In der Schweiz wird die Einführung von 5G ein evolutionäres und kein revolutionäres Thema sein. Dieser Meinung sind Experten von Mobilfunkanbietern, 5G-Infrastrukturanbietern sowie Behörden und Verbänden, die für eine Studie von
Swiss Fibre Net im Auftrag ihrer Netzwerkpartner und in Zusammenarbeit mit der Beratungsfirma Ernst & Young befragt wurden. Die Studie konzentrierte sich auf die Frage der Koexistenz von 5G-Netzen und FTTH-Glasfasernetzen.
Nach der Auktion der 5G-Frequenzen werden voraussichtlich alle drei Mobilfunkbetreiber mit ihren Markteinführungen beginnen, so die Studie. Es ist jedoch nicht zu erwarten, dass eine flächendeckende Versorgung schnell und landesweit erfolgen wird. Hauptgrund dafür seien die zehnfach strengeren Grenzwerte gegenüber ausländischen Normen, die in der Verordnung über die nichtionisierende Strahlung (NISV) festgelegt sind.
Mit der Einführung von 5G sind Datenübertragungsraten von mehr als 10 Gbit/s und zehnfach geringere Latenzzeiten als bei 4G möglich. Diese Werte können bisher nur mit FTTH-Glasfasernetzen erreicht werden. Die Einführung der 5G-Technologie in der Schweiz wird es ermöglichen, eine Vielzahl neuer Anwendungen sowohl für private Verbraucher als auch für die Industrie zu realisieren. Gemäss der Studie werden jedoch nicht alle möglichen Anwendungen in der Schweiz im gleichen Tempo verfügbar sein. Die erste Anwendung, die Realität wird, ist die FWA-Technologie: Breitbandzugang über Movbilfunk ("Fiber-over-the-air"). In der Schweiz ist der Ausbau von FTTH für rund 15 Prozent der Gemeinden wirtschaftlich nicht möglich. Dort kann 5G mit Hilfe der FWA-Technologie Verbindungen mit hoher Bandbreite bereitstellen. Als nächste Anwendung sollen Smart-City-Lösungen folgen. Mittelfristig (mehr als fünf Jahre) erwarten die Autoren der Studie die Umsetzung von Anwendungen für Industrie 4.0, öffentliche Sicherheit, intelligente Landwirtschaft und Ehealth. Die Einführung der 5G-Technologie für autonomes Fahren wird erst langfristig (in mehr als 10 Jahren) erwartet, die Voraussetzung dafür wird der umfassende Einsatz von 5G sein.
Einige FTTH-Glasfaserbetreiber fragen sich, inwieweit diese Netze auch in Zukunft bestand haben werden. Die Studie geht dieses Thema konkret an und macht deutlich, dass es keinen Grund zur Sorge gibt. Berechnungen zeigen, dass die Installation von 5G für FWA nur in dünn besiedelten Gebieten wirtschaftlich sinnvoll ist. In Städten und Ballungsräumen wird die drahtgebundene FTTH-Technologie weiterhin eine zentrale Rolle spielen.
(swe)