Als die
Apple Watch Series 3 Anfang September zusammen mit den neuesten iPhone-Modellen vorgestellt wurde, war die Vorfreude bei vielen Apple-Fans gross. Denn endlich zeigte das Unternehmen aus Cupertino auch eine LTE-fähige Version der smarten Uhr. Ein Feature, das lange auf sich warten liess und bei anderen Herstellern bereits seit längerem verfügbar war. Das Versprechen dabei: die Uhr lässt sich auch ohne iPhone als stetigen Begleiter vollumfänglich nutzen. Sei es Internetzugang, Telefonieren, das Schreiben von Nachrichten oder Streamen von Musik, dank eSIM sollen Nutzer der Uhr ihr iPhone auch mal zuhause lassen können, ohne auf diese Funktionen verzichten zu müssen. Waren die ersten zwei Version der Apple Watch noch mehr oder weniger ein Add-on beziehungsweise Second Screen für das iPhone, verspricht die Cellular-Version der dritten Generation also, sich auch ohne Smartphone behaupten zu können.
Updates, Abos und LTE
Nutzer in der Schweiz mussten dafür aber Geduld aufbringen, denn die LTE-Funktionen wurden erst im Dezember durch ein Software-Update freigeschaltet. Wer diese nutzen will, braucht zudem ein spezielles Abo von Swisscom oder Sunrise, den einzigen beiden Anbietern in der Schweiz, welche die
Apple Watch 3 Cellular aktuell unterstützen.
Bei Swisscom funktioniert das zum Beispiel mit einem der Inone-Mobile- und den meisten Business-Abos, wozu aber noch die Zusatzfunktion Multi Device gebucht werden muss, die es ab 10 Franken im Monat gibt.
Sunrise-Kunden benötigen einen Freedom- oder Unlimited-Tarif oder eines der Mobil-Abos für Geschäftskunden sowie ein zusätzliches Abo namens Extra-SIM für 9 Franken im Monat. Beide Anbieter fahren aktuell übrigens kostenlose Promo-Aboangebote zur Apple Watch. Hat man den Abo-Dschungel erstmal hinter sich gelassen, lassen sich die Apple Watch LTE-Funktionen, dank eSIM, allerdings relativ einfach freischalten. Voraussetzung dafür ist jedoch die WatchOS-Version 4.2 sowie mindestens ein iPhone 6 mit iOS 11.2.
Doch wozu braucht man überhaupt LTE bei einer Smartwatch? Hat man sein Handy nicht so oder so fast immer dabei? Eben nur "fast". Das Ausfüllen dieser Lücken bildet das Hauptverkaufsargument der Series 3 Cellular. So bleibt man beim Sport etwa trotzdem erreichbar, kann Musik hören oder Push-Nachrichten empfangen. Auch FOMO (Fear of Missing Out) ist sicherlich ein wichtiger Faktor hierbei, denn wer weiss, was alles passiert während, man gerade nicht vernetzt ist? Die Nutzung von LTE mit der Apple Watch dient also eher dazu, solche "Versorgungslücken" auszufüllen. Das Telefonieren unterwegs klappt aber einwandfrei, auch wenn die Tonqualität nicht an die eines Smartphones herankommt. Besonders für den Angerufenen leidet die Qualität je nach Geräuschumgebung. Hier empfiehlt sich für den Anrufer der Gebrauch von Bluetooth-Kopfhörern mit integriertem Mikrofon.
Unterschiede zur Series 2, Ausstattung & Design
Abgesehen von den Mobilnetz-Funktionen unterscheidet sich die Apple Watch 3 allerdings nicht allzu stark vom vorhergehenden Modell. So ist weder beim Design, noch bei der Bedienung viel passiert. Wie bereits der Vorgänger ist die Uhr in zwei Grössen (38 und 42 Millimeter) erhältlich, wobei die Cellular-Version auf Grund der eSIM kaum merkbare 0,25 Millimeter dicker ist als die GPS-Version. Das 1,65-Zoll-OLED-Display der von uns getesteten 42 Millimeter Version überzeugt voll und ganz. So ist dieses auch in hellem Sonnenlicht bestens lesbar und auch das automatische Einschalten beim Heben des Armes funktioniert einwandfrei. Das Gehäuse gibt es wieder entweder aus Aluminium gefertigt und in den Farben Schwarz, Silber und Gold, als Edelstahl-Version in den Farben Schwarz und Silber, oder aber als (deutlich teurere) Keramik-Ausführung in den Farben Weiss oder Grau. Einziger äusserlich erkennbarer Unterschied zum Vorgänger und auch zu den anderen neuen Versionen, ist bei der LTE-Version ein roter Punkt auf der "Krone", dem Drehknopf an der Seite des Geräts. Erstaunlich: als Antenne dient das Display, wodurch Apple beim Design den Platz optimal genutzt hat. Die Watch Series 3 ist ausserdem bis zu 50 Meter wasserdicht, wodurch diese sogar zum Schwimmen getragen werden kann – so lassen sich also neu auch Schwimm-Workouts messen.
Einges getan hat sich im Innern der Uhr. So wartet die Watch Series 3 mit einem neuen Dual-Core-Prozessor, schlicht S3 genannt, auf, der, so
Apple, bis zu 70 Prozent schneller als sein Vorgänger sein soll. Dadurch allein lohnt sich schon ein Update von der Series 2, da alles doch einiges flüssiger und flotter läuft und die Apps viel schneller starten. Dank neuem Prozessor kann Siri neu ausserdem per Sprachausgabe antworten, was ziemlich gut funktioniert. Auch Aufforderungen an die Sprachassistentin werden prompt und erstaunlich schnell umgesetzt. Die Diktierfunktion, etwa zum Verfassen von Nachrichten, funktioniert ebenso einwandfrei, was, insbesondere auf einer Smartwatch, doch einiges an Zeit sparen kann. Denn das Antworten per Bildschirmtastatur funktioniert zwar relativ gut, ist aber doch um einiges umständlicher als man sich vom Smartphone gewohnt ist. Ebenfalls eine tolle Verbesserung: Die Series 3 Cellular bietet satte 16 GB Speicherplatz, also doppelt so viel wie der Vorgänger.
Die neue Apple Watch ist in vielen Farben und Ausführungen zu haben. Hier zu sehen: Aluminium in Silber. (Quelle: Apple)
WatchOS 4 bringt viel Neues
Viele Verbesserungen sind aber auch das Update auf die WatchOS-Version 4 zurückzuführen, welches auch für die älteren Watch-Versionen verfügbar ist. Dazu zählen etwa eine Reihe neuer Ziffernblätter, darunter ein Siri-Watchface, das automatisch zur Situation passende Informationen anzeigt und sich mit der Zeit ans Nutzungsverhalten des Users anpasst. Zudem gibt es eine rundum verbesserte Workout-App sowie inklusiver überarbeiteter Pulsmessung, die nun auch den Ruhepuls misst und etwa darüber Auskunft gibt, wie schnell man sich nach einem Training erholt. Ebenfalls ein Fortschritt ist, dass die zuletzt genutzten Apps neu Vertikal statt Horizontal dargestellt werden, wodurch die Krone zum Scrollen genutzt werden kann. Durch die neue OS-Version gewinnt die Uhr zudem auch an Unabhängigkeit was Apps von Drittanbietern angeht. So können diese nun auch direkt für die Uhr entwickelt werden und müssen nicht mehr über den Umweg via iPhone laufen. Beim Blick in den Watch-App-Store mangelt es aber noch an wirklich interessanten Apps von Drittanbietern. So gibt es beispielsweise keine offizielle Whatsapp-App, sprich es werden nur Benachrichtigungen angezeigt. Und das auch nur, wenn die Watch mit dem iPhone verbunden ist. Auch eine Spotify-App, um Musik auf die Uhr zu synchronisieren sucht man vergebens. Wo hier der Grund liegt sei dahingestellt, doch als Nutzer bleibt man auf der Strecke, oder muss zu Apples Musik- oder Messengerdienst wechseln. Auch fehlt weiterhin die Möglichkeit, Apps direkt von der Uhr aus zu installieren.
WatchOS 4 bringt viele Neuerungen, darunter etwa ein Siri-Watchface, das aktuelle Informationen anzeigt. (Quelle: Apple)
Akku und Fazit
Durch die Möglichkeit zur Loslösung vom iPhone wird auch der Akku und dessen Laufzeit wichtiger. Sobald man aber die Mobilfunkanbindung ohne Kopplung mit dem iPhone nutzt, also zum Beispiel unterwegs via LTE-Netz telefoniert oder Musik streamt, lässt die Ausdauer des Akkus einiges zu wünschen übrig und reicht gerade so durch den Tag. Nutzt man die Uhr aber so, dass LTE nur in kurzen Intervallen zwischenzeitlich genutzt wird, hält der Akku um einiges länger durch, sogar locker mal über einen Tag hinaus, wobei nächtliches Laden doch meistens ratsam ist. Im schlimmsten Fall kann zudem auf den Stromsparmodus zurückgegriffen werden, wodurch allerdings alle Smartwatch-Features wegfallen und einzig die Zeit angezeigt wird. Schade ist auch, dass man die Uhr nur mit einem speziellen Ladekabel aufladen kann.
Als Gerät an sich betrachtet macht
Apple mit der Watch Series 3 (ob Cellular oder nicht) einen grossen Schritt nach vorne. Verbesserungen bei Leistung, Akku, Bedienung und auch bei den Software-Funktionen, lassen die Watch 3 über die Konkurrenz hinauswachsen. Einen wirklichen Nutzen birgt die smarte Uhr insbesondere für Sport- und Fitnessfans. Bedingung ist und bleibt aber: der Besitz und eine fast konstante Verbindung zu einem iPhone. Denn als wirklich unabhängiges Gerät lässt sich die Uhr nicht nutzen – LTE hin oder her. Viele Einstellungen sind nur vom iPhone aus möglich und als Ersatz für ebendieses, ist der Akku schlicht zu schwach. Dazu kommt der höhere Preis für die LTE-Version, die mit mindestens 449 Franken, ausschliesslich den zusätzlichen Abo-Gebühren, zu Buche schlägt, während die GPS-Version
bei Apple bereits ab 369 Franken zu haben ist.
(swe)
An der Auswahl an Armbändern mangelt es nicht. (Quelle: Apple)
Die Apple Watch lädt man via magnetischem Ladekabel. (Quelle: Apple)