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Mini-Desktop mit Maxi-Anschlussvielfalt
Quelle: Lenovo

Thinkcentre M75n

Mini-Desktop mit Maxi-Anschlussvielfalt

Mit dem Thinkcentre M75n hat Lenovo einen Nano-Rechner lanciert, der ordentlich Leistung und Anschlussvielfalt bietet, aber trotzdem nicht vollends überzeugt. Dies ganz im Gegensatz zum mobilen Display Thinkvision M14, das wir ebenfalls angeschaut haben.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2020/10

     

Einen Desktop im Nano-Format hat Lenovo mit dem Thinkcentre M75n diesen Sommer auf den Markt gebracht. Speziell auf «die heutige Arbeitsweise sowie die Räume, in denen Menschen arbeiten», soll der kleinste Desktop-PC in Lenovos Thinkcentre-Portfolio angepasst sein, so der Hersteller. Und trotz seiner bescheidenen Abmessungen von 179 x 88 x 22 Millimeter und des Volumens von gerade einmal 350 Millilitern soll der Rechner – etwa so gross wie eine VHS-Kassette – reichlich Leistung bieten. Dies nicht zuletzt darum, weil Lenovo im Thinkcentre M75n AMDs vielgelobte Ryzen-­Pro-Prozessoren verbaut hat. Wen aber will Lenovo mit dem Thinkcentre M75n abholen?

Viele Anschlüsse, lauer Lieferumfang

Spannend ist das Gerät sicher für Umgebungen, wo Platz Mangelware ist oder der Rechner hinter dem Monitor versteckt oder an der Wand montiert werden soll. Lobenswert hier: Das entsprechende Zubehör liefert Lenovo gleich mit. Ebenfalls angepriesen wird der M75n für Anwender, die ihren Rechner jederzeit flexibel mitnehmen möchten. Dem kann man entgegenhalten, dass es dazu einen geeigneteren Formfaktor gibt – das Notebook nämlich. Handkehrum kann man sich schon Szenarien ausmalen, wo der Nano-­PC Sinn machen kann – etwa wenn man an zwei Standorten einen voll ausgestatteten Desktop-Arbeitsplatz mit einem oder zwei Monitoren (so viele werden unterstützt), Maus und Tastatur unterhält und an diesen Standorten dieselbe Rechnereinheit verwenden will. Was ebenfalls für den M75n spricht: Er ist bezüglich Anschlüssen mehr als ordentlich ausgestattet, bietet an der Front etwa je einen Port des Typs USB 3.2 (Gen 2), USB-C (USB 3.2, Gen 2), USB 2.0 sowie eine Kopfhörer-/­Mikrophon-Kombination. An der Rückseite finden sich nochmals je ein Anschluss des Typs USB 3.2 (Gen 2), USB-C (USB 3.2, Gen 2, Displayport) und USB 2.0 sowie ein «richtiger» Displayport, ein RJ45-Netzwerk-Port und ein Kensington-Schloss. An unserem Testgerät zudem verbaut wurde ein Anschluss für eine WiFi-Antenne. Und sogar ein Lautsprecher ist integriert, der zwar bescheidenen Sound liefert, aber immerhin.


Im Lieferumfang ebenfalls dabei sind eine Maus und eine Tastatur. Und an dieser Stelle macht sich das erste Mal Enttäuschung breit. Warum nur liefert Lenovo für seinen Nano-PC, dessen Portabilität angepriesen wird, eine kabelgebundene Maus und Tastatur. Nicht nur werden damit gleich mal zwei USB-Ports belegt, es macht sich auch Kabelsalat auf den Tisch anstelle des Gefühls von Mobilität breit (siehe Bild). Das Ganze ist umso mehr schade, als dass der Nano-PC in unserer Testkonfiguration mit Bluetooth bestückt und damit prädestiniert ist für Eingabegeräte ohne Kabel. Kommt hinzu, dass insbesondere die mitgelieferte Maus sehr billig wirkt und schlecht in der Hand liegt. Schade hat Lenovo hier gespart. Und apropos gespart: Wenn der M75n schon für den Einsatz an verschiedenen Standorten angepriesen wird, wäre eine Tragtasche oder ein Case eine nette Beigabe gewesen.

Ordentlich Leistung fürs Office

Unser Testgerät ist mit einem AMD-­Ryzen-5-Pro-3500U-Chip mit vier Kernen und 2,1 GHz (max. 3,70 GHz) sowie Radeon-Vega-8-Grafik und 8 GB RAM bestückt und bietet 256 GB Speicherplatz auf einer M.2 PCIe SSD. Mit dieser Ausstattung kann der Mini-PCs für gängige Büroarbeiten absolut genügen. Das Thinkcentre M75n kommt im erweiterten PCMark-10-Benchmark-Test auf eine Punktzahl von 2529. Um diese Zahl in einen Kontext zu setzen, lohnt sich ein Blick auf die Plattform «Anandtech.com», wo im Frühling beispielsweise der Mini-Rechner Intel NUC10i7FNH (Core i7-10710U mit sechs Kernen und 1,1/4,7 GHz, Intel UHD Grafik, 16 GB RAM, 256 GB SSD) getestet und mit ähnlichen Geräten verglichen wurde. Der Intel NUC – besser ausgestattet, aber auch teurer als unser Testrechner – kommt auf eine Gesamtscore von 2985 Punkten.

Bei der für Büroarbeit relevanten Bewertung von PCMark 10, dem Produktivitäts-Score, liegt der Lenovo-Rechner mit 5814 Punkten praktisch gleichauf mit dem Intel NUC (5900 Pkt.). Beim Essential Score kommt der M75n auf 7436 Punkte (Intel NUC 9045 Pkt.), beim allenfalls relevanten Digital Content Creation Score schafft das Lenovo-Gerät 2784 Punkte (Intel NUC 3792 Pkt.) und beim Gaming Score kommt unser Testgerät auf 920 Punkte, während der Intel NUC hier 1062 Punkte schaffte – Werte, die klar besagen: Gaming- und Multimedia-Maschinen sind die Mini-Rechner definitiv nicht. Dafür sind sie aber auch nicht gebaut.


Während des Tests – und zwar nicht nur während des Benchmarks, wo die Leistungsspitze getestet wird – ist uns aufgefallen, dass der kleine Lüfter in Lenovos Nano-Rechner ordentlich drehen muss, um die Wärme aus dem Gehäuse zu bringen – entsprechend arbeitet der M75n auch bei geringer Arbeitslast teils recht laut und wird auch ordentlich warm. Ein Nachteil des kleinen Formfaktors.

Hochwertiges mobiles Display

Mit dem Thinkcentre M75n hat Lenovo einen Rechner im Angebot, bei dem es in der Tat auf die (nicht vorhandene) Grösse ankommt. In Umgebungen, in denen wenig Platz herrscht oder der Desktop versteckt werden muss, ist der Nano-PC eine sinnvolle Investition, genauso in Szenarien, in denen der Rechner mitgenommen werden muss. Gefallen hat uns die Anschlussvielfalt, und auch die Leistung in den relevanten Disziplinen – der Büroarbeit nämlich – weiss zu überzeugen. Dass der M75n keine Grafik-Powermaschine ist, versteht sich von selbst.

Lenovo vermarktet den M75n nicht zuletzt auch im Zusammenhang mit dem gut 600 Gramm leichten Full-HD-Display Thinkvision M14 als Lösung, die mobil eingesetzt werden kann – also quasi ein Notebook in Einzelteilen. Für den Test haben wir ebendieses Thinkvision M14 zum Rechner dazu erhalten. Der 14-Zöller, eigentlich als Zweitdisplay für Notebooks gedacht, wird über USB-C an den Rechner gehängt und überzeugt nicht nur mit seiner kompakten und robusten Bauweise bei geringem Gewicht, einem hochwertigen Non-Glare-­Panel mit hoher Bildqualität und mit seiner für ein portables Display guten Helligkeit. Auch das flexible Scharnier, mit dem der Neigungswinkel von minus 5 bis 90 Grad eingestellt werden kann, gefällt, genauso wie die beiliegende Schutzhülle. Da fällt auch nicht weiter ins Gewicht, dass das Display kaum Einstellmöglichkeiten abgesehen von der Helligkeit und der Reduzierung des blauen Lichts bietet. Denn ehrlicherweise braucht es auch nicht mehr.


Aber: Die Vorteile der Kombination aus dem Thinkcentre M75n mit seiner kabelgebundenen Tastatur und Maus sowie dem Thinkvision M14 im Vergleich zum Beispiel mit einem Notebook haben sich uns nicht aufgetan.

Fazit Lenovo Thinkcentre M75n

Obwohl nur so gross wie eine VHS-Kassette bietet Lenovos Thinkpad bezüglich Leistung und Anschlüssen ähnlich viel wie ein ausgewachsener (Low-end-)Büro-Desktop. Wer seine Recheneinheit also verstecken möchte, ohne aber die allfälligen Nachteile eines All in One in Kauf zu nehmen, bekommt mit dem M75n sicherlich eine Option. Auch für Anwender, die ihren Rechner regelmässig zwischen zwei Desktop-Umgebungen zügeln wollen, ist der Nano-Lenovo eine Möglichkeit. Der Hersteller preist den M75n ausserdem als Arbeitsgerät an, das überall hin mitgenommen werden kann – nicht zuletzt im Zusammenspiel mit einem mobilen Display wie dem Thinkvision M14. Hierbei hätten wir uns allerdings gewünscht, dass der mobile Gedanke zu Ende gedacht und eine kabellose Tastatur und Maus sowie eine Tasche für den Rechner mitgeliefert werden. Aber auch abgesehen davon dünkt uns für Mobilität das Notebook der geeignetere Formfaktor.

Features (Testkonfiguration)
- AMD Ryzen 5 3500U (Quad Core, 2,1 bis 3,7 GHz, Radeon-Vega-8-Grafik)
- 8 GB DDR4 RAM
- 256 GB M.2 PCIe SSD (zwei Steckplätze, max. 2 TB)
- Intel 9260 WLAN / Bluetooth Combo Chip
- Anschlüsse: 2x USB 3.2 (Gen2), 1x USB-C (USB 3.2, Gen 2), 1x USB-C (USB 3.2, Gen 2, Displayport), 2x USB 2.0, 1x Displayport, 1x RJ45, 1x Kopfhörer/Mikrophon, Kensington Schloss
- 1x Maus und Tastatur (kabelgebunden, via USB)
- Gewicht 486 Gramm (gemessen)
- Abmessungen 179 x 88 x 22 Millimeter
- Windows 10 Pro


Positiv
+ kompakte Abmessungen
+ Anschlussvielfalt angesichts der Grösse
+ Dual Monitor Support

Negativ
- Lieferumfang mit kabelgebundener Maus / Tastatur, ohne Tasche für mobilen Einsatz
- Lüfter recht laut
- Multimedia-Performance

Hersteller/Anbieter
Lenovo

Preis
Fr. 669.–

Wertung
Funktionalität 4,5 von 6 Sternen
Bedienung 5,5 von 6 Sternen
Preis/Leistung 5 von 6 Sternen
Gesamt 5 von 6 Sternen

Fazit Lenovo Thinkvision M14

Lenovos Thinkvision M14, den wir zusammen mit dem Nano-Rechner zum Test erhalten haben, gefällt aufgrund seiner hochwertigen Verarbeitung bei geringem Gewicht, seines flexiblen Scharniers und seinem entspiegelten und ziemlich hellen Panel. Da nimmt man auch in Kauf, dass sich kaum Einstellmöglichkeiten finden.

Features (Testkonfiguration)
- Bilddiagonale 14 Zoll / 35,5 Zentimeter
- Auflösung Full HD 1920 x 1080 Pixel
- Helligkeit 300 cd/m2, Kontrast 700:1, Reaktionszeit 6 Millisekunden
- Scharnier stufenlos von -5 bis 90 Grad verstellbar
- Anschlüsse: 2x USB-C, Kensington Schloss
- Gewicht 623 Gramm (gemessen)
- Abmessungen 324 x 208 x 4,4 / 12,5 (nur Display / inkl. Standfuss) Millimeter


Positiv
+ Bildqualität und Helligkeit
+ hochwertige Bauweise, trotzdem leicht
+ fexibler Standfuss
+ Sleeve im Lieferumfang dabei

Negativ
- kaum Einstellmöglichkeiten

Hersteller/Anbieter
Lenovo

Preis
Fr. 230.– (Version mit Touchscreen Fr. 356.–)

Wertung
Funktionalität 6 von 6 Sternen
Bedienung 5 von 6 Sternen
Preis/Leistung 6 von 6 Sternen
Gesamt 5,5 von 6 Sternen (mw)


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