Das Galaxy S4, das seit kurzem für 799 Franken erworben werden kann, ist seinem Vorgänger im Design so ähnlich, dass man die beiden Smartphones auf den ersten Blick glatt verwechseln könnte. Es ist zwar mit 9 Millimetern etwas schlanker und mit 135x96 Millimetern etwas kleiner sowie mit 131 Gramm auch etwas leichter als das Galaxy S3, doch vom Plastikgehäuse ist
Samsung leider nicht weggekommen. Dementsprechend ist es in seiner Gestalt wesentlich weniger anmutig als das HTC One, bei dem der Hersteller bezüglich des Designs komplett neue Wege beschritten hat. Das Gerät liegt auch nicht so angenehm in der Hand, wie es beim One der Fall ist. Anders als Konkurrent HTC setzen die Koreaner ausserdem auch bei ihrem neuesten Wurf auf einen physischen Home Button, was den Vorteil hat, dass der Bildschirm auch mit Hilfe des Home Buttons geweckt werden kann. Was neben dem Material des Gehäuses ebenfalls für Kopfschütteln sorgen dürfte, ist die Positionierung der Lautsprecher an der Rückseite des Gerätes. Diese Lage hat nämlich zur Konsequenz, dass der Ton oftmals durch die eigenen Finger oder aber eine (weiche) Unterlage gedämpft wird. Zudem liegt das Gerät aufgrund des Bügels zwischen den Lautsprechern, der verhindern soll, dass der Sound komplett abgedämpft wird, nicht flach auf dem Tisch. Über die Tonqualität lässt sich derweil nicht meckern, auch wenn die Lautsprecher des HTC One den imposanteren Eindruck hinterlassen.
Spitzenreiter in Sachen Hardware
Doch wie man das Buch nicht nach seinem Einband beurteilen sollte, so darf auch das Galaxy S4 nicht bloss nach seinem Äusseren bewertet werden. Hardware-seitig ist das Smartphone, das auf Android 4.2.2 basiert, nämlich einsame Spitze. Dank dem Snapdragon-Quad-Core-Prozessor aus dem Hause Qualcomm, der mit 1,9 GHz taktet, und den 2 GB RAM bietet das Samsung-Modell eine unübertroffene Leistung. Das interne Speichervolumen beläuft sich derweil auf 16 GB – wovon wohlgemerkt lediglich etwas mehr als 9 GB frei verfügbar sind –, kann jedoch mit einer MicroSD-Karte auf bis zu 64 GB erweitert werden. Ausserdem löst das 5 Zoll grosse Display mit einer Full-HD-Auflösung von 1920x1080 Pixeln auf und der Akku übersteht bei alltäglicher Nutzung rund einen Tag. Des weiteren kann das Galaxy S4 sowohl mit 4G als auch NFC dienen und verfügt über eine Frontkamera mit 2 Megapixel und eine Kamera auf der Rückseite, die mit 13 Megapixel aufwartet.
Drama beim Dramashot
Die Kamera ist denn auch einer der Aspekte, die von
Samsung im Vorfeld besonders hervorgehoben wurde und durch verschiedenste Modi überzeugen soll. Eine dieser Zusatzoptionen ist die Möglichkeit, die Front- und die Rückkamera gleichzeitig zu verwenden, so dass man sich während der Aufnahme eines Schnappschusses selbst an einem beliebigen Platz im Bild platzieren kann. Die Umsetzung klappt zwar einwandfrei und ist kinderleicht, die entstehenden Fotos sind zu Beginn aber etwas gewöhnungsbedürftig. Während einige der übrigen vorgestellten Features – darunter Best Faces – wirklich Freude bereiten, gestaltet sich die Bedienung der Features Dramashot und Eraser schwieriger. So erfordert der Dramashot einiges an Übung. Denn um einen solchen überhaupt erstellen zu können, muss vor der Aufnahme sichergestellt werden, dass sich nicht zufällig ein weiteres Objekt ins Bild bewegt. Ansonsten wird die Bilderserie gar nicht erst ausgelöst. Zudem wird ein gewisser Abstand zum Objekt vorausgesetzt. Beim Eraser liegt das Problem derweil darin, dass nicht immer die gewünschten Objekte erkannt und aus dem Bild entfernt werden können. Gesamthaft gesehen schiesst das neue Modell der Koreaner aber scharfe Bilder mit satten Farben. Einzig bei schlechten Lichtverhältnissen besteht bei der Fotoqualität noch Verbesserungsbedarf.
Mit dem Galaxy S4 ist es neu möglich, gleichzeitig die Front- und die Rückkamera auszulösen. Dadurch kann der Fotograf sich selbst im Bild platzieren. Wo dass das Selbstportrait dabei positioniert wird, steht dem Fotografen frei. (Quelle: SITM)
Hier sieht man eine Übersicht über die verfügbaren Modi. (Quelle: SITM)
Wählt man das Feature Best Face, werden hintereinander fünf Fotos geschossen. Aus diesen fünf Schnappschüssen kann für jede Person das Foto ausgewählt werden, auf dem sie am besten getroffen wurde. Die ausgesuchten Gesichter werden anschliessend wieder zu einem einzigen Foto zusammengefügt, das danach abgespeichert werden kann. (Quelle: SITM)
Der Modus Dramashot kommt dann zur Anwendung, wenn man eine Bewegung festhalten möchte. Es werden mehrere Fotos hintereinander geschossen, um der Bewegung genug Spielraum zu bieten. Nach der Verarbeitung der jeweiligen Schnappschüsse werden die einzelnen Fotos in ein einziges Bild verpackt. (Quelle: SITM)
Befindet man sich in einer belebten Umgebung, erlaubt es einem die Funktion Eraser, ungewollte bewegte Objekte aus den Bildern zu entfernen. Dies funktioniert ebenfalls, indem mehrere Fotos auf einmal geschossen und anschliessend abgeglichen werden. (Quelle: SITM)
Neben den verschiedenen Modi wartet Samsung auch mit einigen Nachbearbeitungsoptionen auf. (Quelle: SITM)
Die Fotos können durch die Nachbearbeitungsfunktionen zugeschnitten werden... (Quelle: SITM)
...farblich angepasst werden... (Quelle: SITM)
...oder aber mit Effekten versehen werden. (Quelle: SITM)
Zu viel, zu früh
Ähnlich wie bei den Kamera-Features fallen auch die Gefühle bezüglich der Software-Versprechungen des Herstellers gemischt aus. Über Sinn und Unsinn der neuen Funktionen lässt sich natürlich wie so oft streiten, unbestreitbar ist hingegen, dass sie nicht zu hundert Prozent zu überzeugen wissen.
Samsung hat zu viele Features auf einmal in sein Gerät packen wollen, wodurch deren Funktionstüchtigkeit etwas in Mitleidenschaft gezogen wurde. Bei Air Gesture zum Beispiel kann durch eine Wischbewegung innerhalb einer App geblättert oder gescrollt werden, ohne den Bildschirm dafür berühren zu müssen. So kann unter anderem im Browser zwischen den verschiedenen Fenstern geswitched und in der Galerie von einem Foto zum anderen gewechselt werden. Dies klappt zwar, die Funktion ist jedoch auf einige wenige Applikationen beschränkt. Smart Scroll, bei dem die Augenbewegung verfolgt und entsprechend innerhalb eines Dokumentes nach unten oder nach oben gescrollt wird, funktioniert ebenfalls zumeist, doch zu behaupten, die Sensoren reagieren auf die Augen, ist ein wenig zu hoch gegriffen. Die jeweiligen Reaktionen gehen wenn, dann eher mit der Kopfbewegung und damit mit einem Nicken einher.
Die gleiche Problematik zeigt sich bei Smart Stay, wo ein Video automatisch angehalten werden soll, wenn der Nutzer den Blick vom Bildschirm wendet. Teils geht dieser Vorgang reibungslos von sich, teils kann man gar die Rückseite des Smartphones betrachten und das Video spielt munter weiter. Ebenfalls Mühe bereitet hat Air View. Hier sollen Inhalte in einer kleinen Übersicht dargestellt werden, wenn man den Finger über die entsprechende Applikation, beispielsweise die Galerie oder den Kalender, hält. Da der Finger ziemlich nahe an den Bildschirm herangeführt werden muss, um erkannt zu werden, und dazu dann auch noch kurz in dieser Stellung verharren muss, ist es einfacher, die entsprechende Applikation einfach per Fingerklick zu öffnen.
Die Sprachsteuerung funktioniert hingegen erstaunlich gut und auch die Verwendung des Smartphones als Fernbedienung für einen Fernseher ist dank der App Watchon problemlos möglich. Beim Translator hingegen versagt die Software des Öfteren, werden doch teils auch einfache Sätze nicht korrekt erkannt.
Bei der Sprachsteuerung hat der Nutzer die Möglichkeit, dem Smartphone Sprachbefehle zu erteilen. Wird die Aufgabe einmal nicht zu hundert Prozent vom Gerät erkannt, so können die Befehle schriftlich angepasst werden. (Quelle: SITM)
Die Fernseh-App Watchon ist auf dem Galaxy S4 vorinstalliert,... (Quelle: SITM)
...kann individuell an den Anwender angepasst werden... (Quelle: SITM)
...und verwandelt das Smartphone in eine TV-Fernbedienung. (Quelle: SITM)
Weniger ist mehr
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass
Samsung mit dem Galaxy S4 zweifelsohne ein äusserst leistungsfähiges Gerät geschaffen hat. Zusammen mit dem HTC One bildet es derzeit die Spitzenklasse unter den erhältlichen Smartphones. Abzüge gibt es aber für die teils etwas kränkelnden Software-Features. Bei ihrem nächsten Flaggschiff wären die Koreaner sicherlich gut beraten, etwas weniger Zusatzfunktionen auf einmal bringen zu wollen. Stattdessen sollte man sich auf ein paar wenige Killer-Features beschränken, die dafür mit ihrer reibungslosen Performance glänzen. Ausserdem bleibt zu wünschen, dass sich der Hersteller bezüglich des Designs eine Scheibe bei Konkurrent HTC abschneidet und endlich von seinem Plastikgehäuse wegkommt. Bei einem stolzen Preis von 799 Franken sollte der Käufer nämlich mit einer höheren Wertigkeit rechnen dürfen.
(af)
Weitere Artikel zum Thema
HTC One: Licht am Ende des Tunnels
10. April 2013 - Anfang April ist das HTC One in den Verkauf gekommen. "Swiss IT Magazine" hatte bereits Gelegenheit, das neue Flaggschiff der Taiwaner auf Herz und Nieren zu prüfen, und geht im untenstehenden Testbericht ausführlich auf die Vorzüge sowie die Nachteile des Android-Smartphones ein.
Das Comeback des Jahres - Das Blackberry Z10 im grossen Test
20. März 2013 - Das Blackberry Z10 ist da. Nach Monaten der Entwicklungszeit und Ungewissheit gibt es für Blackberry-Fans seit Anfang März endlich ein neues Smartphone samt neuem Betriebssystem. Stellt sich nur die Frage, welches Sprichwort besser passt: "Was lange währt, wird endlich gut" oder "Den letzten beissen die Hunde"?
Hübsch und stark: Samsungs Galaxy S3 im Test
26. Juni 2012 - Rund ein Jahr nach dem Erscheinen des Galaxy S2, Samsungs Erfolgs-Smartphone 2011, hat das gross angekündigte Nachfolgemodell S3 die Schweizer Läden gestürmt. "Swiss IT Magazine" hat sich den neuesten Wurf von Samsung zu Gemüte geführt und verrät, ob das Galaxy S3 die hohen Erwartungen zu erfüllen vermag.