Zwanzig Sieger und ein Flop
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/22
Es gab 2004 wenig bahnbrechende IT-Neuerungen. Sowohl Hardware als auch Software entwickeln sich eher evolutionär, technologische Revolutionen sind selten. Dennoch haben Sie, liebe InfoWeek-Leser, aus einer Unmenge von neu erschienenen Produkten Ihre Favoriten gewählt – auch heuer nahmen mehrere hundert Personen an unserer Online-Umfrage «Produkte des Jahres» teil.
Typisch für das evolutionäre Verhalten des Marktes ist die Kategorie Betriebssysteme: Weder Microsoft noch Apple, auch kein Linux-Distributor, haben wirklich Neues zu bieten. Der Kategoriensieger, die Media Center Edition von Windows, ist eine Weiterentwicklung der letztjährigen Erstausgabe – allerdings eine bedeutende, denn erst jetzt kommen passende Geräte in nennenswerter Vielfalt auf den Markt. Ähnlich zeigt sich die Grafiksoftware: Bei Photoshop und Konsorten ging die letzte grosse Update-Runde schon 2003 über die Bühne; eine neue Version gab es 2004 nur beim Open-Source-Mitbewerber Gimp.
Ziemlich einig waren sich die Teilnehmer bei Flop und Innovation des Jahres: Die «gekaufte Lehrstelle» und das zusammenrollbare Display waren bei den Lesern ebenso verpönt beziehungsweise ersehnt wie auf der Redaktion. Daran ändern auch einzelne Zusatzerwähnungen nichts – ein Teilnehmer hatte doch tatsächlich «Berings Finanz-Applikation» als Innovation des Jahres vorgeschlagen...
Es kommen immer mehr Multimedia-Geräte auf den Markt, die auf Basis der Media Center Edition von Windows XP arbeiten – vom Unterhaltungs-Server bis zu multimedialen Handhelds. Die InfoWeek-Leser haben die neueste Ausgabe des Multimedia-Betriebssystems mit 52 Prozent der Stimmen folgerichtig zum Sieger der Betriebssystem-Kategorie erkoren.
Info:Microsoft, www.microsoft.ch
Preis: nur zusammen mit einem Media-Center-fähigen Gerät erhältlich
Finalisten: Suse Linux Enterprise Server, Sun Java Desktop
Die Oracle-Datenbank gilt zwar als eher teuer, bietet aber bereits in der Grundausstattung sowohl hohe Performance, Stabilität und Sicherheit als auch eine Fülle von Features wie Storage Management, Data Warehousing und Business Intelligence, native Grid-Unterstützung sowie Hochverfügbarkeit und Skalierbarkeit auf Applikationsebene mit «Real Application Clusters».
Info:Oracle, www.oracle.ch
Preis: ab ca. Fr. 1000.- (Standard Edition One mit 5 Named Users)
Finalisten: Filemaker Pro 7, IBM DB2 UDB v8
Mit Biztalk Server, NetWeaver und Websphere-Appserver liegen drei Infrastrukturkomponenten mit geringem Abstand an der Spitze (28, 25 und 25 Prozent) der Lesergunst. Der Microsoft-Integrationsserver überzeugte in der 2004er-Version mit neuen Diensten zur Echtzeit-Überwachung von Prozessen und Konformität mit aktuellen Standards wie BPEL und XSD.
Info:Microsoft, www.microsoft.ch
Preis: auf Anfrage
Finalisten: SAP NetWeaver 2004, IBM WebSphere Application Server 6
Der Desktop-Video-Markt ist gespalten: Premiere gibt es nur noch für die Windows-Plattform, Final Cut Pro bloss fürs Mac OS X. Von den InfoWeek-Lesern bevorzugen 56 Prozent das Adobe-Produkt; die in Profikreisen vielgerühmte Apple-Lösung kam nur auf 10 Prozent der Stimmen. Dazwischen liegt mit 28 Prozent das freie GIMP.
Info:Adobe, www.adobe.ch
Preis: ca. Fr. 1350.-
Finalisten: The GIMP 2, Final Cut Pro HD
Auch bei den Entwicklungstools ist das Verdikt eindeutig: Der 2005er-JBuilder schwingt mit 43 Prozent gegenüber den Open-Source-Tools Eclipse und Open MDX klar obenauf. Im Einklang mit den neuesten Java-Trends bietet JBuilder 2005 Support für J2EE 1.4 und J2SE 5.0. Dazu kommen ein visueller Flow-Designer und ein JavaServer Faces Editor, ALM-Integration, Code Audits und Tools zur Performance-Optimierung.
Info:Borland,
www.borland.ch
Preis: gratis (Foundation), ca. Fr. 800.- (Developer), ca. Fr. 5600.- (Enterprise)
Finalisten: Eclipse 3, Open MDX
Viele potentielle CRM-Anwender haben offenbar auf eine Lösung vom Office-Marktführer gewartet: Mit 44 Prozent der Stimmen lag das Microsoft-CRM vor der Exchange-Alternative OpenXChange und der Peer-to-Peer-Kollaborationslösung Groove 3 klar obenauf. Das Produkt richtet sich an KMU mit 25 bis 500 Arbeitsplätzen und überzeugt mit einfacher Bedienung dank nahtloser Outlook-Integration.
Info:Microsoft, www.microsoft.ch
Preis:ca. Fr. 40'000.- (Pro-Version für 25 User)
Finalisten: OpenXChange, Groove 3
Firefox rules! Der neue Browser aus der Mozilla-Küche kommt mit einer Zweidrittelsmehrheit zuoberst aufs Podest der Kategorie Internet-Tools. Er reagiert schnell, befolgt alle massgeblichen Web-Standards buchstabengetreu und kommt als schlanker 4,7-Megabyte-Download ins Haus und nicht als eierlegende Wollmilch-Mastsau mit unnötigen Zusatzfunktionen.
Info:Mozilla, www.mozilla.org
Preis: gratis (Open Source)
Finalisten: Eudora 6.1, Opera 7.54
Antivirus-Software hat sich vom belächelten Produkt für Übervorsichtige zum Kassenschlager entwickelt. Die AntiVirus Enterprise Edition von Symantec ergänzt die Corporate Edition mit Spezialprodukten zur Absicherung von SMTP-, Exchange- und Lotus/Domino-Servern. Dazu kommt Symantec Web Security, das den HTTP- und FTP-Verkehr am Gateway auf maliziösen Code überprüft.
Info:Symantec, www.symantec.ch
Preis: auf Anfrage
Finalisten: McAfee System Protection, Kaspersky Security
Mit PHP, Mambo (Content Management) und TopStyle Pro (CSS-Editor) verteilen sich die Podestränge der Web-Entwicklungstools auf drei völlig unterschiedliche Kategorien. PHP siegt mit 61 Stimmenprozenten allerdings deutlich – und das ist kein Wunder: Der «Hypertext Preprocessor» dürfte wohl trotz J2EE-Dominanz in der Unternehmens-IT die meistverbreitete Basis für Web-Anwendungen bleiben.
Info: PHP, www.php.net
Preis: gratis (Open Source)
Finalisten: Mambo 4.5.1, TopStyle Pro 3.1
Aggressive Online-Werbung, Ausspionieren der Arbeit am PC mittels Spyware, Browser-Hijacking und Dialer sind nur einige der Myriaden von Böswilligkeiten, mit denen sowohl Hacker als auch ansonsten seriöse Unternehmen den Surfer belästigen. Ad-Aware verspricht umfassenden Schutz vor solchen Missliebigkeiten, was 39 Prozent der Leser offenbar bestätigen.
Info: Lavasoft, www.lavasoftusa.com
Preis: gratis (Personal), Dollar 40 (Professional)
Finalisten: Knoppix, Spybot 1.3
Mit einem oder zwei Xeon-Prozessoren bis zu 3,6 GHz und 800 MHz FSB, bis zu 6 internen Ultra320-Harddisks und bis zu 12 GB RAM bringt der schon seit den Compaq-Zeiten bewährte Rackmount-Server auch in der vierten Generation Spitzenleistung in zwei Höheneinheiten zu konkurrenzfähigem Preis – Anlass für 38 Prozent der Teilnehmer, den DL380 G4 zum Server des Jahres zu wählen
Info:HP, www.hp.com/ch
Preis: ab ca. Fr. 4000.-
Finalisten: Dell PowerEdge 2850, IBM eServer p5
«Der Dell-PC mit unvergleichbarer Technologie und ultimativem Design. Ideal für Gaming-Profis und anspruchsvollste Multimedia-Benutzer», verkündet die Schweizer Dell-Website. Mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen – die Marke Dell findet sich vom Wohnzimmer bis zur öffentlichen Verwaltung fast überall, und die XPS-Linie ist seit langem für rasche Integration der neuesten Technologien bekannt.
Info: Dell, www.dell.ch
Preis: ab ca. Fr. 2300.-
Finalisten: Apple iMac G5, HP dx6050 Microtower
Mit leichtem Vorsprung vor dem IBM Thinkpad T42 (28%) und deutlichem Abstand zum flashigen Ferrari-Teil von Acer (12%) besteigt das 1,32 kg leichte Business-Notebook von Dell das Siegerpodest. Mit einem 12-Zoll-XGA-Bildschirm, einem 1,4-GHz-Pentium-M, Intel Extreme Graphics, bis zu 60 GB Harddisk und bis zu 1 GB RAM bewältigt es alle Aufgaben des Geschäftsalltags.
Info: Dell, www.dell.ch
Preis: ab Fr. 2346.-
Finalisten: IBM Thinkpad T42, Acer Ferrari 3200
Deutlich vor dem «Nur-PDA» Tungsten T5 plazierten sich zwei Smartphones, an der Spitze die mittlerweile dritte Generation von Sony Ericsson. Das P910i verfügt über eine zwar kleine, aber vollständige und echte alphanumerische Tastatur, so dass auch handschriftlich Missbegabte nicht auf exzessiven SMS-Versand und Verfassen längerer E-Mails verzichten müssen.
Info: Sony, www.sonyericsson.ch
Preis: ab ca. Fr. 1000.- (ohne Abo)
Finalisten: HP iPAQ h6340, PalmOne Tungsten T5
Noch ist das Papier die mobilste Form der Informationspräsentation – aber nicht mehr lange: Die Forscher von Philips haben ein zusammenrollbares Display entwickelt, das nicht allzu weit von der Marktreife entfernt ist. In ein paar Jahren nimmt man das E-Book ins Bett, und zwecks Zeitvertrieb bei sanitären Vorgängen begleitet einen die E-Zeitung aufs Häuschen. Weitere Nennungen: Apple iMac G5, Orbit/iEX-Zusammenschluss, Optima-Preisplan von Orange.
Der kompakte A4-Arbeitsplatz-Farblaser von Canon galoppiert mit mehr als doppelt soviel Stimmen wie die zweit- und drittplazierten Printer durchs Ziel. Die Eckdaten: 16 Schwarzweiss- und 4 Farbseiten pro Minute, 2400x600 dpi, 48x45x32 cm bei 15 Kilo, USB- und optionaler Netzwerkanschluss, Canon-eigener Windows-Treiber statt PostScript.
Info: Cannon, www.canon.ch
Preis: ab ca. Fr. 850.-
Finalisten: Konica Minolta Magicolor 5430, Lexmark C510n
Unter den Flachbildschirm-Anbietern hat sich Samsung hierzulande einen Spitzenplatz erobert. Das gilt auch für den SyncMaster 193P, einen eleganten 19-Zoll-TFT-Bildschirm mit einem Kontrastverhältnis von 1000:1, der ohne Bedienungsknöpfe auskommt. Zu den Besonderheiten zählt der Pivot-Modus: Der 193P lässt sich im Hoch- oder Querformat nutzen.
Info: Samsung, www.samsung.ch
Preis: ab ca. Fr. 1000.-
Finalisten: Belinea 10 20 05, Apple Cinema Display HD 30
Der Ausgang war knapp – das Nikon-Modell liegt mit 32 Prozent knapp vor der Canon PowerShot Pro 1 mit 30 Prozent. Die Coolpix 8400 zeigt als einzige Kompakt-Digicam am Markt einen ausgesprochenen Hang zum Weitwinkel; der Zoombereich entspricht 24 bis 85 mm im Kleinbildformat. Die übrige Ausstattung und das Aussehen entsprechen dem von Nikon seit der Coolpix 5000 gewohnten Niveau und Design.
Info: Nikon, www.nikon.ch
Preis: Fr. 1298.-
Finalisten: Canon Powershot Pro 1, Olympus E-300
Mit einem Preis von knapp 3000 Franken, einer Helligkeit von 2200 Lumen und einem Kontrastverhältnis von 2000:1 darf der 4100MP als technisch up-to-date und preislich akzeptabel bezeichnet werden. Das DLP-Gerät bietet XGA-Auflösung mit Auto-Synchronisation für UXGA-Signale, voreingestelte und benutzerdefinierbare Video-Modi sowie eine Picture-in-Picture-Option.
Info: Dell, www.dell.ch
Preis: Fr. 2999.-
Finalisten: HP MP3222, Panasonic PT-LB10SE