Amazon spioniert für Polizeibehörden
Quelle: Swico

Amazon spioniert für Polizeibehörden

Amazon-Tochter Ring stellt den US-amerikansichen Polizeibehörden regelmässig Video-Feeds seiner Kunden zur Verfügung. Dabei verzichtet das Unternehmen auf einen Gerichtsbeschluss.
15. Juli 2022

     

Amazon-Tochter Ring arbeitet Hand in Hand mit der US-amerikanischen Polizei und stelle der Behörde regelmässig intime Daten seiner Videoüberwachungs-Systeme zur Verfügung. Auf Anfrage des Amazon-kritischen US-Senators Ed Markey hat Amazon eingeräumt, dass im bisherigen Jahresverlauf bereits elf Mal Polizeibehörden ohne Zustimmung der Besitzer oder einen Gerichtsbeschluss Zugriff auf Videos seiner Kameras gewährt wurden. Man verlange dafür kein Entgelt, was zwar löblich ist, den betroffenen Kunden aber wohl kaum Trost spenden dürfte – einen Eingriff in die Grundrechte stellt es dennoch dar.


Mit dem Zugriff auf Videos ohne Zustimmung der Besitzer verstösst Ring eigentlich auch gegen die hauseigenen Prinzipien. Jedoch gibt es eine Regelung, mit der man sich in Notfällen das Recht vorbehält, Ausnahmen von diesen Prinzipien zu machen.
Senator Markey bat Ring respektive Amazon genauer auszuführen, wie diese Notfall-Definition ausgelegt wird. Amazon gab folgende Stellungnahme: "Ring stellt nach Treu und Glauben fest, ob das Ersuchen dem bekannten, im Bundesgesetz verankerten Standard entspricht, dass eine unmittelbare Gefahr des Todes oder einer schweren Körperverletzung einer Person besteht, die die Offenlegung von Informationen ohne Verzögerung rechtfertigt." Damit überspringen sie den Gang zum Gericht und stellen sich den Gerichtsbeschluss gewissermassen selbst aus.


In der Antwort auf die Anfrage des Senators, die hier in voller Länge zu lesen ist, hält Ring zudem fest, auch in Zukunft nicht auf Sprach- und Gesichtserkennung zu verzichten. Facebook und Microsoft hatten etwa auf ihre Gesichtserkennungsfunktionen verzichtet oder zumindest versprochen, sie nicht mehr mit Polizeibehörden zu teilen ("Swiss IT Magazine" berichtete). Eine weitere Zusammenarbeit mit Polizeibehörden seitens Ring ist daher nicht auszuschliessen. Auch weil sich Ring in Notfällen stets auf die Ausnahmeregelung berufen kann. (rf)


Weitere Artikel zum Thema

Datenschutzprobleme bei Berner Schulnotensystem

14. Juli 2022 - Bei der Datenverwaltung der Schulnoten im Kanton Bern gibt es Datenschutzprobleme. Die Behörden würden das Problem schönreden, so die auf Digitalisierung fokussierte Piratenpartei.

Datenschutz hat in Schweizer Unternehmen noch Optimierungspotential

8. Juli 2022 - Laut einer Umfrage ist das Thema Datenschutz in den Schweizer Unternehmen angekommen, doch gibt es noch Optimierungspotential, gerade was das Thema Datenlöschung betrifft.

Facebook sammelt Gesundheitsdaten via Tracking-Pixel

22. Juni 2022 - In den USA hatten jüngst 33 von 100 Spitälern das Meta Pixel auf ihren Homepages installiert. Damit fliessen heikle Gesundheitsdaten direkt zu Facebook.


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Welche Farbe hatte Rotkäppchens Kappe?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER