Swiss21.org hat sich auf die Fahnen geschrieben, KMU den Weg in die Digitalisierung zu ebnen. Das Konsortium, das sich aus mehreren Schweizer Software-Herstellern zusammensetzt, bietet auf der gleichnamigen Plattform ein komplettes Paket mit Administrationssoftware aus der Cloud an, das von KMU zum Nulltarif genutzt werden kann. Am Konsortium beteiligt sind aktuell die Firmen
Abacus,
Glarotech, Orphis und Fasoon, wobei letztere die Projektkoordination sowie die Geschäftsleitung von
Swiss21.org innehat.
Die Lösung selbst besteht aus mehreren, über Schnittstellen miteinander verbundenen Modulen. Darin enthalten sind zurzeit eine Buchhaltungssoftware, eine CRM-Lösung, ein Online-Shop, eine Zeiterfassungslösung sowie eine digitale Kasse, die mit der Möglichkeit aufwartet, auch Rechnungen zu erstellen und zu verschicken und das Mahnwesen abzuwickeln.
Laut den Initianten besteht der Vorteil von Swiss21.org darin, dass alle Module zwar von verschiedenen Anbietern beigesteuert werden, allerdings mittels Schnittstellen miteinander verbunden sind. Das heisst, dass der Workflow von der Bestellung des Kunden über die Verarbeitung der Kundendaten bis hin zur Buchhaltung durchgängig ist. Auch soll die gesamte Lösung über ein einfaches Interface mit einem einzigen Login zu bedienen sein, in dem die Nutzer mit einem Klick wählen können, welche Module sie benötigen. Ein weiterer, wichtiger Punkt: Die Daten der Nutzer lagern allesamt in einem Schweizer Rechenzentrum.
Wie Walter Regli (Bild), Mitgründer von Fasoon, im Rahmen einer Pressekonferenz mitteilte, ist das Ziel,
Swiss21.org am 1. Mai 2018 in der Deutschweiz zu lancieren. 2019 soll dann die Romandie folgen und 2020 das Tessin. Bis dahin wolle man 50'000 Nutzer für die Lösung gewinnen.
Komplett kostenlos ist die Lösung allerdings nur bei einer Nutzung von bis zu 2100 Rechnungen pro Jahr, 2100 Artikeln im Shop sowie 2100 Kontakten im CRM und 21 Nutzern. Übersteigt ein Unternehmen diese Nutzung, dann werden bei bis zu 5000 Rechnungen pro Jahr, 5000 Artikeln im Shop und 5000 Kontakten 21 Franken im Monat fällig. Regli gibt aber zu bedenken, dass über 90 Prozent der anvisierten Unternehmen mit der kostenlosen Version der Software werden arbeiten können, denn in der Schweiz seien 456'000 der rund 580'000 KMU Betriebe mit einem bis zu vier Mitarbeitern.
Swiss21.org verspricht darüber hinaus, dass der Wechsel auf ein anderes System jederzeit möglich ist. Die Nutzer könnten sämtliche Daten exportieren. Ausserdem hätten sich alle Partner des Konsortiums dazu verpflichtet, ihre Software nachhaltig kostenlos anzubieten. Finanziert werden soll das Vorhaben über die Einblendung von Werbung. Die Kostendeckung sei ein mittelfristiges Ziel der nicht gewinnorientierten Aktiengesellschaft, so Regli. Ob Werbung allein aber den Verwaltungs- und Supportaufwand wird decken können, steht noch auf einem anderen Blatt geschrieben.
Swiss21.org wird sich unter anderem auch auf die Kunden der Partner auswirken. So werden die Nutzer der Lösung Abaninja von
Abacus künftig automatisch auch auf
Swiss21.org zugreifen können. Das sei auch der Gedanke dahinter, so Regli. Man wolle, dass möglichst viele Unternehmen die Grundfunktionalitäten ihrer Software umsonst anbieten, um den Wirtschaftsstandort Schweiz zu stärken. Das Konsortium ist ausserdem auch an weiteren Partnerschaften interessiert und bereits mit mehreren Software-Herstellern im Gespräch. Welche diese sind, konnten die Initianten allerdings nicht sagen.
Bereits heute arbeiten einzelne Firmen im Rahmen eines Pilotprojektes mit der Lösung. Der ebenfalls an der Pressekonferenz anwesende Marco Vonmoos der Firma Naturwerker berichtete über seine Erfahrungen beim Betrieb seines Online-Shops Sprossensamen.ch. Die Lösung nehme ihm einen Grossteil des Verwaltungsaufwandes für die Verarbeitung der Bestellungen und die Rechnungsstellung ab, was ihn enorm entlaste. Davor habe er die meisten Arbeitsschritte von Hand gemacht und in Excel dokumentiert, so Vonmoos. Laut Walter Regli arbeiten heute noch viele Kleinbetriebe mit solchen Mitteln. Eben hier will Swiss21.org ansetzen und die Prozesse vereinfachen und vereinheitlichen sowie automatisieren.
Wenn Swiss21.org im Frühling lanciert wird, können sich sowohl Unternehmen als auch Privatpersonen oder aber Vereine kostenlos registrieren und den vollen Dienstleistungsumfang in Anspruch nehmen.
(luc)