HTC One: Licht am Ende des Tunnels
Quelle: HTC

HTC One: Licht am Ende des Tunnels

Anfang April ist das HTC One in den Verkauf gekommen. "Swiss IT Magazine" hatte bereits Gelegenheit, das neue Flaggschiff der Taiwaner auf Herz und Nieren zu prüfen, und geht im untenstehenden Testbericht ausführlich auf die Vorzüge sowie die Nachteile des Android-Smartphones ein.
10. April 2013

     

Mit dem HTC One ist es endlich einem Hersteller gelungen, ein Smartphone auf den Markt zu werfen, das Apples iPhone in Form und Gestalt in Nichts nachsteht. Das wertige Gehäuse des HTC One wurde aus einem Guss gefertigt und besteht sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite aus Aluminium, einzig auf den Seiten sowie an zwei dünnen Streifen auf der Hinterseite wurde stattdessen Polykarbonat verwendet. Diese Aussparungen sind nötig, um trotz des Aluminiumgehäuses den Empfang gewährleisten zu können. Die eingelassenen Polykarbonat-Streifen tun dem edlen Design jedoch keinen Abbruch, sondern könnten durchaus als Stilelement durchgehen. Auch der MicroSIM-Karten-Slot und der Lautstärkeregler sowie der Ein- beziehungsweise Ausschaltknopf des neuen Vorzeigemodells von HTC sind so angebracht worden, dass sie kaum hervorstehen. Der Unibody des One bringt jedoch nicht nur Vorteile mit sich. Einer der Minuspunkte, der damit einhergeht, ist der fest verbaute Akku, der sich nicht auswechseln lässt.


Was bisherigen HTC-Nutzern ebenfalls ins Auge stechen dürfte, ist das Fehlen des Multi-Tasking-Buttons. So wurde der kapazitive Home-Button von der Mitte nach ganz rechts aussen geschoben und erfüllt nun gleich drei Funktionen: Zum ersten dient er bei einem Klick dazu, aus einer App direkt auf den Home-Screen wechseln zu können, und zum anderen öffnet sich bei zwei Klicks eine Übersicht über die zuletzt geöffneten und die im Hintergrund laufenden Apps. Hält man den Knopf etwas länger gedrückt, öffnet sich zudem Google Now. In der Mitte prangt nun das HTC-Logo, das über keine Funktionalität verfügt. Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit sollte diese Umstellung jedoch kein Problem mehr darstellen.

Speedy Gonzales

Doch das HTC One besticht nicht nur durch sein Aussehen, auch bezüglich der Hardware kann das Smartphone, das auf Android 4.1 basiert, einiges vorweisen. Bei einem Verkaufspreis von 849 Franken darf dies aber auch erwartet werden. So hat der taiwanische Hersteller seinem neuesten Wurf einen Snapdragon-600-Quad-Core-Prozessor aus dem Hause Qualcomm spendiert, der mit 1,7 GHz taktet. In Verbindung mit den 2 GB Arbeitsspeicher sorgt dieser für eine äusserst schnelle und flüssige Anwendererfahrung. Erfreulich wäre hingegen gewesen, wenn das interne Speichervolumen von 32 GB durch eine MicroSD-Karte hätte erweitert werden können. Dazu fehlt jedoch der Slot.



Der Akku weist derweil eine Leistung von 2300 mAh auf, womit das Smartphone bei Normalgebrauch – sprich bei gelegentlicher Telefonie, Game-Runden und Internetnutzung – gut und gerne einen Tag übersteht. Wer den Akku schonen möchte, hat zudem die Möglichkeit, den Stromsparmodus zu aktivieren. Dabei wird jedoch zur Stromeinsparung beim Wechsel in den Stand-by-Modus jeweils die Datenverbindung gekappt.


Weiter ist das High-End-Gerät trotz des 4,7 Zoll grossen Displays mit einem Gewicht von 143 Gramm angenehm leicht und liegt dank der abgerundeten Rückseite gut in der Hand. Der doch ziemlich grosszügig bemessene Bildschirm hat aber den Nachteil, dass sich das Gerät von Leuten mit eher kleineren Händen nur schwer einhändig bedienen lässt. Dafür garantiert er mit einer Auflösung von 1920x1080 Pixeln Full-HD-Qualität und eine bis anhin unerreichte Pixeldichte von 468 ppi. Und selbst bei einem etwas seitlichen Blickwinkel oder bei Sonneneinstrahlung lassen sich die auf dem Bildschirm dargestellten Inhalte zumeist einwandfrei erkennen.

Social-Media-lastige Oberfläche

Software-seitig ist als erstes die überarbeitete Benutzeroberfläche Sense 5 zu nennen, mit der das Feature Blinkfeed eingeführt wird. Diese Zusatzfunktion verwandelt den Homescreen in einen News-Reader. Angezeigt werden dabei Inhalte aus den sozialen Medien wie Facebook oder Twitter sowie von individuell festlegbaren News-Seiten. Das entsprechende Medienangebot hält sich jedoch bis anhin in Grenzen, wodurch vor allem Neuigkeiten aus der Schweiz eher rar sind. HTC verspricht jedoch, bereits an der Erweiterung der Auswahlmöglichkeiten zu feilen. Da Blinkfeed sich laufend aktualisiert, empfiehlt es sich, das Feature im Ausland so einzustellen, dass die Aktualisierung nur dann erfolgt, wenn auf ein WLAN-Netz zugegriffen werden kann. Ansonsten könnte sich HTCs Neuerung schnell einmal als teurer Spass herausstellen. Wem der Neuigkeiten-Stream gar nicht zusagt, der kann diesen durch einen Wisch auf die linke Seite schieben und damit auf den altbewährten Homescreen wechseln. Vollständig ausschalten lässt sich das Feature jedoch nicht.


Was sich bei Blinkfeed noch als nützliche Zusatzfunktion erachten lässt, wird beim Fotoalbum hingegen eher als lästig empfunden. Öffnet man die App, werden einem statt lediglich der eigenen Fotos auch die Schnappschüsse aller Freunde angezeigt, die sie beispielsweise auf Facebook geteilt haben. Dies geht auf Kosten der Übersicht, die sich auf Grund der vielen Ordner, die automatisch angelegt werden, ohnehin nicht ganz einfach gestaltet. So wird jeweils für Screenshots, Alben die man vom PC hochlädt, versendete und erhaltene Whatsapp-Bilder sowie Schnappschüsse, die man mit der HTC-Kamera macht, ein eigenes Album erstellt. Hier wäre weniger deutlich mehr.

Grösse statt Menge

Damit sind wir bei einem der Punkte angelangt, um den mindestens so viel Aufhebens gemacht wurde, wie um Blinkfeed: Die Kamera. Hier geht HTC seinen eigenen Weg und hat sich entschieden, entgegen dem Trend zu Kameras mit immer höheren Pixelzahlen, eine mit lediglich 4 Megapixeln zu verbauen. Diese greift dafür auf eine Technologie namens Ultrapixel zurück, mit Hilfe derer laut dem Hersteller dank grösseren Pixeln bis zu 300 Prozent mehr Licht eingefangen werden könne, als mit herkömmlichen Smartphone-Knipsern. Die Fotos wirken bei schlechten Lichtverhältnissen denn auch tatsächlich heller, als die der Konkurrenz. Bei optimalen Bedingungen ist dagegen kaum ein Unterschied zu auszumachen. Ein Nachteil der geringen Pixelzahl äussert sich jedoch bei der Vergrösserung der Bilder, wo die HTC-One-Fotos schnell einmal an ihre Grenzen stossen.


Doch einzig an der Pixelzahl der Kamera zu schrauben, war dem Hersteller zu langweilig. Neu sind die Nutzer des Smartphones deshalb in der Lage, mit Zoe Bilderserien aufzunehmen, die anschliessend zu dreisekündigen Videos verarbeitet werden. In der Alben-App können diese Minivideos zusammen mit den übrigen Fotos im Ordner Ereignisse als 30-sekündige Diashows dargestellt werden. Alternativ kann man aus den Bildserien auch die besten Schnappschüsse herauspicken oder unliebsame Objekte entfernen.

Sound boomt

Kommen wir vom Bild zum Ton. Bereits bei der ersten Betrachtung des des HTC One stechen einem sofort die beiden Lautsprecher oben und unten auf der Vorderseite ins Auge. Durch diese optimale Lage der Lautsprecher sowie Beats Audio verspricht der Hersteller der Klientel ein neues Sound-Erlebnis, den sogenannten Boomsound, bieten zu können. Und dieser hat es wahrlich in sich. Die Lautstärke des Smartphones kann erstaunlich hoch geschraubt werden, ohne dabei an satter Tonqualität einbüssen zu müssen. Verzichtet man jedoch auf Beats Audio, fällt der Sound wesentlich flacher aus.


Die Qualität der Telefongespräche fällt entsprechend positiv aus. Das mitgelieferte Headset, das mit In-Ear-Phones daherkommt, ist hingegen Geschmackssache – funktionieren tut es zumindest einwandfrei. Ebenfalls etwas störend empfunden wurde die doch recht stark ausgeprägte Vibration und die mangelnden Lautstärkeoptionen. So kann der Ton selbst auf niedrigster Stufe nicht wirklich als leise bezeichnet werden.

Fernsehsteuerung per Smartphone

Ein letztes Feature, dem etwas Aufmerksamkeit gewidmet werden sollte, ist die Möglichkeit, das Smartphone dank IR Blaster zur Fernbedienung umzuwandeln. Der Infrarotsensor versteckt sich hinter dem An- beziehungsweise Aus-Knopf. Die Einrichtung einer Fernbedienung erfolgt über die vorinstallierte TV-App. Zu Beginn müssen dazu gezwungenermassen die Postleitzahl und der TV-Anbieter an- wie auch die Zustimmung gegeben werden, dass HTC Informationen zum Fernsehverhalten des Nutzers sammeln darf. Wen dies nicht stört, der erhält nach diesen Einstellungen einen Programmführer, der anhand der Interessen individuell an den Nutzer angepasst werden kann. Ist es einem erst einmal gelungen, das Gerät erfolgreich mit dem Smartphone zu koppeln, funktioniert die Bedienung tadellos.

Fazit

HTC hat bei seinem neuesten Wurf alles auf eine Karte gesetzt und wird belohnt. Das HTC One besticht durch sein edles Design und kann mit einer äusserst leistungsfähigen Hardware auftrumpfen. Einzige Kritikpunkte sind die fehlenden Optionen, den Akku auswechseln zu können oder den internen Speicher per MicroSD-Karte zu erweitern, sowie der hohe Verkaufspreis. Auch die Software weiss mit den vielen neuen Features zu überzeugen. Wenn die Social-Media-Lastigkeit noch etwas abgeschwächt werden würde und der Blinkfeed an Auswahlmöglichkeiten dazugewinnt, hat das neue HTC-Flaggschiff durchaus das Potential, für den angeschlagenen Hersteller zum Licht am Ende des Tunnels zu werden. (af)


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Kommentare
"Also alles aus einem Guss und dazwischen Polycarbonat ist schon ein Widerspruch in sich." Das ist kein Widerspruch. Die Polycarbonatstreifen durchbrechen das Unibody Alugehäuse nicht vollständig, sie sind nur in gefräste Vertiefungen des Alukörpers außen eingelegt und decken die außerhalb des Unibodys (in den gefrästen Vertiefungen) liegenden Antennen ab. Dies ist auf den Fotos des "Rohkörpers", die man im Netz überall sehen kann, gut zu erkennen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass die Sende- & Empfangseigenschaften durch diese Bauart hervorragend sind. (trotz Metallgehäuse)
Mittwoch, 10. April 2013, OneOwner

Also alles aus einem Guss und dazwischen Polycarbonat ist schon ein Widerspruch in sich. Das man mit einem 2300mAh Akku gerade mal "gut und gerne" einen Tag meistern kann ist fragwürdig und nicht wirklich eine Weiterentwicklung. Das HTC Sense ist auch nicht so der Bringer in der aktuellen Version und die Bilder dieser vollmundig angepriesenen Kamera sind schlechter als die der aktuellen Konkurrenz. Trotzdem hat HTC ohne Frage ein tolles, schnelles und edel anmutendes Gerät auf den Markt gebracht, welches sich zwar technisch nicht wirklich von den Mitbewerbern abhebt, welche auch alle in den neuesten Modellen mit Full HD Displays und schnellen Prozessoren antreten, mit vernünftigem Sound (endlich wurde ich erhört und man hat extra nur für mich zwei Frontspeaker eingebaut - ich hasse mein Galaxy Note für den miesen Speaker auf der Rückseite :D ) und toller Haptik. Es wurde auch endlich Zeit dafür. Nach meinem HTC Desire musste ich nämlich mangels wirklich guten Geräten meine langjährige HTC Windows Mobile Zeit hinter mir lassen und zu Samsung überlaufen. Vielleicht lauf ich jetzt zurück :D...
Mittwoch, 10. April 2013, Karin



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