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Getestet: Alcatel 5, das Mittelklasse-Flaggschiff
Quelle: Alcatel

Getestet: Alcatel 5, das Mittelklasse-Flaggschiff

Beim Kauf eines neuen Smartphones bekommt man mit einem Budget von 300 Franken normalerweise gerade noch das Mittelklasse-Modell eines Herstellers. Nicht so, wenn man in Frankreich sucht: Bei Alcatel gibt es das Premiumgerät sogar für noch weniger Geld. "Swiss IT Magazine" hat das Mittelklasse-Flaggschiff Alcatel 5 getestet.
11. Juli 2018

     

Gleich sieben neue Smartphones kündigte Alcatel dieses Jahr an und jedes der neuen Modelle bewegt sich unter der 300-Franken-Grenze. An der Spitze der Alcatel-Nahrungskette sitzt das Alcatel 5 als Flaggschiff. Während heute viele Hersteller ein Modell der Königsklasse an die Spitze ihrer Serien setzen, ist es doch speziell, dass das Vorzeige-Gerät der Franzosen für gerade mal 289 Franken zu haben ist. Beim Test wurde klar: Die Ausstattung entspricht auf weiten Strecken dem Kaufpreis, in einigen Bereichen setzt das Gerät aber eine respektable Messlatte für Low-Budget-Smartphones.

Design, Verarbeitung, Display

Frisch ausgepackt hat man beim Alcatel 5 das Gefühl, ein wertiges und doch leichtes Gerät in der Hand zu halten. Die Hinterseite des 8,45 mm dicken Gehäuses im gebürsteten Look mit Kamera, Blitz und Fingerabdruck-Scanner ist ansehnlich. Einzig auf die beiden Metallic-Hochglanz-Teile, die das Gerät oben und unten abschliessen und USB-C-Anschluss, Lautsprecher und den nicht mehr selbstverständlichen Audio-Jack beheimaten, hätte man aus Design-Sicht verzichten können. Dass damit den exponiertesten Stellen des Gerätes eine so anfällige Oberflächenbehandlung verpasst wurde, ist leider etwas ungeschickt.

Das Design-technische Herzstück ist aber die Vorderseite des Alcatel 5 mit einem echten Hingucker für diese Preisklasse: Das Smartphone wartet mit einem stattlichen 5,7-Zoll Display im 18:9-Format auf, Details dazu gleich im Anschluss. Alcatel spricht dabei von einem "bezel-less"-Display, also einem randlosen Bildschirmvergnügen. Während der Rahmen an der Seite und unten in der Tat sehr schmal ist, wurden Frontkameras, Sensoren und Telefon-Lautsprecher in einem breiteren Balken (etwa 13 mm) über dem Display verbaut. Dieser ist jedoch, hier ist Alcatel wiederum ein Kränzchen zu binden, dank stilvoller, Retro-angehauchter Linienoptik ansprechend und fügt sich gut ins Gesamtbild ein. Als Design-Gesamtwerk bricht Alcatel damit keine Rekorde, braucht sich aber auch nicht zu verstecken und kann nicht des Plagiats bezichtigt werden.


Das Herzstück des Gerätes, das 5,7-Zoll-LCD, ist wie schon erwähnt das auffälligste Feature des Alcatel 5. Das Spezialformat ist traditionell eher teuren Smartphones vorenthalten und soll primär dem Medienkonsum dienlich sein. Widersprüchlich ist dabei die auffällig tiefe Auflösung von nur 1440 x 720 Pixel, die dem Flaggschiff-Charakter und dem schönen Display-Format nicht würdig ist. Abgesehen davon liefert das Display mit klaren Farben und ansehnlicher Helligkeit in allen Lichtverhältnissen ein gutes Bild.

Betreffend Leistung merkt man als Benutzer aber bald, wo die Grenzen des Gerätes liegen. Die verbaute Mediatek MT6750 CPU mit acht Kernen ist von gestern (2016, um genau zu sein), genau wie das installierte Android-7.0-Nougat-Betriebssystem (ebenfalls 2016). Klar, der Preis muss sich auch irgendwie rechtfertigen, aber hier liegt definitiv eine der Schwächen des Alcatel 5. Das Öffnen, Laden und Benutzen von Apps und Homepages dauert meist etwas länger und schon bei Spielen mit mittleren grafischen Ansprüchen heizt sich das Gerät zeitweise ziemlich stark auf. Hier definieren natürlich persönliche Ansprüche, ob diese Geschwindigkeit reicht oder eben nicht, am Ende waren aber sämtliche getestete Medieninhalte ohne schwerwiegende Probleme konsumierbar. Abgerundet wird das Innenleben durch 3 GB RAM und 32 GB integriertem Speicher, der sich per Micro-SD-Karte nochmal um bis zu 128 GB erweitern lässt.

Der Akku mit 3000 mAh soll laut Hersteller 12 Stunden lang im 4G-Betrieb durchhalten und zum Laden rund 2 Stunden benötigen. In der Praxis zeigte sich der Akku leistungsstark und überlebte mit einer Akkuladung gut einen Tag der regen Nutzung.

Kamera und Software

Im Alcatel 5 wurden total drei Kameras verbaut. Dabei ist das Duett aus einer 13-MP- und einer 5-MP-Kamera aber nicht hinten, sondern vorne zu finden. Damit zielt der Hersteller auf hohe Selfie-Qualität, welche mit dem nützlichen Feature Smart Selfie Duo noch erweitert wird: Wenn mehr als eine Person auf dem Selfie identifiziert wird, wechselt die Frontkamera automatisch auf 120 Grad Weitwinkel, damit es sicher alle Personen ins Bild schaffen. Die Weitwinkel-Option kann natürlich auch manuell aktiviert werden.

Die 12-MP-Kamera auf der Rückseite spielt erwartungsgemäss nicht in der Top-Liga, schiesst aber qualitativ ziemlich gute Bilder (Beispiele in der Bildergalerie). Die intuitive Benutzeroberfläche der mitgelieferten Kamera-App bietet neben der Auswahl zwischen Standard-Bildern und -Videos einige zusätzliche Einstellungen wie etwa die Panorama-Funktion und verschiedene Modi für Langzeitbelichtung. Auch für Videoaufnahmen, die ebenfalls qualitativ recht gute Videos produziert, gibt es spezial-Modi: Hier können neben Standard-Videos noch Zeitraffer- und Zeitlupen-Filme aufgezeichnet werden.


Einziger Minuspunkt der Kamera: Sie steht dem Gehäuse auf der Hinterseite etwas vor, was die Benutzung einer Hülle fast obligatorisch macht, wenn die Linse nicht verkratzen soll, es ist also Vorsicht geboten.

Bezüglich Sound ist die Leistung des Alcatel 5 durchaus befriedigend. Während die mitgelieferten Headphones eher in die Kategorie unbequem gehen, ist der Klang der integrierten Lautsprecher aber absolut in Ordnung.

Wie schon erwähnt wird das Alcatel 5 mit dem in die Jahre gekommenen Android Nougat 7.0 ausgeliefert. Alcatel spart zudem nicht mit Eigenentwicklungen, was dem Benutzer die Joy-Launcher-Oberfläche und einige, nicht löschbare, Bloatware-Apps beschert. Das Quicklaunch-Menu Joy Touch ist zwar grundsätzlich intelligent gestaltet und in der Benutzung in Ordnung, aber am Ende zu oft im Weg. Im Test wurde die Option Joy Touch zu deaktivieren denn auch sehr bald genutzt. Der Grossteil der Konkurrenz handhabt das Thema Bloatware zwar nicht wesentlich besser, was es aber nicht weniger unnötig macht. Insgesamt ist die Alcatel-Oberfläche intuitiv und angenehm, wenn auch ein wenig veraltet.

Ein weiteres Highlight des Alcatel 5 sind die mannigfaltigen Optionen, um das Gerät zu entsperren. Alcatel bietet dem Nutzer neben den Standard-Sicherheitschecks von Android einen Fingerabdruckscanner und sogar die Entsperrung mittels Gesichtserkennung. Der Fingerabdruck-Sensor liegt an der Hinterseite des Gerätes, etwas unter der Kamera. Dieser ist etwas unzuverlässiger als man hoffen würde, mit etwas Gewöhnung lassen sich Fehlversuche aber verhindern. Zuverlässiger ist die integrierte Gesichtserkennung. Diese entsperrt das Gerät in kurzer Zeit, zumindest bei guten Lichtverhältnissen. Sobald es dunkler wird, ist diese Option schnell inkonsistent. Bei beiden Features spielt die Leistung der CPU wieder eine Rolle, da der Prozess des Entsperrens stets einen kurzen, aber deutlich spürbaren Moment benötigt.

Fazit

Wer ein richtiges Flaggschiff sucht, der ist mit dem Alcatel 5 nicht richtig beraten, aber man könnte mit dem Geld für die meisten Top-End-Geräte auch locker zwei Alcatel 5 kaufen. Das Smartphone ist eine vernünftige Alternative zu den Mitstreitern wie dem Xiaomi Mi A1 oder dem Moto G5s Plus im Midrange-Markt und bietet vor allem Selfie-Fans gute Optionen für die Kamera. Sehr gut gefällt das tolle Bildschirmformat, die Verarbeitung und die Weitwinkel-Frontkamera. Abzüge gibt es für die Bloatware, die veraltete Android-Version, die eher tiefe Leistung und der mittelmässigen Auflösung des Displays, wobei sowohl das Display wie auch die CPU durch den sehr tiefen Kaufpreis gerechtfertigt sind.


Das Alcatel 5 kann man aktuell für 289 Franken im Handel vorbestellen und sollte in den kommenden Wochen ausgeliefert werden. (win)


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