Googles Nest Hub war ein durchaus fähiges Smart Display, aber als einziges Modell von
Google fühlte es sich im Vergleich zu Amazons viel grösserem Alexa-betriebenem Lineup ein wenig unzulänglich an. Die zweite Generation des Nest Hub (99.- Franken) verbessert sein Vorgängermodell mit einer Funktion, die man bei keinem anderen intelligenten Display finden werden: Schlafüberwachung. Dank eines eingebauten Google-Soli-Bewegungserkennungschips kann der 7-Zoll-Nest Hub Schlaf und Atmung genau verfolgen, wenn er auf einem Nachttisch platziert wird.
Während das Gerät derweil immer noch keine Kamera für Videoanrufe hat, bietet es mehrere andere Upgrades, einschliesslich einer Quick-Gestures-Funktion, mit der man Inhalte einfach durch Winken mit der Hand anhalten oder abspielen kann, und einen Chip für maschinelles Lernen, der häufigen Sprachbefehle für schnellere Reaktionszeiten speichert. Der Hub ist derweil in den Farben Kreide (hellgrau), Kohle (dunkelgrau), Nebel (mintgrün) oder Sand (bräunlich rosa) ab sofort erhältlich.
Mit einem 7-Zoll-Touchscreen (1024 x 600 Pixel) bietet der neue Google Nest Hub nur ein geringfügig grösseres Display als das 6,7-Zoll-Display des grössten iPhone 12 (Pro Max), wenn man die Diagonale betrachtet. Darum herum findet sich zudem ein weisser Rahmen von etwas mehr als 1 cm Breite. Das Display ist etwa 2 cm von der Oberfläche, auf der der Hub platziert wird, angehoben und in einem festen, aber vernünftigen Betrachtungswinkel an seinem mit Treibern gefüllten Sockel befestigt. Das Produkt fühlt sich grundsolide an und nimmt kaum mehr Platz ein als ein kleiner Fotorahmen oder ein gebundenes Buch, das auf dem Buchrücken steht. Der Bildschirm enttäuscht in Bezug auf Auflösung, Farbe und Klarheit der dargestellten Bilder aber nicht, besonders wenn man den Preis im Hinterkopf behält.
Auf der Rückseite des Hub-Bildschirms befinden sich ein Schieberegler zum Ausschalten der drei Fernfeldmikrofone am oberen Rand und Lautstärkeregler an der rechten Seite, die alle leicht zu finden sind und den Platz auf dem Bildschirm maximieren.
Unter der Stoffhülle des Sockels (die Kunststoffteile des Nest Hub bestehen zu 54 Prozent aus recyceltem Material) sitzt ein Breitbandlautsprecher mit einem 4,3-cm-Treiber, der 50 Prozent mehr Bass als das Original verspricht.
Einrichtung, Assistant und Anrufe
Die Einrichtung ist ein Kinderspiel mit der Google-Home-App auf dem Smartphone. Zum Testen haben wir einen Spotify-, Apple-Music- und Deezer-Konto sowie Netflix-, YouTube- und Disney-Plus-Accounts verknüpft. Sagt man: "Okay
Google, spiele Lil Nas X auf Deezer", reagiert das Gerät in Sekundenschnelle. Zudem kann man Musik auch casten, etwa von einem Smartphone aus, was einwandfrei funktioniert.
Google sieht den Nest Hub eindeutig vor allem als Lifestyle-Hilfe. So soll das Gerät neuerdings auch den Schlaf optimieren. Wischt man vom oberen Rand des Hub-Bildschirms nach unten, kann man durch eine Vielzahl von Optionen scrollen, darunter Morgen-, Nachmittags- oder Abendroutinen, Wellness, Home Control, Medien (um eine Historie dessen zu sehen, was man gesehen und gehört hat, oder um Top-Nachrichten zu erhalten), Kommunizieren und Entdecken.
Aber die Schlagzeile hier ist eindeutig das Sleep Sensing, das in diesem Jahr auf dem Hub kostenlos getestet werden kann, aber ab 2022 kostenpflichtig sein wird. Da der Nest Hub Googles Soli-Sensor für die Bewegungserkennung sowie Licht- und Temperatursensoren enthält, können so nicht nur etwa Tracks gestoppt und fortgesetzt werden, indem man dem Hub einfach die Handfläche zeigt, sondern der Chip im Lautsprecher kann einem auch sagen, wie lange man geschlafen hat und wie erholsam der Schlaf war.
Zum Einrichten benötigt man die Apps Google Home, Assistant und Google Fit, die alle mit dem eigenen Google-Konto verknüpft sein müssen. Danach muss der Hub kalibriert werden, indem man ihn so waagerecht wie möglich auf seine Matratze legt und auf seinen Oberkörper ausrichtet. Schliesslich legt man sich aufs Bett und wartet, bis die Einrichtung abgeschlossen ist. Aufgrund des Lichtsensors wird der Bildschirm des Hubs gedimmt (er zeigt nur die Uhrzeit an, wie ein Wecker), sobald man nachts das Licht ausschaltet. Am Morgen erhält man dann unter der Registerkarte Wellness einen Überblick über die Nacht mit drei Kreisen, die Zeit, Qualität und Dauer darstellen. Ausserdem erhält man auch Angaben darüber, wie oft und wie lange man gehustet oder geschnarcht hat, über die Temperatur im Zimmer sowie die Atemfrequenz.
Beim Sprachassistenten gibt es zwar eine kleine Verzögerung zwischen unserer Frage und Googles Antwort, aber die Sprache, die oben auf dem Bildschirm erscheint, noch während man spricht, lässt einen wissen, ob der Assistant einen richtig verstanden hat.
Wischt man vom unteren Rand des Hub-Bildschirms nach oben, kann auf Lautstärke, Helligkeit, Alarme und Einstellungen zugegriffen werden. Und wer Google Fotos verwendet, kann seine Bilder auf dem Startbildschirm anzeigen lassen. Als Alternative steht aber auch die grossartige Kunstgalerie-Diashow von Google zur Verfügung.
Ein Punkt, der gegen den Nest Hub spricht, ist die Handhabung von Anrufen; definitiv nicht die stärkste Seite des Hubs. Um tatsächlich Anrufe zu tätigen und zu empfangen, müssen Kontakte auf Duo, Googles kostenloser App für Videogespräche, eingerichtet werden. Und zwar kann man auf dem Hub Videoanrufe von Duo-Benutzern empfangen, aber da keine Kamera vorhanden ist, kann der Anrufer einen nicht sehen.
Sound & Fazit
Der Bass oder die Höhen des Lautsprechers können unter der Audio-Registerkarte des Hub in den Einstellungen optimiert werden, aber mit den Einstellungen auf neutral für unseren Test, lässt sich einwandfrei Musik hören. Doch kann der intelligente Lautsprecher ein echtes Musiksystem klanglich kaum ersetzen. Bei maximaler Lautstärke ist der Hub zwar durchaus laut genug, um einen mittelgrossen Raum mit Musik zu füllen, aber in den oberen zwei Lautstärkestufen von zehn kämpft er, klingt komprimiert in den Bässen und rau in den Höhen. Als Tisch-, Küchen- oder Nachttischlautsprecher ist er aber durchaus akzeptabel.
Google bietet etwas, was kein anderer Hersteller tut – ein Gerät mit imposanter Streaming-Unterstützung, intelligenten Fähigkeiten, Bewegungssensorik und Schlafüberwachungstechnologie zu einem verlockenden Preis. Einige Käufer werden es zudem bevorzugen, dass es einen Bildschirm, aber keine Kamera gibt – Big Brother beobachtet einen so nicht – und während der Klang eher akzeptabel als grossartig ist, können die Nützlichkeit, der Bildschirm und vor allem die Erschwinglichkeit des neuen
Google Nest Hub nicht geleugnet werden.
(swe)