Der Marktanteil des norwegischen
Opera Browsers bewegt sich sowohl global als auch in der Schweiz im tiefen einstelligen Bereich. Das ist allerdings nicht mit den Qualitäten des Browsers, sondern viel mehr mit persönlichen Gewohnheiten sowie den Standardbrowsern der jeweiligen Betriebssysteme, wo Opera nirgendwo als Standard gesetzt ist, zu erklären. Doch das Erweitern des eigenen Browsing-Horizontes lohnt sich, denn der neu Opera One genannte Browser erweist sich als smarte Lösung mit einigen pfiffigen Extras. Opera versucht bewusst nicht, die Platzhirsche zu kopieren, sondern gibt sich eigenständig. Aufgrund einer Vielzahl an Personalisierungsmöglichkeiten erfordert er am Anfang zwar etwas Eingewöhnungszeit, aber sobald man sich vertraut gemacht hat, schätzt man die Vorzüge des nordischen Clients.
Organisiertes Surfen
Gleich nach dem Installieren hat man im Einrichtungsassistent die Möglichkeit, dem Browser eine persönliche Note zu verleihen. Es stehen ein helles sowie ein dunkles Theme sowie diverse Wallpapers für die, später ebenfalls personalisierbare, Startseite zur Auswahl. Ferner können im Zuge der Einrichtung Daten aus dem bisherigen Browser importiert werden, was einem den Start enorm erleichtern. Überdies können häufig genutzte Messenger und soziale Netzwerke wie Whatsapp, Instagram, Tiktok und Co. für die nahtlose Nutzung im Browser vorbereitet werden. Zu guter Letzt erlaubt
Opera, den integrierten Adblocker zu aktivieren.
Die Startseite präsentiert sich aufgeräumt. Nebst einer prominenten Google-Suchmaske lassen sich in einem weiteren Bereich häufig genutzte Websites abspeichern. Darunter macht Opera basierend auf dem Surfverhalten einige Vorschläge. Ansonsten funktionieren die Basics wie gewohnt: In der Adressleiste kann man direkt seine Suchanfrage platzieren. Als Such-Engine bietet Opera entweder Google, Bing, Yahoo oder Duckduckgo an. Für spezifisches Suchen kann man auch direkt in Amazon oder Wikipedia suchen. In der personalisierbaren Seitenleiste lassen sich häufig genutzte Features oder Social-Media-Dienste positionieren.
Die neue Magie des Browsings beginnt, sobald man richtig loslegt und mit vielen verschiedenen Tabs arbeitet. Sobald aus einem Tab heraus ein neuer geöffnet wird, erstellt Opera eine sogenannte Tab Island. Das ist eine farblich hervorgehobene Gruppierung von zusammenhängenden Tabs. Damit bleiben Tabs desselben Kontextes immer in der Nähe und ausserdem kann man, wenn man mit dem Cursor über eine Tab Island fährt, in einem neuen, vertikalen Fenster alle sich darin befindenden Tabs erkennen. Mit diesem Feature schafft es
Opera, dem Tab-Chaos Herr zu werden. Dennoch besteht Optimierungs-Potenzial: So ist es nicht möglich, einer Gruppierung einen eigenen Namen oder eine andere Farbe zuzuweisen. Dafür kann man sich mehrere Arbeitsbereiche einrichten. Das ist, als ob man ein neues Opera-Fenster öffnen würde, hat aber dennoch den Vorteil, dass Opera nach wie vor nur einmal geöffnet ist. Mit diesen Funktionen ist es möglich, organisiert und strukturiert zu browsen, ohne den Überblick zu verlieren, wenn man verschiedenste Informationen gleichzeitig zusammenträgt.
Die farblich und optisch voneinander getrennten Tab Islands verbessern die Übersicht bei vielen geöffneten Tabs massiv. (Quelle: Swiss IT Magazine)
Vorinstallierte Helfer
Ebenfalls gute Dienste erweist der eingebaute VPN-Client, den man bereits aus früheren Opera-Versionen kennt. Auf Knopfdruck erstellt Opera eine gesicherte Verbindung, welche unabhängig von einem Datenlimit aufrechterhalten bleibt. Man kann sogar zwischen Europa, Asien und Amerika seinen Standort ändern. Insbesondere grosse oder medienlastige Websites bauen sich mit einer VPN-Verbindung zwar etwas langsamer auf, aber wenn man selbst nicht im grössten Stress ist, merkt man das womöglich gar nicht. Für 3.75 Franken im Monat offeriert Opera mit VPN Pro ausserdem eine deutlich performantere Verbindung mit mehr Einstellungsmöglichkeiten. Darüber hinaus sichert VPN Pro nicht nur
Opera, sondern den gesamten Rechner ab.
Ein weiteres Tool, dass der Browser ab Werk mitbringt, ist der sogenannte Flow. Damit lassen sich Notizen, Dateien und Links erfassen, die anschliessend auf allen synchronisierten Geräten abrufbar sind. Quasi eine im Browser integrierte, digitale Ablage. Besonders praktisch ist diesbezüglich, dass auf einer Website Text und Bilder markiert und anschliessend via Rechtsklick direkt zum Flow kopiert werden können. Leider hat die Verknüpfung des Flows mit Opera auf dem Android-Smartphone im Test nicht funktioniert.
Auch eine Print-Screen-Funktion ist in den Browser integriert. Per Knopfdruck kann man sich den Bildausschnitt der geöffneten Website zusammenstellen und den Screenshot entweder abspeichern oder zum Flow kopieren. Eine weitere Möglichkeit, organisiert oder kreativ zu arbeiten, ist die Nutzung der Pinboards. Damit lassen sich auf einer virtuellen Pinnwand virtuelle Post-its erstellen und mit Bildern oder Links anreichern. Die Pinnwand kann per Link auch mit jemandem geteilt werden.
Soziale Medien oder Messenger können auf Wunsch direkt in den Browser integriert werden. Sie können vorübergehend stummgeschaltet werden. (Quelle: Swiss IT Magazine)
Besonders praktisch auf dem Smartphone-Browser ist die Möglichkeit, QR-Codes zu scannen und gleich zu verarbeiten. (Quelle: Swiss IT Magazine)
Clever integrierte KI
Der grosse Stolz der Entwickler ist aber Aria. Dabei handelt es sich um eine nativ in den Browser integrierte KI, welche auf der Opera-eigenen Composer-KI-Engine basiert. Aria ist zudem mit dem Internet und mit ChatGPT verbunden und kennt den
Opera One Browser in- und auswendig. Für die Nutzung wird ein kostenloses Opera-Konto vorausgesetzt, ansonsten ist Aria über die Seitenleiste oder den wenig eleganten Shortcut Ctrl Shift + / jederzeit nur einen Fingertipp entfernt. Fragen zum Funktionsumfang oder Einstellungen des Browsers beantwortet die KI mit Leichtigkeit. Doch auch über das Browser-Universum hinaus steht einem Aria mit Rat und Tat zur Seite, um Texte oder Code zu generieren sowie Fragen privater oder beruflicher Natur so umfassend wie möglich zu beantworten. Besonders elegant gelöst ist ausserdem die kontext-bezogene Integration in die besuchte Website. Wird ein Wort oder ein Abschnitt markiert, so öffnet sich direkt ein kleines Kontextmenü, welches Aria beispielsweise mit der Erläuterung oder der Übersetzung des markierten Textes beauftragt. Obwohl die Antworten sehr überzeugend ausfallen, ist es wie bei allen KIs trotzdem ratsam, die Outputs zu überprüfen und nicht blind alles, was möglich ist, an Aria zu delegieren.
Um das Maximum aus dem Browser herauszuholen, bietet Opera One Zugriff auf den Chrome Web Store an, in dem zahlreiche Erweiterungen angeboten werden. Damit kann der Browser sowohl für die private als auch die geschäftliche Nutzung angepasst werden. Dank der Arbeitsbereiche lassen sich Business und Freizeit einfacher denn je voneinander trennen. Obwohl Opera ein Underdog ist, ist der Browser weitgehend frei von Kinderkrankheiten – von der Flow-Synchronisation auf dem Smartphone einmal abgesehen – und auf allen gängigen Plattformen einsatzbereit. Die Umstellung mag anfangs etwas Eingewöhnung erfordern, aber nach der Anfangsphase möchte man die smarten Features dieses Browsers nicht mehr missen.
Für die Nutzung von Aria ist ein Konto bei Opera Voraussetzung. Der KI-Dienst liefert auch auf Deutsch einwandfreie Ergebnisse. (Quelle: Swiss IT Magazine)
Fazit
Viele Personalisierungsoptionen machen den Opera One zu einem einstellbaren Arbeitswerkzeug. Ob KI, Social-Media, Browser-Historie, persönliche Notizen – vieles ist nur einen Klick entfernt. Ausserdem punktet der Browser mit vielen Extras, wovon einige sehr nützlich sind und andere eher eine Spielerei darstellen. In seiner Kernfunktion ist er ein schneller Browser, der das Strukturieren von Tabs automatisch und gut gelöst für einen übernimmt. Auch die kontext-bezogene KI, womit Aria direkt nach einem Inhalt in einer Website befragt werden kann, erweist sich als sehr nützlich. Dass für den vollen Funktionsumfang ein Konto angelegt werden muss, ist verschmerzbar, da Opera verspricht, die eigenen Daten nicht für Werbezwecke zu verwenden.
Positiv+ KI-Chatbot ist nur einen Klick entfernt
+ Strukturiertes Browsen mit Tab Islands und Arbeitsbereichen
+ Integrierter VPN-Client ohne Einschränkungen
+ Hohes Mass an Personalisierung
Negativ- Opera-Konto für gewisse Features zwingend notwendig
- Verbinden des Smartphones für Nutzung des Flows hat im Test nicht geklappt
Hersteller / Anbieter:
Opera, www.opera.com
Voraussetzungen: Keine
Preis: Gratis
WertungFunktionalität 5
Bedienung 5,5
Preis / Leistung 6,0
Total 5,5
(dok)