Während der sich in chinesischem Besitz befindlichen Video-App Tiktok die Gefahr eines Verbots in den Vereinigten Staaten droht, hat Facebook den Moment genutzt und mit
Instagram Reels einen Konkurrenten in den Ring geworfen. Wie Facebook
per Blog-Post mitteilt, können User mit der neuen Instagram-Funktion 15-Sekunden-Videos, sogenannte Reels, erstellen. Diese sind, ähnlich wie bei Tiktok, so gestaltet, dass sie möglichst leicht geteilt werden können. Und genau wie Tiktok ermöglicht es Reels den Benutzern, ihre Videoaufnahmen mit Musikclips oder Audiodateien zu hinterlegen, die sie selbst aufgenommen haben. Zudem können den Clips auch Effekte wie Augmented-Reality-Filter hinzugefügt werden.
Das Timing der Veröffentlichung könnte nicht besser sein. Denn Tiktok ist zum Spielball eines geopolitischen Schlagabtauschs zwischen US-Präsident Trump und der chinesischen Regierung geworden. Das Weisse Haus, das Tiktok wegen seiner Eigentümerschaft durch die chinesische Firma Bytedance als eine Bedrohung der nationalen Sicherheit bezeichnet hat, fordert, dass die App ihr US-Geschäft innerhalb von 45 Tagen verkauft oder mit einem Verbot rechnen müsse.
Reels ist zu Beginn in mehr als 50 Ländern, darunter die Vereinigten Staaten, Grossbritannien Japan und auch die Schweiz, verfügbar. Auch in Indien, einem der wichtigsten Wachstumsbereiche von
Facebook, soll die App lanciert werden. Im Juni wurde Tiktok in Indien als Teil eines scharfen Vorgehens gegen viele chinesische Apps verboten.
Facebook ist allgemeinhin bekannt für das Klonen von Funktionen oder Apps seiner Konkurrenten. Mark Zuckerberg, CEO von
Facebook, brachte 2016 und 2017 als Reaktion auf den Aufstieg der App
Snapchat ein Produkt namens Stories for
Instagram and Facebook auf den Markt. Stories war eine nahezu exakte Kopie von Snapchats Stories.
In einem Memo an die Mitarbeiter kritisierten Führungskräfte der Muttergesellschaft von Tiktok diese Woche
Facebook, wie "The New York Times"
berichtet. Zhang Yiming, Vorstandsvorsitzender von Bytedance, sagte, dass er als globales Unternehmen expandieren wolle, Tiktok aber mit einem "intensiven internationalen politischen Umfeld, dem Zusammenprall und Konflikt verschiedener Kulturen und dem Plagiarismus und der Verleumdung durch den Konkurrenten Facebook" konfrontiert sei. Zhang wies auf die "komplexen und unvorstellbaren Schwierigkeiten" hin, mit denen sein Unternehmen im vergangenen Jahr konfrontiert war, und dass es unter der "unfairen" Behandlung durch die Trump-Administration nur noch schlimmer geworden sei.
(swe)