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5 Fragen an Niels Pfläging
Quelle: swissICT

5 Fragen an Niels Pfläging

Der Keynote Speaker der LAS Conference 2016 freut sich, dass sich das agile Gedankengut in den Unternehmen ausbreitet. Sorgen bereitet ihm die Aktionismusfalle, in der viele Firmen gefangen sind.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2016/10

     

1. swissICT Magazin: Was ist ihr Bezug zur Informatik-Branche?
Niels Pfläging: In meiner Arbeit als Spezialist für organisationale Komplexität, Führung und Change habe ich in den letzten Jahren insbesondere mit der Agile- und Scrum-Szene zu tun gehabt. Es gibt hier zahlreiche natürliche Anknüpfungspunkte bei der Frage der Agilität in Organisationen aller Art, mit der ich mich als Speaker, Berater und auch Autor beschäftige. Vor etwa zehn Jahren kam mein Bruder zu mir – er ist Ingenieur und Hardware-Entwickler – und sagte: «Niels, ich habe gerade eine neuartige Ausbildung als Scrum Master gemacht. Und was Scrum sagt, das ist doch genau das, was du für ganze Unternehmen predigst!» Da hatte er den Nagel auf den Kopf getroffen.


2. Was freut Sie am meisten an der IT?
Sicherlich, dass die sich das agile Gedankengut inzwischen überall massiv ausbreitet. Bei der agilen Praxis in Unternehmen stehen wir in mancherlei Hinsicht zwar noch ganz am Anfang. Aber der Einfluss des agilen Mindset in Unternehmen wächst eindeutig. Langfristig werden diese Denkweisen die Unternehmensführung massiv verändern. Das wird aber nicht durch die Anwendung agiler Methoden passieren, sondern durch die Verbreitung des agilen Gedankenguts, der «agilen Prinzipien».
3. Was ist der grösste Ärger?
Kein Ärger, aber eine Sorge: In Unternehmen herrscht immer noch viel zu wenig Nachdenklichkeit vor, und zu viel Aktionismus. Probleme werden nicht durchdrungen – stattdessen behandelt man Symptome. Die Folge davon sind Firmen-Kulturen, in denen man nach Helden sucht, wenn etwas gelingt, oder Schuld zuweist, wenn etwas schief geht. Solange man dies zulässt, wird man nicht besser. Man versteht weder Erfolg, noch Wertschöpfung, noch Niederlagen oder Scheitern. Viele Firmen sind in der Aktionismusfalle regelrecht gefangen.
4. Was sind die grössten Hürden, die Innovationen im Wege stehen?
Fast alle Firmen könnten mit dem menschlichen Potenzial, das sie an Bord haben, weit mehr Innovation erzeugen. Das Problem sind nicht die Menschen oder ein eventueller Mangel an Ideen, sondern die Organisationsmodelle, die sich Unternehmen zugelegt haben. Innovation lässt sich zerstören und verhindern: Mit Abteilungsstrukturen, Stellenbeschreibungen, Budgets, Komitees und Steuerungskreisen, mit jährlicher Invest-Planung, mit Arbeitszeitkontrollen, mit Regeln und Prozessmanagement. Fast überall sind diese Organisationswerkzeuge aus dem Industriezeitalter durchgängig oder teilweise anzutreffen: Sie alle stehen Innovation im Wege.


5. Wie sähe für Sie die ideale Projekt-Welt aus?
Das ist ganz einfach. In einer vernünftigen Projektwelt gibt es keine Meilensteine, keine internen Projektbudgets, keine Gantt-Charts, keine Chefentscheidungen und Weisungen, keinen Projektleitertitel, keine Steuerungskreise oder Lenkungsausschüsse. Keine Angst.

Niels Pfläging

Niels Pfläging ist Berater, Beeinflusser und Autor mit Wohnsitz in Wiesbaden und er ist ein engagierter und leidenschaftlicher Vordenker moderner Führung. Pfläging ist Gründer des BetaCodex Network, einem internationalen Open-Source-Netzwerk. Fünf Jahre lang war er Direktor des renommierten Beyond Budgeting Round Table BBRT. Pflägings Bücher, darunter Komplexithoden, Organisation für Komplexität, Führen mit flexiblen Zielen und Die 12 neuen Gesetze der Führung wurden von der Kritik gelobt und erreichten Bestsellerstatus. Soeben erschien Pflägings sechstes Buch "Unkompliziert durchs Jahr – der Organizer für den Job in 2017".


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