Test Google Pixel 9 Pro: KI für die Hosentasche
Quelle: Google

Test Google Pixel 9 Pro: KI für die Hosentasche

Google hat sein neues Pixel-9-Line-up mit KI vollgepackt. Wir haben das Pixel 9 Pro getestet – ein edles, hochwertiges Gerät mit einer hervorragenden Kamera und Bildbearbeitungsfunktionen, die der Fantasie kaum Grenzen setzen.
28. August 2024

     

Wer Apple hört, dürfte relativ rasch ans iPhone denken. Bei Google ist das ein wenig anders. Kaum jemand hat bei Google ein durchaus breit gefächertes Smartphone-Line-up vor Augen. Das gilt insbesondere für die Schweiz, schliesslich gibt es die Google-Smartphones, die unter dem Namen Pixel verkauft werden, hierzulande offiziell erst seit rund einem Jahr. Davor musste man sich auf die Grauimporte der einschlägigen Online-Händler verlassen.

In diesen Tagen und Wochen nun wird das Angebot an Google-Smartphones, die es in der Schweiz zu kaufen gibt, aber nochmals deutlich aufgebohrt. Der Suchmaschinenriese bringt nämlich sein ganzes im August vorgestellte Pixel-9-Line-up in die Schweiz – sprich das Pixel 9, das Pixel 9 Pro, das Pixel 9 Pro XL sowie das Pixel 9 Pro Fold – letzteres allerdings erst im Laufe des Septembers.


Mit dem Pixel-9-Line-up baut Google das Portfolio im Vergleich zum Vorgänger etwa aus. Gab es vom Pixel 8 nämlich nur zwei Versionen, ein Modell mit einem handlichen 6,2-Zoll-Display sowie ein Pro-Modell mit doch recht grosser 6,7 Zoll Diagonale, gesellt sich mit der 9er-Familie ein weiteres Pro-Modell dazu, eines mit alltagstauglichem 6,3-Zoll-Display, das abgesehen vom etwas kleineren Akku der XL-Version entspricht. Und dieses handlichere Pro-Modell haben wir zum Test bekommen.

Ein edles Stück Smartphone

Bereits beim Auspacken – in der Verpackung liegt nebst dem Gerät noch ein USB-C-Kabel – wird klar: Nicht nur das Pro-Line-up des Pixel 9 nähert sich Apple (mit seinen Modellen iPhone Pro und Pro Max) an, sondern auch das Design erinnert recht deutlich an Apples aktuellen Pro-Modell. Wie die iPhones kommt das Pixel 9 Pro im hochwertigen Look, ist eher kantig mit einem umlaufenden Metallrahmen, abgerundeten Ecken und einer Rückseite aus mattem Glas. Markant ist der Kameraaufbau des Pixel 9 Pro, der sich als Balken fast über die ganze Breite des Geräts erstreckt, links und rechts abgerundet ist und massiv hervorsteht – gemessen circa 4 Millimeter. Dadurch, dass der Balken über die ganze Breite läuft, liegt das Smartphone flach auf dem Tisch und wackelt nicht wie etwa das iPhone 15 Pro. Und wenn man die passende Schutzhülle ans Pixel 9 Pro montiert hat, stört auch der Absatz deutlich weniger, sondern wird durch die Hüllendicke und Rundungen ausgeglichen. Im Vergleich mit dem iPhone 15 Pro – unserem Referenzgerät – ist das Pixel 9 Pro etwas gestreckter und fühlt sich auch etwas schwerer an. Es liegt aber ganz hervorragend in der Hand. Gemessen bringt es 200 Gramm auf die Waage, 12 Gramm mehr als das iPhone 15 Pro.

Zum Entsperren des Geräts bietet Google nebst der Gesichtserkennung auch einen Fingerabdruckleser auf dem Display – beide Varianten funktionieren gleichermassen zuverlässig. Seitlich befindet sich ein Lauter-/Leiser- und ein Einschaltknopf, unten die USB-C-Buchse zum Laden, was via Kabel mit bis zu 45 Watt möglich ist. Leider war die Installation von PCMark for Android, die wir üblicherweise zu Performance- und Batterie-Laufzeittests verwenden, auf dem Google Pixel 9 Pro nicht möglich. Google verspricht aber, dass der Akku in 30 Minuten um 55 Prozent geladen wird. Via Qi ist auch kabelloses Laden möglich.


Das Display schliesslich löst mit 2856 x 1280 Pixeln auf und bietet beim Pro-Modell eine Bildwiederholfrequenz von 1 bis 120 Hz. Erwähnenswert ist vor allem die maximale Helligkeit von bis zu 3000 Nits, die sich vor allem bei direkter Sonneneinstrahlung positiv bemerkbar macht. Das Display ist enorm hell und gestochen scharf, und ganz grundsätzlich machen Verarbeitung und Qualität des Smartphones einen hervorragenden Eindruck.

KI total rund um Fotos

Im Bereich Fotografie schneiden Google-Smartphones seit jeher stark ab – der Software sei Dank. Daran ändert sich auch bei der neuesten Generation nichts. Das Pixel 9 Pro wurde von Google mit einer 50-MP-Weitwinkelkamera, einer 48-MP-Ultraweitwinkelkamera mit Autofokus und einer 48-MP-Kamera mit Teleobjektiv, 5-fachem optischem Zoom und 30-fachem sogenanntem Super-Resolution-Zoom bestückt, während die Selfie-Kamera 42 MP aufweist und ebenfalls über Autofokus verfügt. Wie zuvor erwähnt, die Fotoqualität ist – wie heute bei praktisch allen Flaggschiff-Smartphones – top; Unterschiede etwa zum iPhone 15 Pro lassen sich nur im direkten Vergleich erkennen und sind in erster Linie Geschmackssache. Trotzdem gibt es einen erwähnenswerten Punkt, und zwar genannten Super-Resolution-Zoom. Damit lassen sich Objekte enorm nah heranholen und die Qualität der gemachten Fotos ist auch bei maximalem Zoom deutlich besser, als andere Geräte das nur schon bei 10-fachem Digitalzoom schaffen. Auch hier vermuten wir, dass Googles Software ganze Arbeit leistet.

Ohnehin bietet die Software rund ums Thema Fotografie beim Google-Gerät nochmals mehr Möglichkeiten, als man dies von anderen Herstellern gewohnt ist. Man kann sich regelrecht in den Nachbearbeitungsmöglichkeiten verlieren, wobei hilfreich ist, dass das Telefon abgestimmt auf das jeweilige Foto gewisse Optimierungsvorschläge macht.


Doch die Nachbearbeitungsmöglichkeiten – Scharfzeichnen, Zuschneiden, Farben anpassen oder Filter – sind im Falle des Pixel 9 Pro lediglich Nebenschauplätze. So richtig spannend wird es, wenn man den Magischen Editor aufruft, wo eine ganze Menge KI zum Einsatz kommt und der Fantasie kaum Grenzen gesetzt sind. Wählt man den Magischen Editor, muss man zuerst einmal das Original des Fotos, das verändert werden soll, sichern. Danach stehen einem verschiedene Möglichkeiten offen – angefangen bei "Automatischer Bildausschnitt". Hier macht die Software verschiedene Vorschläge, um ein Foto nach Kompositionsrichtlinien – etwa dem Goldenen Schnitt – ins rechte Bild zu rücken. Dabei werden die Fotos aber nicht nur beschnitten, vielmehr rechnet die KI fehlende Bilddaten auch dazu, um ein Foto bei Bedarf zu ergänzen. Das sieht oft faszinierend echt aus, kann aber auch merkwürdige Auswüchse annehmen, etwa wenn Google eine Hausfassade dazu fantasiert, die aber frei von Fenstern ist, oder einen Berg, von dem man weiss, wie er in der Realität ausschaut, einfach in die Höhe wachsen lässt. In der Regel aber sehen die bezüglich Bildausschnitt optimierten Fotos deutlich besser aus als die vom Fotografie-Banausen geschossenen Originale.

Doch die KI-Möglichkeiten gehen noch deutlich weiter. Man kann unter anderem den Himmel oder das Wasser eines Fotos mit See und Himmel darauf verändern, ein Bild in die goldene Stunde – also dann, wenn die Sonne untergeht – katapultieren oder es stilisieren. Die Optionen, die einem die KI bietet, hängen immer vom Motiv ab. Wasser lässt sich nur dann verändern, wenn auf dem Bild auch Wasser zu sehen ist. Bei einem mit Super Zoom geschossenen Bild können dafür beispielsweise mithilfe der KI die Details optimiert werden, so dass es weniger milchig wirkt. Man kann auf den Fotos auch einen Bereich markieren, um ungewünschte Elemente auf dem Foto zu löschen, was selbst bei grösseren Flächen faszinierend gut funktioniert. Oder aber man gestaltet ein Bild gleich komplett neu, respektive ergänzt es mittels KI um neue Elemente. Dies tut man mittels Texteingabe, aktuell auf Englisch. Wir haben mit einem Bild des Sihlsees herumgespielt und versucht, Kitesurfer über den See flitzen zu lassen oder ein Segelboot ins Wasser zu pflanzen. Mit den Kitesurfern hatte die KI ziemlich zu kämpfen, das Segelboot hat sie aber ziemlich gut hinbekommen.

Ein Foto-Feature, dass unbedingt noch erwähnt werden muss, nennt sich "Mich hinzufügen" und ist für Gruppen-Selfies gedacht, bei denen man sich selbst in Nachhinein hinzufügt. Dazu platziert man die Gruppe an Menschen, die man auf dem Bild haben möchte, und stellt sicher, dass noch Platz für einen selbst ist. Daraufhin schiesst man ein erstes Bild der Gruppe und stellt sich danach an die Stelle, die man zuvor für sich freigehalten hat. Die Kamera hilft beim Ausrichten für das zweite Foto, dass sonst jemand aus der Gruppe schiesst, und fügt die beiden Bilder danach zum Gruppen-Selfie zusammen – und zwar täuschend echt.

KI an allen Ecken und Enden

KI spielt aber nicht nur rund um die Fotografie eine wesentliche Rolle beim Pixel-9-Line-up. So findet sich auf dem Gerät auch die Gemini-App, der man alle erdenklichen Fragen oder Aufgaben stellen kann. Dabei lassen sich auch Fotos mit einbeziehen – so haben wir beispielsweise unseren Drucker zu Hause fotografiert und Gemini per Spracheingabe gefragt, um welches Modell es sich handelt, was die KI anstandslos und richtig beantwortet hat, so dass wir danach die passende Bedienungsanleitung suchen konnten. Spracheingaben auf Hochdeutsch versteht Gemini übrigens hervorragend, und wenn man einigermassen deutlich spricht, kann Gemini auch mit Schweizerdeutsch umgehen.

Vergebens auf unserem Testgerät gesucht haben wir hingegen die angekündigte Anwendung Gemini Live. Mit Gemini Live soll es möglich sein, sich auf natürliche Art und Weise mit der KI zu unterhalten oder die KI auch zu unterbrechen, um nachzufragen, wobei Testberichte oder Youtube-Videos aus den USA suggerieren, dass das durchaus beeindruckend ist. Bis wann Gemini Live auch auf Geräten hierzulande verfügbar wird, ist allerdings noch unklar. Was ebenfalls fehlt, ist der KI-Bildgenerator Pixel Studio oder die App Pixel Screenshot, um beispielsweise Screenshots zusammenzufassen.


Dafür ist KI Teil des Voice Recorders. Hier kann man jede Sprachaufnahme direkt transkribieren lassen – auch wenn das Gerät offline ist, da Google eine Variante von Gemini (Gemini Nano) direkt auf das Gerät gepackt hat. Zusammenfassen lassen sich die Sprachaufnahmen allerdings bislang nicht, die Funktion soll aber noch kommen. Auch die neue Wetter-App erstellt Wetterberichte mithilfe von KI, und wenn man mit dem Gerät irgendwo vorbeiläuft, wo Musik spielt, werden Künstler und Titel direkt auf dem Sperrbildschirm angezeigt.

Quicktest

Auch wenn man all die KI-Funktionen ausser Acht lässt, ist das Google Pixel 9 Pro ein ganz hervorragendes Smartphone. Die Verarbeitung lässt keinen Raum für Kritik, die Fotoqualität ist über alle Zweifel erhaben, die Performance sowieso, und uns gefällt auch der Formfaktor des kleineren Pro-Modells aus der Pixel-9-Familie. Lässt man dann aber all die KI-Features in die Bewertung mit einfliessen, kann man es nicht anders sagen, als dass man mit dem Pixel 9 Pro ein durchaus faszinierendes Stück Technologie zu einem vergleichsweise fairen Preis in de Hand gelegt bekommt, die zeigt, wohin der KI-Weg wohl führen wird – auch wenn leider noch nicht alle KI-Funktionen tadellos funktionieren respektive hierzulande verfügbar sind.

Info: Google, store.google.com


Wertung: 5,5 von 6 möglichen Sternen


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