Editorial

Der Niedergang geht weiter: Palm-Story, nächster Teil

Die Kette missliebiger News, die spätestens letztes Jahr mit sinkenden Marktanteilen, Firmensplitting und Management-Abgang begann, hat sich in den vergangenen Wochen Glied um Glied verlängert.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2002/06

     

Palm hat wirklich einen schweren Stand. Die Kette missliebiger News, die spätestens letztes Jahr mit sinkenden Marktanteilen, Firmensplitting und Management-Abgang begann, hat sich in den vergangenen Wochen Glied um Glied verlängert und dabei an erdrückender Schwere weiter zugenommen.



Ich rekapituliere einige Fakten: Schon im Oktober 2001 stellte Gartner fest, dass im dritten Quartal mehr als ein Drittel weniger PDAs verkauft wurden. Interessanterweise konnte Palm seinen Marktanteil gegenüber dem zweiten Quartal halten, wozu noch die 12 Prozent von Handspring und einige weitere Anteile kommen, die auf die Palm-OS-Plattform setzen. Die 2001er-Schlussbilanz sieht düsterer aus. Die laut Dataquest verkauften 5,1 Millionen Palm-Handhelds bedeuten einen deutlichen Rückgang in absoluten Zahlen; der Marktanteil sank von 50 auf unter 39 Prozent.




Unangenehmes auch von der Front der Mitstreiter. IBM verkauft an gewöhnliche Kunden sein Workpad nicht mehr - das war ein Palm-Organizer, der mit einem IBM-Logo verziert wohl an Seriosität gewinnen sollte, dennoch aber nur 190'000 mal verkauft wurde. Anders Handspring, die ja gerüchteweise auch schon mal bei Palm auf Brautschau gewesen sein soll und, ein anderes Gerücht, statt PDAs künftig kabellose Kommunikationsgeräte herstelle - man will beim grössten Palm-Mitbewerber/Mitstreiter nun doch weiter auf gute alte PDAs setzen.



An der Entwicklerkonferenz PalmSource erhielt die Developer-Gemeinde Anfang Februar einen ersten Einblick in die nächste Palm-OS-Generation, Version 5. Soviel ist bekant: Palm OS 5 wird stärkere Prozessoren unterstützen (ARM), was auch dringend nötig ist. Mangelnde Performance ist ja einer der grossen Schwachpunkte bisheriger Palm-OS-konformer Hardware für Anwender, die mehr als eine blosse Agenda wünschen.



Aufschlussreich, dass man mit dem ARM-Chip nun auf genau die gleiche Plattform setzt, die dem Pocket PC die Power verleiht. An der Konferenz wurde Beta-Hardware von Intel, Motorola und Texas Instruments demonstriert.



Der zweite Knackpunkt von Palm OS 5 sind verbesserte Security - zum Beispiel integriere Software für Datenverschlüsselung und Benutzerautorisierung, eindeutige Geräte-ID und SSL-Support auf Systemebene. Auch hier holt Palm OS 5 im wesentlichen nur gegen Pocket PC auf.



Als Hauptvorteil der Palm-Plattform propagiert der fürs Betriebssystem zuständige Teil von Palm, soeben übrigens auf den Namen Palmsource getauft, nach wie vor die dramatisch höhere Anzahl verfügbarer Applikationen - 13'200 seien es im Gegensatz zu den mageren 1600 Pocket-PC-Apps. Da wird allerdings nicht erwähnt, dass ein Grossteil der Palm-Anwendugen schlicht und einfach aus einer mit themenspezifischem Inhalt gefüllten Datenbank besteht. Für viel mehr sind die in der Palm-Welt nach wie vor üblichen acht Megabyte RAM ja auch zu knapp.



Von Palm enttäuscht dürften - man kennt es bereits von früheren Modellen - auch die Freunde des mobilen Datenverkehrs sein: Der neue Palm i705 ist nicht etwa, zumindest als Option, mit einem Tripleband-GSM-Funkteil für generellen Internetzugriff ausgestattet; er arbeitet nur mit dem ausschliesslich in den USA verfügbaren Palm.Net-Service. Wir Europäer bleiben einmal mehr aussen vor.

(ubi)


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