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Test Denon Perl Pro: Studioqualität im Ohr
Quelle: Denon

Test Denon Perl Pro: Studioqualität im Ohr

Die In-Ear-Kopfhörer Perl Pro von Denon erstellen ein individuelles Hörprofil ihres Trägers, was Musik, die man darüber hört, qualitativ in neue Sphären hebt, wie unser Test gezeigt hat.
11. Februar 2024

     

Jedes menschliche Ohr ist so individuell wie der Mensch als Ganzes. Entsprechend nimmt auch jede Person Töne anders wahr und hat somit ein anderes Hörempfinden und erlebt (beispielsweise) Musik anders. Und genau hier setzen die PerL Pro True Wireless Headphones aus dem Hause Denon an – wobei Perl für Personalised Listening steht – als ein personalisiertes Hörerlebnis. Denon verwendet hierbei eine Technologie namens Masimo AAT (Adaptive Acoustic Technology), mit der die Hörfähigkeit einer Person mit sogenannten otoakustischen Emissionen (OAE) beurteilt wird. Vereinfacht gesagt wird dabei nicht nur das Aussenohr vermessen, wie das Produkte anderer Hersteller auch tun, sondern auch das Innenohr, die Ohrform und die Wahrnehmung des Trägers.


So weit, so gut. Stellt sich die Frage, ob man diese Optimierung denn als Träger nach erfolgter Messung auch selbst wahrnimmt? Wir haben die Probe aufs Exempel gemacht und Denons In-Ear-Kopfhörer Perl Pro getestet.

Messung und erster Eindruck

Am Anfang des versprochenen neuen Hörerlebnisses steht der Download der Denon Headphones App und das Erstellen eines Denon-Kontos – was jetzt nicht gerade für Jubelstürme auf der Testredaktion sorgt, denn Konten haben wie weiss Gott schon genug. Immerhin wird nur eine Mail-Adresse (und das Zustimmen diverser Vereinbarungen dazu, wie die eigenen Daten verwendet werden) verlangt, aber kein Passwort. Ist das getan, wollen die Kopfhörer via Bluetooth verbunden werden, um dann mit der Erstellung des Hörprofils innerhalb der Denon-App zu starten.

Positiv: In der App können bis zu drei Hörprofile gleichzeitig gespeichert werden. Wichtig: Für den Test ist es entscheidend, sich einige Minuten in einer absolut ruhigen Umgebung zu befinden. Ausserdem gilt es, zuerst die richtige Kombination aus Ohr- und Flügelstücken zu finden, um die Ohrhörer bequem und mit bestmöglicher Abdichtung zu tragen. Mitgeliefert werden dabei zwei Flügel- und fünf Ohrstücke, der Findungsprozess kann also durchaus etwas dauern. Die App hilft allerdings dabei, den richtigen Sitz zu finden, und gibt erst dann mittels zweier grüner Haken ihr OK für den effektiven Gehörtest. Bei der eigentlichen Messung werden dann verschiedene Töne abgespielt, mit denen gemessen wird, wie welche Frequenzbereiche gehört werden. Das Ganze dauert lediglich eine gute Minute. Ist der Vorgang abgeschlossen, kann man schliesslich anhand eines Demotracks hören, wie das Hörerlebnis mit neutraler und mit personalisierter Einstellung beim Träger ankommt.


Der Unterschied ist in der Tat frappant – personalisiert tönt der Demotrack um Welten runder, wärmer, ausgeglichenen, harmonischer, während das neutrale, unglaublich platte, konturlose Hörerlebnis im Direktvergleich fast schon eine Tortur ist. Aber eben: Ist ja der Demotrack, muss wohl so sein. Viel mehr interessiert uns, wie die Unterschiede bei "unserer" Musik sind. Zuerst aber gilt es noch den Immersionsmodus einzustellen, der die Bässe verstärkt, um das "Gefühl einer Live-Perfomance zu erzeugen", wie in der App zu lesen ist. Das tut man mittels Schieberegler, der dem persönlichen Gusto von Werten von minus 3 bis plus 3 angepasst werden kann – wir wählen zum Start plus 1 zu Gunsten von etwas mehr Bass. Danach kann man in der App noch den sogenannten Social Modus ausprobieren, der Aussengeräusche durch die sonst ziemlich dichten In-Ears durchlässt. Ebenfalls ausprobieren kann man zudem den Unterschied zwischen aktiviertem und deaktiviertem räumlichem Audio – Denon verspricht nämlich, jeden Stereo-Inhalt in ein räumliches Klangbild verwandeln zu können. Last but not least lassen sich die Touch-Tasten an den Kopfhörern noch konfigurieren. So kann man selbst festlegen, was zum Beispiel passiert, wenn die Aussenseite der In-Ears einmal oder zweimal oder einmal kurz und dann lange angetippt wird.

Sound in neuen Sphären

Genug des Einrichtens, jetzt geht’s an Eingemachte jenseits des Demotracks. Wir beginnen im Test mit dem Track "Oh Caroline" der britischen Band "The 1975" ab Spotify – produktionstechnisch aktuell weit vorne in des Testers persönlicher Hitliste. Auch hier sind die Unterschiede zwischen den neutralen und den personalisierten Settings frappant. Erneut tönt der Track in den neutralen Settings im Verhältnis unglaublich platt und konturlos, was bei uns den Verdacht aufkommen lässt, Denon könnte den neutralen Modus bewusst lau gestaltet haben, um mit dem "personalisierten Hörerlebnis" möglichst viel Eindruck zu schinden. Also holen wir unsere Airpods Pro der ersten Generation von Apple aus der Schublade – unsere Standardkopfhörer im Alltag. Und siehe da – auch die tönen plötzlich dünn, platt und konturlos – sogar noch ein gutes Stück dünner als die Denon-In-Ears im Neutral-Modus. Das personalisierte Hörerlebnis scheint also tatsächlich eine neue Dimension des Musikhörens ins Ohr des Trägers zu transportieren. Wobei man fast etwas überfordert ist vom Volumen des räumlichen Klangs, vom tiefen Wummern des Basses und der Präsenz der Vocals. Ein Herunterschrauben des Immersionsmodus – sprich weniger Bass –, und allenfalls auch das Deaktivieren des räumlichen Klangbilds können diesen Effekt gemäss dem persönlichen Gusto allerdings deutlich lindern. Weiter anpassen lässt sich der Sound ausserdem über den in der App integrierten Equalizer ProEQ.


Wir hören uns einige weiteren Songs mit den Perl Pro an, die uns ChatGPT aufgrund ihrer breiten Frequenzpalette als "besonders für Tests geeignet" empfiehlt. "Bad Guy" von Billie Eilish tönt in der neutralen Einstellung kühler, weiter weg, während man in personalisierten Einstellung das Gefühl bekommt, Billie sitze einem singend direkt im Ohr. Zudem tönt der per Definition an sich unterkühlte Track deutlich wärmer, was vielleicht weniger im Sinne des Erfinders ist. Alles in allem sind die Qualitätsunterschiede zwischen "neutral" und "personalisiert" bei diesem Song aber weniger frappant als bei anderen. Dasselbe gilt auch für “Bohemian Rhapsody” von Queen, einer weiteren ChatGPT-Empfehlung, wobei hier die wirklichen Unterschiede erst ab Einsetzen des Schlagzeugs nach gut einer Minute hörbar werden. Dieses tönt deutlich natürlicher, zeitgemässer, dafür ist der ganze Song im personalisierten Profil etwas dumpfer und basslastiger, während das neutrale Profil mehr Höhen zum Vorscheint bringt – new school vs. old school sozusagen. Diskussionslos um Welten besser wiederum ist der letztjährige Dancehall-Track "Zukunft Pink" von Peter Fox, der im personalisierten Modus ein x-faches mehr Druck mit sich bringt, neutral im Direktvergleich dagegen wie aus einer Kartonröhre tönt.

Profil ist nicht gleich Profil

Es ist alles in allem also beindruckend, wie unterschiedlich Musk als personalisiertes Hörerlebnis tönt. Stellt sich als nächste Frage allerdings, wie personalisiert das optimierte Hörerlebnis tatsächlich ist. Wie also nimmt man das Hörprofil einer anderen Person wahr? Lassen sich ähnlich eklatante Unterschiede feststellen wie zwischen dem neutralen und dem eigenen Hörprofil. Auch das haben wir getestet, und die Antwort ist: Ja, die Unterschiede zwischen zwei verschiedenen Hörprofilen sind riesig. Das zeigt sich nicht nur optisch, anhand der Grafik der erstellten Hörprofile, sondern auch im Ohr, wo beim fremden Hörprofil deutlich mehr Tiefen zu hören sind, mehr Bassdrum und mehr wummernder Bass, gleichzeitig aber Details in der Instrumentierung fehlen und die Stimme in den Hintergrund rückt. Unterschiede gibt es allerdings auch, wenn man ein zweites Profil von sich selbst erstellt. Diese Unterschiede sind zwar deutlich weniger stark wahrnehmbar, aber unser zweites Profil, das wir ein paar Stunden nach dem ersten erstellt hatten, brachte etwas mehr Höhen in gewissen Songs zu Tage und klang generell etwas heller und letztlich besser.

ANC und Akkulaufzeit überzeugen

Geliefert werden die Perl Pro zusammen mit einem Ladecase, das einerseits die Akku-Laufzeit der Kopfhörer von 8 auf 32 Stunden erhöht und das selbst via USB-C geladen werden kann, wobei Denon das gefühlt kürzeste Ladekabel der Welt (knapp 19 Zentimeter USB-A auf USB-C) mitliefert. Die 8 Stunden Akku-Laufzeit der In-Ears beim Dauer-Musikhören wurden im Test mit aktivierter Geräuschunterdrückung annährend erreicht.

Zur Geräuschunterdrückung: Diese haben wir dem quasi ultimativen Härtetest unterzogen, und zwar beim Mitspielen zu Musik ab Smartphone auf einem akustischen Schlagzeug. Sobald man hier etwas lauter spielt, wird das mit herkömmlichen In-Ears ohne Active Noise Cancelling (ANC) ein Ding der Unmöglichkeit. Mit unseren Airpods Pro hingegen funktioniert das Mitspielen zu Songs bislang wunderbar, allerdings muss man die Lautstärke praktisch voll aufgedreht haben. Denon's PerL Pro leisten allerdings einen noch besseren Job, da sie einerseits besser abdichten als die Airpods Pro, das ANC andererseits aber noch leistungsfähiger ist, so dass man das Volumen selbst beim intensiven Trommeln zu Rockmusik im angenehmen Bereich belassen kann. Chapeau.


Der Transparenzmodus hingegen wird von einem leichten Rauschen begleitet, was etwas schade ist, zudem wirken Stimmen und Umgebungsgeräusche zuweilen unnatürlich und blechern. Schade ist auch, dass die Ohrstöpsel etwas fummelig aus der Ladestation zu nehmen sind. Die App braucht zudem jeweils ein Momentchen, bis sie sich mit den Ohrhörern verbindet, und hat ein, zwei Mal gezickt beim Verbindungsaufbau. Im Vergleich mit den Airpods Pro sind die PerL Pro auch relativ gross und ein wenig schwerer, sitzen aber ebenfalls ganz hervorragend im Ohr und können auch zum Sport getragen werden, nicht zuletzt dank IPX4-Einstufung.

Günstig sind die Perl Pro mit einem UVP von 349 Franken sicher nicht, doch bekommt man für diese Geld ein Hörerlebnis, das wir so noch nicht kannten und wohl dazu führt, dass unsere bisherigen Airpods Pro nicht länger zum Einsatz kommen.

Quicktest

Hörempfinden respektive wahrgenommenen Sound zu beschreiben, ist nicht einfach, weil sehr subjektiv. Wer Sound schon einmal in einem professionellen Musikstudio geniessen konnte, kann sich vielleicht am ehesten vorstellen, wie die Perl Pro von Denon klingen. Saiten-Instrumente, Bläser, Stimmen, Snare- und Bass-Drum, aber auch elektronische Sounds und Effekte tönen im Vergleich zu unseren (eigentlich tollen) Airpods Pro – die als Referenz herhalten mussten – viel präsenter, werden differenzierter wahrgenommen und sitzen quasi direkt im Ohr. Handkehrum tönt der Sound, den man bislang eigentlich kannte, plötzlich deutlich anders, was vielleicht nicht jedermanns Sache ist. Wir zumindest möchten das neu gewonnene Sounderlebnis aber nicht mehr missen. Da verzeiht man auch die paar unwesentlichen Schwächen und den saftigen Preis von 349 Franken.


Info: Denon, www.denon.ch
Wertung: 5,5 von 6 möglichen Sternen




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