Nachdem wir uns in en letzten Wochen die beiden neuen Google-Smartphones
Pixel 9 Pro und
Pixel 9 Pro Fold etwas genauer angeschaut haben, ist nun die Smartwatch Pixel Watch 3 an der Reihe, die im Spätsommer gemeinsam mit den Smartphone-Flaggschiffen vorgestellt wurde. Während wir von den beiden Handys ziemlich angetan waren, weiss die smarte Uhr nicht ganz in dem Ausmass zu begeistern. Was zum Teil aber wohl auch mit persönlichem Geschmack zusammenhängt. Doch der Reihe nach.
Akku-Laufzeit ungenügend
Googles Pixel Watch 3 kommt wie seine Vorgänger im selben, abgerundeten Design, das ein wenig an ein abgelutschtes Bonbon erinnert – hier sind wir bereits beim Thema persönlicher Geschmack. Es mag Anwender geben, denen das Pixel-Watch-Design gefällt, wir gehören nicht dazu, wir präferieren auch für eine Smartwatch ein eher klassischeres Uhrendesign wie dasjenige unserer Alltags-Uhr, der Huawei Watch GT Runner, die wir jeweils als Referenz beiziehen. Wie die Pixel Watch selbst kommt auch der Ladeknopf im Pillendesign, ist allerdings ein gutes Stück kleiner. All den Rundungen zum Trotz kann man die Uhr aber nicht beliebig auf dem Ladegerät platzieren, vielmehr wird sie nur in genau einer Position geladen, wenn sie genau auf den vier sichtbaren Pins liegt. Das zum Beispiel funktioniert bei Huawei anders und damit besser. Ebenfalls nicht so richtig glücklich werden wir mit dem Verschlussmechanismus des mitgelieferten Armbands, wo wir selten auf Anhieb das passende Loch für unser Handgelenk finden.
Im Vergleich zum Vorgänger hat
Google vor allem das Display der Uhr überarbeitet. Dieses gibt es nun mit 41 sowie neu auch mit 45 Millimeter Durchmesser, was zusammen mit dem dünneren Rändern 40 Prozent mehr Displayfläche ergeben soll. Es soll ausserdem deutlich heller sein als bisher und bis zu 2000 Nits hell leuchten, und wir können bestätigen, dass es auch bei direkter Sonneneinstrahlung bestens ablesbar ist.
Gearbeitet wurde auch am Akku, der nun 35 Prozent mehr Kapazität bietet. Was immer noch zu wenig ist, um uns zu überzeugen – denn die Akkulaufzeit ist in unseren Augen nach wie vor die grosse Schwäche der Pixel Watch 3 (und der meisten anderen Smartwatches) – gerade im Vergleich mit unserer Huawei-Referenz. Laut Google soll der Akku der Uhr nun bis 36 Stunden halten, was in der Praxis allerdings nach wie vor bedeutet, dass die Uhr in den meisten Fällen ihre Nächte auf dem Ladegerät verbringt, wenn sie sonst den ganzen Tag über getragen wird. Was zum Beispiel die ganzen Schlafüberwachungsmodi, die für die Uhr angepriesen werden, ein wenig ad absurdum führt. Natürlich kann man die Uhr auch tagsüber laden, im Test war der Akku unseres 45-mm-Modelles nach 30 Minuten zu 58 Prozent voll, nach 60 Minuten zu 87 Prozent. Doch die Praxis dürfte anders ausschauen, das Gros der Nutzer dürfte die Uhr tagsüber tragen und nachts laden. Nehmen wir nun unsere Watch-GT-Runner-Referenz dazu, deren Akku locker eine ganze Woche durchhält und für die man funktional – abgesehen vom Always-on-Display – keine wesentlichen Abstriche hinnehmen muss, stellen wir uns schon die Frage, wie es Huawei schafft, eine Akkulaufzeit hinzukriegen, die um den Faktor fünf besser ist als diejenige der Konkurrenz. Tatsache ist nämlich einfach, dass man die Huawei-Uhr somit relativ sorglos Tag und Nacht tragen kann, ohne stets ans Laden denken zu müssen, und wenn man die Uhr vor allem zum Sport trägt, ist die Chance relativ gross, dass die Watch GT Runner noch Akku hat, wenn man sie zum Joggen aus der Schublade nimmt, während andere Uhren wie eben die Pixel Watch 3 zuerst mal an den Strom wollen, bevor man die Laufschuhe schnürt.
Krone ungünstig montiert
Bedient wird die Pixel Watch 3 über den Touchscreen, über eine Krone, die auf der rechten Seite im Winkel von 90 Grad angebracht ist sowie über einen Button oberhalb der Krone. Und bezüglich dieser Krone kommt bereits der nächste Kritikpunkt. Es gibt nämlich einen Grund, warum zum Beispiel Huawei die Krone nicht im 90-Grad-Winkel montiert, sondern weiter oben, etwa bei 60 Grad. Trägt man die Uhr am linken Handgelenk, läuft man dann nicht Gefahr, die Krone zu drücken, wenn man das Handgelenk anwinkelt, etwa bei Liegestützen oder bei einer Sportart wie Beachvolleyball, für die wir oft eine Uhr zum Aufzeichnen der Aktivität oder zum Zählen der Punkte tragen. Hier ist es uns bei der Pixel Watch 3 unzählige Male passiert, dass die Punktzähl-App nach einem Sprung in den Sand geschlossen wurde, weil durch das angewinkelte Handgelenk die Krone versehentlich gedrückt wurde.
Beachvolleyball nehmen wir denn auch gleich als Anlass für den nächsten Kritikpunkt – die verfügbaren Sportarten, die man aufzeichnen kann. Bei der Huawei-Uhr gehört Beachvolleyball – kein Massensport, aber auch nichts Exotisches – zu den Aktivitäten, die vordefiniert sind. Bei der Fitibit-Trainingsaufzeichnungs-App der Pixel Watch 3, die in erster Linie auf Läufer ausgelegt ist, sucht man Beachvolleyball derweil vergebens. Wer spezifisch diesen Sport aufzeichnen möchte, kann aber die App
Google Fit auf der Uhr installieren, die im Wesentlichen genau dasselbe macht wie die Fitbit App, einfach mehr Sportarten bietet. Damit hat man dann nebeneinander zwei Sportaufzeichnungs-Apps auf seiner Uhr, die beide mehr oder weniger dasselbe tun – was irgendwie typisch ist für Googles manchmal etwas undurchsichtigen Dschungel an eigenen und zugekauften Anwendungen.
Keine schlechte Smartwatch
Das war nun ordentlich viel Kritik. Ist die Pixel Watch 3 somit eine schlechte Smartwatch? Mitnichten. Qualitativ ist die Uhr über alle Zweifel erhaben, wem das Design gefällt, bekommt ein gut verarbeitetes Stück Hardware fürs Handgelenk. Das OLED-Display ist toll, die Akkulaufzeit im Vergleich etwa zu einer Apple Watch eher etwas besser und die Menge an Gesundheitsdaten, die aufgezeichnet werden kann, kennt kaum Grenzen. Vor allem Läufern bietet die Pixel Watch 3 unzählige Möglichkeiten, ihre Trainings zu gestalten, zu individualisieren, aufzuzeichnen und im Nachgang zu analysieren. Hier profitiert die Uhr vom Know-how von Fitbit; einige Funktionen – etwa die täglichen Laufempfehlungen auf KI-Basis – verlangen allerdings einen Premium-Account. Speziell in Verbindung mit einem
Google Pixel Smartphone ist die Pixel Watch 3 aller Kritik zum Trotz somit durchaus eine Empfehlung – tauschen würden wir unsere Huawei Watch GT Runner aber trotzdem um keinen Preis.
Quicktest
Das Design der Pixel Watch 3 (41 mm ab 359 Franken; 45 mm ab 409 Franken) à la abgelutschtes Bonbon ist Geschmackssache, die Akku-Laufzeit von bis zu 36 Stunden eine Enttäuschung, die Krone in unseren Augen suboptimal platziert und die Fülle an Sportarten, welche die Fitbit App aufzeichnet, eher überschaubar. Wer sich an diesen Punkten nicht stört, eine Uhr vor allem fürs Lauftraining sucht und ein Google-Pixel-Smartphone besitzt, dürfte mit der Pixel Watch 3 nichtsdestotrotz glücklich werden. Wir aber bleiben bei unserer bisherigen, mittlerweile fast drei Jahre alten Huawei GT Runner.
Info: Google,
store.google.com
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