Facebook soll dubiose Werbeangebote, teils mit fraglichen Inhalten wie etwa russischer Propaganda, systematisch ignorieren. Die zeigt
eine Recherche der Nonprofit-Organisation Reset Tech (
via "Zeit Online"). Ausgehend sind die genannten Werbungen von grossen Account-Netzwerken, von denen wahrscheinlich eine grossse Zahl automatisiert erstellt wird (Bots). Eigentlich wären solche Bot-Netze durch
Facebook respektive den Mutterkonzern
Meta recht einfach zu identifizieren, wie sich die Autoren sicher sind – daher werfe das Ignorieren des Problems grosse ethische Fragen auf. Neben fragwürdigen Produkten wie verschiedenen Nahrungsergänzungsmitteln sei Reset Tech dabei auch auf eine grosse Masse Profilen gestossen, die etwa für die russische Desinformationskampagne Doppelgänger Werbung machten. Diese postet unter dem Namen grosser europäischen Medienmarken Fake News.
Untersucht wurden sieben solcher Netzwerke mit 3,8 Millionen Facebook-Profilen, die alle für Doppelgänger Werbung geschaltet haben. Gerade die Tatsache, dass in Spitzenzeiten teils tausende solcher Bot-Profile mit immer ähnlichen Namen erstellt wurden, die sozusagen auf Abruf darauf warten, entsprechende Werbung zu schalten, müsste von Meta bemerkt werden können, wie es im Bericht heisst.
Auch haben die Autoren versucht nachzurechnen, was das für
Meta finanziell bedeutet. Die Schätzung besagt, dass für 6000 Anzeigen von Doppelgänger zwischen 100'000 und 600'000 Euro geflossen sein müssten. Erreicht hätten diese dann rund 58 Millionen User in der EU.
Das eigentliche Problem – die Abhängigkeit des Internet-Ökosystems von Werbung – wird bei der Lektüre der Kommentare unter dem "Zeit"-Artikel verdeutlicht: Viele Nutzer berichten, welche Anzeigen Ihnen unter vorliegendem, anprangerndem Artikel angezeigt werden: Nicht selten ist das zwar keine russische Propaganda oder Fake News im Namen etablierter Medien, dafür ebenfalls dubiose Werbung für Gesundheitsthemen oder Games mit fragwürdiger Strategie für die Monetarisierung.
(win)