Speicher einheitlich verwalten mit VDS
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/17
Eine der Storage-Technologien, die Microsoft mit dem Windows Server 2003 eingeführt hat, ist der Virtual Disk Service (VDS). Die Idee ist die Virtualisierung unterschiedlicher Storage Devices, so dass diese einheitlich verwaltet werden können.
In Umgebungen, in denen
verschiedene Server mit unterschiedlicher Hardware im Storage-Bereich eingesetzt werden, besteht meist das Problem, dass die Hersteller dieser Komponenten wie Storage Arrays oder RAID-Controllern jeweils eigene Verwaltungslösungen dafür bereitstellen. Die Verwaltung dieser Storage-Geräte wird dadurch relativ komplex.
Der VDS adressiert dieses Problem durch eine einheitliche Schnittstelle zu den verschiedenen Speicher-Geräten. Unterstützt werden einerseits die auf Systemebene verwalteten Geräte und andererseits Komponenten, für die Hardwarehersteller einen VDS-Provider bereitstellen. Solche Provider werden inzwischen von vielen führenden Storage-Anbietern wie EMC, HP oder Dell angeboten.
Der VDS ist in erster Linie eine Sammlung von APIs, über die physische Datenträger verwaltet werden. Der Dienst auf Systemebene stellt die Funktionen bereit, die für die Umsetzung der APIs benötigt werden. Die Aufrufe der VDS-API werden darauf von den Providern in die hardware- oder systemspezifischen Aufrufe umgesetzt.
Hardwarehersteller können dabei direkt auf die jeweiligen Systemfunktionen zugreifen. Zusätzlich gibt es zwei weitere generische Schnittstellen: Der Basic Disk Provider erlaubt die Verwaltung von Basis-Festplatten auf Windows-Systemebene. Diese sind der Standardtyp für Festplatten, wie er auch schon vor Windows 2000 unterstützt wurde. Mit dem Dynamic Disk Provider respektive der Erweiterung in Form des Veritas Dynamic Disk Provider können auch dynamische Datenträger verwaltet werden. Dynamische Datenträger sind flexibler als Basis-Datenträger, weil sie beispielsweise im laufenden Betrieb vergrössert werden können.
Um den VDS zu nutzen, sind spezifische Anwendungen erforderlich. Der einfachste Ansatz ist die Verwendung der Datenträgerverwaltung, die die VDS unterstützt. Über diese können allerdings nur grundlegende Funktionen durchgeführt werden, wie sie auch ohne VDS bei allen Datenträgern zur Verfügung stehen.
Zusätzlich werden für den VDS aber drei Anwendungen geliefert, wobei diskraid.exe nicht Teil des Betriebssystem ist, sondern zu den Resource Kit Tools gehört.
Die Anwendung diskpart.exe kann für das Management von einzelnen Datenträgern und Aufgaben wie die Partitionierung eingesetzt werden. Diskraid.exe wird für das Management von RAID-Subsystemen benötigt. Ausserdem gibt es noch mountvol.exe, um Volume Mount Points zu verwalten.
Der eigentliche Nutzen des VDS entsteht aber erst, wenn spezielle Storage-Management-Anwendungen eingesetzt werden. Solche Anwendungen werden beispielsweise im SAN-Umfeld, aber auch bei ETL-Tools (Extraction, Transformation, Loading – Werkzeuge, mit denen grössere Datenbestände zwischen unterschiedlichen Systemen ausgetauscht werden können) angeboten. Diese können die Funktionen der VDS und der recht umfassenden API nutzen, um Storage-Geräte unterschiedlicher Hersteller in einheitlicher Weise zu verwalten. Leider werden mit dem Windows Server 2003 keine integrierten Tools angeboten, die über das normale Volume-Management hinausgehen würden. Die Ausnahme im Microsoft-Umfeld bilden Erweiterungen für den Exchange Server und den SQL Server, mit denen VDS-Funktionen genutzt werden – aber spezifisch für diese Anwendungen und nicht generisch auf Systemebene.
Damit ist der VDS nur ein erster Schritt in Richtung einheitliches Volume-Management. Für die Storage-Spezialisten wird mit dem VDS die Integration eigener Lösungen in das Windows-Betriebssystem allerdings deutlich vereinfacht. Hersteller können ihre Komponenten für Standard-Werkzeuge unter Windows verfügbar machen. Sie haben aber auch die Möglichkeit, erweiterte Management-Anwendungen auf Basis des VDS zu entwickeln und damit die Lücke zu schliessen, die Microsoft (noch?) offen lässt.
Aktuell ist der VDS aber eine Systemkomponente, die ohne zusätzliche Provider von Hardwareherstellern nur einen geringen Zusatznutzen bringt – und auch dann nur eingeschränkt, soweit diese Anbieter nicht auch erweiterte Management-Lösungen im Storage-Bereich bereitstellen. Microsoft hat mit dem VDS eine wichtige Basis dafür geschaffen, ohne aber den grossen Nutzen zu liefern, der erst durch eine wesentlich erweiterte Datenträgerverwaltung entstünde, die sowohl RAID-Komponenten als auch SAN-Systeme deutlich umfassender unterstützt, als das heute der Fall ist. Man darf gespannt sein, ob der kommende Windows-Release «Vista» diese Erweiterungen beinhalten wird.