Die bisherigen Anläufe von
Samsung mit einem faltbaren Smartphone liefen eher harzig. Bei Version eins gab es Probleme mit dem Screen, das Fold war damit bestenfalls eine Tech-Demo. Und auch die zweite Version war nach wie vor fragil und mit 2000 Franken zudem weiterhin für die meisten Nutzer wohl doch noch etwas zu teuer.
Nun erscheint am 27. September 2021 die dritte Version des Falt-Flaggschiffs und Samsung hat erneut nachgebessert und den Preis angepasst. Mit 256 GB internem Speicher kostet das Z Fold 3 nun noch 1800 Franken, wir kommen einem kompetitiven Preis also immer näher.
Den S Pen gibts für die Falt-Handys in einer Spezialedition, die den heiklen Screen weniger belastet (nicht im Lieferumfang, 45 Franken). (Quelle: Samsung)
Ein Tablet im Phone-Kleid
Neben dem Gerät enthält die Verpackung des Fold 3 nur ein Ladekabel, das Netzteil gibt’s für knapp 20 Franken separat, genauso wie den
Samsung S Pen Fold Edition (45 Franken). Die Verwendung des S Pen ist neu in der Fold-Serie, gebraucht werden darf aber nur die Fold Edition des Stifts, die den nach wie vor heiklen Screen schont.
Der erste Eindruck macht einen stabileren, wenn auch nicht allzu stark von den Vorgängern abweichenden Eindruck. Im geschlossenen Zustand ist das Fold 3 – wenn auch leicht schlanker als seine Vorgänger – vor allem eines: klobig. Es ist mit stolzen 271 Gramm zum einen deutlich schwerer als andere Flaggschiff-Smartphones und zum anderen ist es zugeklappt mit 16 Millimetern Dicke recht wuchtig. Dazu kommt, dass der äussere Screen, der 6,2 Zoll misst, ein längliches Seitenverhältnis von 24,5 zu 9 (2268 x 832 Pixel) aufweist, was für eine einhändige Bedienung unpraktisch ist.
Das alles vergisst man aber schlagartig, wenn man das Gerät öffnet und auf einmal ein Tablet mit 7,6 Zoll Diagonale (Seitenverhältnis 22,5:18, 2208 x 1768 Pixel) in der Hand hält. Der spürbare Graben zwischen den Bildschirmhälften macht sich zwar bemerkbar, störte im Test aber so gut wie nie.
In der Multi-Window-Ansicht können die App-Fenster individuell platziert werden. (Quelle: SITM)
Verschiedene Layouts sind dabei möglich, diese lassen sich auch speichern. (Quelle: SITM)
Mit dem kleinen Kontextmenu zwischen den Fenstern können diese getauscht oder gespeichert werden. (Quelle: SITM)
Gespeicherte Layouts sind im Anschluss im Dok auf der rechten Seite wieder aufrufbar. (Quelle: SITM)
Wenn die Tastatur aufgeht, wird es aber richtig eng auf dem Screen. (Quelle: SITM)
Bitte öffnen
Wir gehen an dieser Stelle nicht tiefer auf die Handhabung des Gerätes im geschlossenen Zustand ein – sie ist schlicht zu unangenehm. Wer auf eine einhändige Bedienung angewiesen ist, kann sowohl diesen Test wie auch den Gedanken, sich ein Fold 3 anzuschaffen, nun getrost beiseitelegen.
Wer aber eine intensivere Verwendung beabsichtigt, etwa beim Pendeln oder mobilen Arbeiten, der ist goldrichtig. Der riesige Screen auf der Innenseite bietet zahlreiche Möglichkeiten, die einem normalen Smartphone fehlen und weist grob gesagt die doppelte Fläche auf. Und genau so fühlt sich das auch an: Doppelte Arbeitsgeschwindigkeit, doppelter Film- und Gaming-Spass, doppelt so viele Möglichkeiten. Das Fold 3 macht damit wirklich Spass in der Anwendung – solange es aufgeklappt ist. Am meisten schätzten wir das Fold 3 im Test als Reader für PDFs, E-Papers, Websites und Comics.
Fürs angenehme Multitasking hat
Samsung Software-seitig ein Multi-Window-Feature integriert, mit dem sich bis zu drei Applikationen in verschiedenen Layouts auf dem Bildschirm geteilt darstellen lassen. So kann während einem Video-Call beispielsweise gleichzeitig der Kalender und eine Notiz-App geöffnet werden. Die Layouts mit mehreren App-Fenstern lassen sich sogar speichern und können damit mit einem Klick später wieder aufgerufen werden.
Weiter ändert sich auch das Layout des Screens, wenn das Gerät nur halb aufgeklappt wird (was stufenlos möglich ist). Bei optimierten Apps erhält man damit auf einer der Screen-Hälften separate Steuerungselemente oder ähnliches. Damit ist das Fold 3 zwar kein Ersatz für einen Laptop, ein Tablet könnte damit aber abgelöst werden.
Wenn das Fold 3 aufgeklappt ist, führt nichts mehr an der zweihändigen Bedienung vorbei, die Tastatur ist entsprechend designt. (Quelle: SITM)
Stabile(re) Hardware
Die Schwachstelle der alten Fold-Versionen war die heikle Oberfläche des inneren Screens und das exponierte Scharnier. Hier wurde nachgebessert, das Fold 3 verfügt neu über eine IPX8-Zertfizierung, damit ist das Gerät im Prinzip wasserdicht (8 von 10 Punkten). Irritierend ist jedoch das "X" in der Zertifizierung, denn es bedeutet schlicht, dass man sich nicht einmal die Mühe machte, das Gerät auf den Schutz vor Staub zu testen, was wohl einiges über die diesbezügliche Widerstandfähigkeit aussagt.
Die fünf Kameras des Fold 3 (drei auf der Rückseite, je eine Selfie-Kamera pro Screen), gewinnen zwar keinen Preis, erledigen ihre Aufgabe aber über alle Bereiche hinweg befriedigend. Die drei Hauptlinsen haben jeweils 12 MP, die Selfie-Cams knipsen mit 10 MP (aussen) und 4 MP (innen), letztere ist gar unter dem grossen Screen versteckt. Der Klappmechanismus hat beim Fotografieren eine nette eine Bonusanwendung: Das Handy steht dadurch selbstständig, was bei Gruppenbildern und Selbstaufnahmen hilft.
Im Inneren des Fold 3 arbeitet der Premium-SoC Snapdragon 888, der dem Gerät gehörig Rechenpower gibt, dazu kommen 12 GB RAM und 256 GB Speicher, für einen Aufpreis von 100 Franken gibt’s sogar 512 GB. Konnektivität geht beim Fold 3 per 5G, WiFi 6 und Bluetooth 5, als OS ist Android 11 vorinstalliert. Hier gibt es bezüglich der vorinstallierten Software aber einen Abzug für etwas zu viel Bloatware. Der Akku verfügt über respektable 4400mAh und beherrsch Schnelllade- und Reverse-Charging-Funktionen, wird vom grossen Display mit 120 Hz Bildwiederholrate aber spürbar belastet: Im Test hielt das Gerät mit reger Nutzung etwa acht Stunden, andere Flaggschiffe schaffen zehn oder mehr.
Halb aufgeklappt ergeben sich interessante Anwendungsszenarien, wie hier im Mini-Laptop-Format... (Quelle: SITM)
...oder beim Fotografieren mit zusätzlichen Steuerungselementen und einer zoombaren Vorschau des letzten aufgenommenen Bildes. (Quelle: SITM)
Doppelmoppel
Beim Fold 3 scheint alles doppelt zu sein: Im Vergleich zu herkömmlichen Geräten kommt das Fold 3 etwa in der doppelten Dicke, dem doppelten Gewicht und dem doppelten Preis. Dafür hat es aber auch doppelt so viele Screens, und alleine auf der Innenseite die doppelte Screen-Fläche.
Wer sein Handy gerne in der Hosentasche rumträgt, staubigen Umgebungen nur schon nahekommt oder sein Smartphone regemässig einhändig bedienen will, sollte sich anderweitig umsehen – die zugeklappte Version des Gerätes ist der Preis für den doppelten Spass auf der Innenseite. Wer sein Handy aber oft zweihändig bedient und hohe Ansprüche an Multitasking und Unterhaltung stellt, der hat mit dem Fold 3 das erste Gerät mit faltbarem Screen an der Hand, das sich nicht mehr wie ein Prototyp anfühlt. Aber eben leider nur, wenn das Portemonnaie mindestens so dick ist wie das Fold 3 selbst.
Quicktest
Wer Tablets mag, sollte hinschauen, wer kleinere Handys bevorzugt besser nicht. Denn das Galaxy Z Fold 3 ist absolut fantastisch, wenn man es aufklappt, aber auffällig unpraktisch, wenn es geschlossen ist. Letztlich können nur persönliche Vorlieben und das Budget definieren, wie gut dieser Deal ist.
Info:
Samsung Schweiz
Preis: ab 1799 Franken
Wertung: 5/6
Bonus Test: Galaxy Buds 2
Neben dem S Pen für Klapphandys (45 Franken) gibt es als Zubehör neu auch die Galaxy Buds 2 von
Samsung. Neben dem einfachen Handling und der schnellen Verbindung mit dem Fold 3 bieten die Buds ein tolles Klangerlebnis, aktive Geräuschunterdrückung und eigenen sich mit Top-Mikrophonen genauso gut für Calls wie für jeglichen Medienkonsum.
Info:
Samsung Schweiz
Preis: 169 Franken
Wertung 5,5/6
(win)