Beim Onlinehändler Brack.Alltron müssen sich einige Dutzend IT-Angestellte auf ihre bestehende Stelle neu bewerben,
wie der "Tages Anzeiger" übers Wochenende berichtet hat. Das Unternehmen habe bestätigt, dass einige IT-Stellen neu ausgeschrieben wurden. Es soll sich um rund 60 Stellen handeln. Unternehmensgründer Roland Brack bewarb die ausgeschriebenen, aber eigentlich bereits besetzten Stellen sogar auf Linkedin.
Ein Sprecher von Brack.Alltron hat die Aktion gegenüber der Zeitung begründet: Sie erfolge im Rahmen einer Reorganisation in agile Teams, die "neue Erwartungshaltungen" mit sich bringe – das Ganze, "um manövrierfähig zu bleiben". Dahinter dürfte der neue CEO Stephan Fraude stehen, der im Sommer 2024 bei Brack.Alltron das Zepter übernahm. Die Mitarbeitenden seien früh darüber informiert worden. Und man habe 20 Führungspositionen schon wieder mit internen Kandidaten besetzen können. Wenn möglich wolle man die bestehenden Mitarbeitenden "auf die Reise mitnehmen". Der Onlinehändler betont aber, es sei kein grossflächiger Stellenabbau geplant.
Bei der Belegschaft kommen die Reorganisation und die Neuausschreibung jedoch gar nicht gut an. Sichtbar wird dies etwa auf der Arbeitgeberbewertungsplattform Kununu. Dort geniesst Brack.Alltron zwar nach wie vor eine hohe Gesamtbewertung (4,1 von 5 Punkten), aber manche Mitarbeitende äussern sich in letzter Zeit negativ über das Unternehmen.
So heisst das etwa in einer Bewertung vom März 2025: "Man steuert von einem Extrem ins andere und Vieles, das uns bis anhin als Unternehmen ausgemacht hat, bleibt dabei wohl auf der Strecke. Ob das zielführend ist, wird sich zeigen, momentan würde ich den Arbeitgeber aber keinesfalls weiterempfehlen." Bemängelt wird dabei auch der Umgang mit älteren Kollegen und das Verhalten der Vorgesetzten: "Momentan herrscht vielerorts absolutes Micro-Management, was sehr anstrengend und nicht motivierend ist. Zudem werden die Entscheidungen nur noch top-down gefällt, die Führungskräfte agieren sehr autonom, zuständige Personen werden nicht in den Entscheidungsprozess involviert."
Auch andere Kommentatoren äussern sich mit Bewertungen wie "nicht mehr zu empfehlen" oder "von Familienwert Brack zu Konzern Bezos" oder "die Seele ist verloren gegangen". Dennoch sei nochmals angemerkt, dass
Brack Alltron insgesamt immer noch gut bewertet und von 44 Prozent der Kommentatoren der letzten zwei Jahre weiterempfohlen wird.
Update: Brack.Alltron hat gegenüber "IT Magazine" zum Vorgehen Stellung genommen. Mediensprecher Lukas Keller äussert sich wie folgt: "Alle Jobprofile in der IT werden sich verändern und wir möchten die bestmögliche Besetzung dieser Stellen für das Unternehmen, aber eben auch für unsere Mitarbeitenden. Das heisst, die Mitarbeitenden haben/hatten die Möglichkeit, unter diesen neuen Jobprofilen ihre Präferenz zu definieren und können/konnten das entsprechend intern kommunizieren. Zudem wurden alle mit entsprechendem zeitlichem Vorlauf über den neuen Prozess informiert."
Die Transformation biete gerade in der IT auch spannende Chancen für bisherige Mitarbeitende, sagt Brack.Alltron weiter. Insgesamt seien per 28. April 2025 neun von 13 Teamleiterstellen intern besetzt worden, darunter drei Beförderungen von Personen, die bis anhin keine Teamleitung innehatten. Ausserdem habe das Unternehmen zwei Head-of-Stellen und fünf Product Leads bereits intern besetzt. Und ein bisheriger Teamleiter habe eine neue Stelle als Senior Entwickler und sei mit dieser durch die Transformation möglichen Veränderung sehr glücklich.
(ubi)