiten von 300 Mbit ermöglichen. "Dazu werden zwei herkömmliche 20 MHz-LTE-Bänder, die separat je eine Leistung von 150 Mbit ermöglichen, zusammengeführt", erklärt Herren. Damit LTE Advanced allerdings in der Praxis eingesetzt werden kann, braucht es entsprechende Endgeräte. Gemäss Herren dürften am Mobile Word Congress, der Ende Februar in Barcelona über die Bühne geht, erste Hersteller mit solchen Smartphones aufwarten. In der zweiten Hälfte 2014 sollen dann erste LTE-Advanced-fähige Geräte verfügbar sein. Und bereits im zweiten Quartal des laufenden Jahres wird Swisscom erste Data-Dongels für LTE Advanced auf den Markt bringen. Zum Start von LTE Advanced im dritten Quartal 2014 werden dann primär Bahnhöfe mit der neuen Technologie versorgt, bevor dann Städte folgen sollen.
Die zweite Neuerung von
Swisscom heisst VoLTE – Voice over LTE. "Wir wollen LTE beibringen, dass es auch telefonieren kann. Denn bislang können damit nur Daten übertragen werden", führt Herren aus. Das Ziel sei es, dass künftig auch beim Aufbau einer Telefonverbindung die zuvor gestartete Datasession auf dem 4G-Netz bleibe. Das ist momentan noch nicht möglich. Sobald ein User mit 4G-Empfang einen Anruf startet, wird er automatisch auf das 3G- oder GSM-Netz heruntergeschraubt und damit auch seine Datenverbindung. Ausserdem werde mit VoLTE der Akkuverbrauch reduziert, weil eben dieser Bänderwechsel wegfalle.
Des weiteren soll VoLTE HD-Voice-Qualität bringen und IP-Zusatzfunktionen wie etwa Speech to Text oder das Erstellen einer Blacklist per Sprachbefehl ermöglichen. "Rein theoretisch wäre auch eine Echtzeit-Sprachübersetzung möglich. Das ist aber noch Zukunftsmusik", so Herren. Die Tests mit VoLTE sind erst vor einigen Wochen angelaufen. Nichtsdestotrotz soll VoLTE Ende 2014 oder Anfang nächstes Jahr lanciert werden. Dazu braucht es aber auch eine Anpassung bei den Endgeräten. "Es gibt bereits Hardware, die damit umgehen kann, aber die entsprechende Firmware dazu fehlt noch", erklärt Herren.
Und schliesslich versprechen Weibel und Herren abschliessend auch noch, dass LTE in fünf Jahren mit einer Abdeckung von satten 99,8 Prozent in der Schweiz verfügbar sein wird. Ein weiteres Ziel – wenn auch ein langfristiges – sei es Weibel zufolge zudem, dass etwa im Jahr 2025 nur noch eine Netztechnologie im Einsatz sei und somit keine Sprünge mehr zwischen den verschiedenen Technologien notwendig seien.
(abr)