Das Kernforschungsinstitut CERN in Genf hat sich entschieden, der Kollaborationsplattform
Facebook Workplace den Rücken zu kehren. Wie das Forschungszentrum diese Woche bekanntgab, haben Änderungen am Account-Status zum Entscheid geführt, die Präsenz auf Workplace per 31. Januar zu beenden.
Facebook hat im Herbst 2016 den CERN-Verantwortlichen angeboten, die Workplace-Plattform ohne Lizenzzahlungen zu benutzen. Man habe dann von der Gelegenheit Gebrauch gemacht, um die Plattform zu testen. Abteilungen wie HR oder IT hätten dann mit dedizierten Testläufe innerhalb der Abteilungen gestartet, um Feedback zu sammeln. Die Reaktionen seien allerdings nicht immer positiv ausgefallen und viele Nutzer hätten eine Lösung bevorzugt, bei der sie dem Anbieter in Sachen Datenschutz hätten trauen können. Bis anhin hätten rund 1000 CERN-Angehörige einen Workplace Account eröffnet, wobei rund 150 aktive Anwender die Plattform wöchentlich nutzen würden.
Nachdem im vergangenen Sommer dann aber neue Preispläne vorgestellt wurden, habe man das CERN im Oktober vor die Wahl gestellt, die ursprünglich kostenfreien Konti in bezahlte Accounts zu überführen oder alternativ die Accounts auf Gratis-Versionen mit kleinerem Funktionsumfang zurückzustufen. Dies hätte zur Folge gehabt, dass man auf die Administrations-Rechte wie auch auf die Single-Sign-on-Funktion hätte verzichten müssen und dass alle Daten an Facebook übermittelt worden wären. Ein Verlust über die Kontrolle der Daten wie auch die Bezahlung für ein Tool, das nicht zum Kern der CERN-Community gehörte, habe man dann aber als inakzeptabel erachtet, weshalb man den Workplace-Versuch abgebrochen habe. Als Ersatz für die Workplace-Plattform zieht man jetzt die Nutzung von Open-Source-Angeboten wie Mattermost oder Discource in Betracht.
Ebenfalls im Sommer 2019 hat Microsoft dem CERN den Status als akademische Non-Profit-Organisation aberkannt, wodurch sich die Lizenzkosten um den Faktor 10 erhöhten. Auch hier entschied sich das Institut, sich vom US-Softwarekonzern zu trennen und stattdessen auf Open-Source-Lösungen zu setzen ("Swiss IT Magazine"
berichtete).
(rd)