Im März sorgte
Oracle mit der Ankündigung, in Zukunft keine Software mehr für Server mit Intels Itanium-Prozessoren
zu entwickeln, für grosses Aufsehen. In der Folge entbrannte ein heftiger Streit zwischen dem Datenbankspezialisten und
HP (Swiss IT Magazine
berichtete), der weiterhin im Gang ist und sich bestimmt noch bis ins Frühjahr 2012 hinziehen wird.
Nutzniesser des Itanium-Rückzugs von Oracle könnte nun dessen grosser Konkurrent SAP werden. Mit der Übernahme von Sybase ist der deutsche Business-Software-Hersteller im Mai 2010 nämlich in den Besitz der Datenbanksoftware Sybase ASE gekommen. Und diese könnte nun, geht es nach HP und
SAP, auf vielen Hochverfügbarkeitslösungen und geschäftskritischen Servern Oracle 11g ersetzen. Welche Möglichkeiten sich Oracle-Kunden konkret bieten, haben die beiden Unternehmen diese Woche gemeinsam mit
Intel an einem Presse-Roundtable gezeigt.
Sybase ASE: 40 Prozent günstiger als Oracle DB?
Laut Adrian Mebold (Bild), Sales Manager der Server Division von HP Schweiz, kann man im Markt derzeit drei mögliche Strategien beobachten: Es gebe zum einen Itanium-Kunden, die ein komplettes Oracle-Exit planen, also alle ihre Oracle-Software durch Konkurrenzprodukte ablösen. Dann gebe es Unternehmen, die ein Teil-Exit planen und schliesslich eine Gruppe von Unternehmen, die einen kompletten Hardware-Wechsel in Betracht ziehen.
Eine der Alternativen zu
Oracle, insbesondere für Unternehmen mit SAPs Business-Software-Lösungen, ist die angesprochene Kombination von Sybase ASE und Integrity-Servern mit Unix von
HP. Stephan Sieber, Sales Director von
SAP Schweiz, streicht dabei die Durchgängigkeit von der Datenbank über die Software bis auf mobile Endgeräte als grossen Vorteil hervor. Zudem soll Sybase ASE, was die Lizenzierungskosten betrifft, über 40 Prozent günstiger sein als eine vergleichbare Oracle-Lösung. Einen Haken hat das ganze jedoch: ASE wird derzeit erst von SAPs aktuellsten Business-Software-Lösungen unterstützt.
Sowohl bei HP als auch bei SAP weiss man jedoch, dass eine Datenbankmigration nicht gerade trivial ist. Wie lange sie ungefähr dauert, kommt natürlich auf die Grösse der Installation an. Laut Mebold rechnet man aber mit ungefähr einem Jahr. Wer es ganz sportlich angehen möchte und könne, der stemme so ein Projekt auch in sechs bis neun Monaten. Allerdings bestehe kein Zeitdruck: Wer wechseln wolle, müsse das nicht von heute auf morgen tun, da Oracle für 11g noch bis 2018 Support anbiete.
Wer sich eine SAP-HP-ASE-Umgebung ansehen möchte, kann dies seit kurzem im SAP Innovation Center von SEC 1.01 und Swisscom in Aarau tun, das auf einer ebensolchen Infrastruktur basiert und als "professionelle Spielwiese" Kunden alle möglichen SAP-Szenarien durchspielen lässt.
Projekt "Odyssey": Geschäftskritische Datenverarbeitung auf x86-Servern von HP
HP will es im Bereich der Hochverfügbarkeitsserver allerdings nicht nur mit Itanium-Servern wissen: Wie das Unternehmen ein paar Stunden nach dem Presse-Roundtable mitteilte, führt man im neuen Entwicklungsprojekt "Odyssey" Unix- und x86-Serverarchitekturen für geschäftskritische Datenverarbeitung zusammen. "Unsere Kunden wünschen sich die Qualität, die sie von geschäftskritischen HP-UX-Umgebungen auf Integrity-Servern kennen, auch für x86-Infrastrukturen", sagt Martin Fink, Senior Vice President und General Manager, Business Critical Systems bei
HP.
Das Projekt umfasst Entwicklungspläne für die Systeme HP Integrity und HP Nonstop, ausserdem für die Betriebssysteme HP-UX und OpenVMS. Darüber hinaus ist geplant, in den nächsten zwei Jahren Blades mit Intel-Xeon-Prozessoren für HP Superdome 2 (Codename "Dragonhawk") und für skalierbare C-Class-Gehäuse (Codename "Hydralynx") auszuliefern. Im gleichen Zeitrahmen sollen HP-UX-Innovationen in Windows- und Linux-Umgebungen einfliessen.
(mv)