Sie wollen zwei Monitore aber dennoch einen geräumigen, ordentlichen Arbeitsplatz? Oder Sie haben bereits tolle Bildschirme und wollen einen leistungsfähigen, kompakten sowie hübschen PC dazu? In beiden Fällen hat
Modinice vielleicht eine Lösung auf Lager. Anfang dieses Jahres hat das Münchner Start-up mit dem M1 nämlich einen neuartigen Office-PC auf den Markt gebracht.
Der Rechner von Modinice steckt wortwörtlich im Standfuss und dank verschiedenen weiteren Kniffen wird dem Hersteller zufolge der Kabelsalat auf ein Minimum reduziert und die Leistung maximiert. Zudem werden einige weitere praktische Funktionen und ein Design, das sich durchaus sehen lassen kann, versprochen.
Genügt das, um eine wirklich ernsthafte Alternative zu All-in-One-Rechnern wie dem iMac oder zum klassischen Desktop-PC zu sein? Wo liegen die Vor- und Nachteile und wie schlägt sich das Gerät im Praxistest? «Swiss IT Magazine» hat das aktuelle Modell M1B in der Redaktion aufgestellt und es auf Herz und Nieren getestet.
Praktisch: Die in den M1B integrierte Qi-Ladefläche, die in unserem Test aber leider nicht funktionieren wollte. (Quelle: Modinice)
An den M1B lassen sich dank entsprechenden Halterungen ein oder zwei Monitore mit bis zu (Quelle: Modinice)
Der eigentliche PC versteckt sich unter der dunkelgrauen Abdeckung. Auf dem Bild sind ausserdem das Doppelarm Kit sowie das mitgelieferte Doppelkabel mit LAN- und Stromstecker zu sehen. (Quelle: Modinice)
Zusammenbau wie bei Ikea
Die Lieferung des M1B erfolgte in unserem Fall durch den Chef selber, Modinice-Gründer und -Geschäftsführer Mike Finckh. Zum einen, weil er uns seine Vision und sein «Baby» sehr gerne gleich selber vorstellen wollte, andererseits auch, weil das junge Unternehmen hierzulande noch keinen Vertriebspartner hat. Das soll sich aber bald ändern, nicht zuletzt darum ist Finckh momentan öfters in der Schweiz unterwegs. Bestellungen von Schweizer Kunden, am einfachsten per E-Mail, nehme man aber trotzdem bereits entgegen, versicherte uns der CEO, den Versand kläre man dann wie bei uns individuell.
Dass Finckh den M1B persönlich vorbeibrachte stellte sich sehr schnell als sehr praktisch heraus. Die Inbetriebnahme erinnert nämlich ein wenig an das Zusammenbauen von Ikea-Möbeln. Und das ist wortwörtlich gemeint: Im Lieferumfang findet man verschiedene Inbusschlüssel, mit denen erst einmal die Platte mit der integrierten Qi-Ladefläche und der zweite Teil des Standfusses mit dem integrierten Rechner verschraubt werden müssen. Danach folgt die Montage der entweder einfachen oder doppelten Monitorhalterung. All diese Elemente werden aus Platzgründen, also um sie möglichst kompakt verschicken zu können, getrennt geliefert.
Schliesslich geht es an die Verkabelung. Dazu nimmt man die dunkelgraue Plastikabdeckung des PCs auf der Rückseite des Alu-Standfusses ab. Dank einem speziellen Netzteil findet man hier unter anderem zwei Stromanschlüsse sowie auch einen DVI- und einen HDMI-Port, also alles, was man braucht für die Nutzung von bis zu zwei Monitoren. Die verschiedenen Kabel werden mitgeliefert und man sollte auch diese nutzen, handelt es sich dabei doch um Varianten mit der richtigen Länge, die zum Teil ausserdem auch noch extra dünn sind. Nutzt man ganz normale Kabel, unter Umständen zu lange, so wird es im kleinen Gehäuse schnell einmal sehr eng. So oder so braucht es ein bisschen Geschick, um am Ende dann die Abdeckung wieder anbringen zu können.
Wer Peripheriegeräte wie Maus und Tastatur anschliessen will, der sollte beachten, dass in der Normalkonfiguration des M1B kein WiFi Kit inklusive Bluetooth verbaut ist. Dieses kostet 48 Euro extra, kann aber gleich mitbestellt werden und wird dann fix installiert. Ein USB-Bluetooth-Dongle oder die Kabel der Eingabegeräte kann man derweil an den beiden externen oder den vier internen USB-Ports anschliessen. Zudem findet man unter der Haube auch noch zwei PS/2-Anschlüsse.
Ist alles verkabelt, kann die Abdeckung wieder aufgesetzt und das mitgelieferte Doppelkabel mit LAN- und Stromstecker eingesteckt werden. Hier handelt es sich um eine Spezialanfertigung von
Modinice, um den Kabelsalat eben so klein wie möglich und die Ordnung am Arbeitsplatz so gross wie möglich zu gestalten. Wer die beiden Anschlüsse nicht direkt nebeneinander hat, der hat einen Spielraum von zirka einem Meter und muss sonst wie bisher einzelne Kabel ziehen. Das ist natürlich kein Problem, wirkt sich aber dementsprechend auf die bereits prekären Platzverhältnisse im Innern des Rechners aus und vergrössert den Kabelsalat, den man ja eigentlich minimieren will. In unserem Fall blieb uns aber nichts Anderes übrig, da es sich beim mitgelieferten Doppelkabel um eines mit EU-Stromstecker handelte und auf die Schnelle kein entsprechender Adapter zur Verfügung stand.
Monitore von 22 bis 30 Zoll
Nach der mehr oder weniger erfolgreichen Verkabelung wagten wir uns an die Montage der Monitore. Mehrzahl deshalb, weil wir uns für den Test das Doppelarm Kit, das inklusive Kabel für 149 Euro verkauft wird, liefern liessen. Mangels Alternative wurden dann kurzerhand zwei aktuelle 24-Zoll-Bürobildschirme von Asus umfunktioniert. Das hiess Standfuss lösen, Vesa-Halterung anschrauben und den Monitor schliesslich an der vorgesehenen Stelle in den Trägerarm einklinken. Dauer: Maximal fünf Minuten pro Bildschirm, einfacher geht es eigentlich nicht.
Wichtig ist, dass man sich bereits vor der Montage der Monitore beziehungsweise eigentlich bereits vor dem Anbringen des Doppelarm Kits überlegt, wie hoch es hängen soll. Es gibt nämlich danach keine Möglichkeit mehr, die Höhe zu verstellen, ohne alles wieder zu demontieren und neu verschrauben zu müssen. Praktischere Lösungen, wie man sie von reinen Monitoren oder All-in-One-Rechnern kennt, sind laut Modinice-Geschäftsführer Finckh nicht möglich, da man frei in der Wahl der Monitore ist – von 30 Zoll bis hinunter zu 22 Zoll – und man damit das Gewicht nicht genau kenne beziehungsweise die Unterschiede zu gross seien für eine andere als die aktuelle Lösung.
Es gibt noch etwas Anderes, das man bei der Monitorwahl beachten sollte: Wichtig ist ein integriertes Netzteil, denn sonst nützt die ganze Vorrichtung mit dem bereits in den PC-Teil des M1 integrierten Stromverteilers nichts und ein grosser Kabelsalat unter beziehungsweise nun sogar auf dem Schreibtisch ist wieder Tatsache. Die 100-Millimeter-Vesa-Vorrichtung, die ebenfalls Voraussetzung ist, ist derweil Standard und sogar moderne Curved-Geräte, beispielsweise von Samsung, lassen sich so theoretisch montieren.
So oder so: In unserem Fall hingen die Monitore etwas schief, was nicht anzuschauen war. Also Vesa-Halterung noch einmal neu anschrauben, etwas nachjustieren und schon war es tatsächlich deutlich besser. Zwar noch nicht perfekt, aber akzeptabel. Dann widmeten wir uns noch der Ausrichtung und stellten dabei fest, dass man die Bildschirme zwar auf einer Schiene praktisch auseinander- und zusammenstossen sowie auch nach vorne und hinten drehen kann – wenn man denn genug Kabel hat –, aber leider nicht nach vorne oder hinten neigen kann.
Bei grösseren Monitoren empfiehlt der Hersteller übrigens, dass man erst testet, ob sie auch getragen werden können, das heisst, ob der M1B mit seinem leicht nach vorne geneigten Standfuss am Ende nicht kippt. In unserem Fall mit zwei 24-Zöllern war das überhaupt kein Problem. Eine neuere Version des Modinice-Rechners wird dann vermutlich mit einem etwas breiteren oder schwereren Fuss daherkommen, damit man auch für die Zukunft und immer grössere Monitore gerüstet ist.
Bildschirme werden aber nicht nur immer grösser, sondern lösen auch immer besser auf. Wer bereits einen 4K-Monitor mit einer Auflösung von 3840x2160 Pixel besitzt, sollte beachten, dass laut Angaben von
Modinice beim M1B das unterstützte Maximum bei nur 2560x1440 beziehungsweise 2560x1600 Pixel über HDMI beziehungsweise DVI-I liegt. Hier gibt es also noch Nachholbedarf. Laut Finckh ist aber bereits eine Skylake-Variante in Arbeit, die dann eine deutlich bessere Grafikeinheit bieten wird (aktuell: Intel HD Graphics 4600).
In der Regel arbeitet man ja momentan aber noch mit Full-HD-Geräten und die stellten in unserem Fall überhaupt kein Problem dar. Auch Touch-Monitore sollten, dank Windows 10, problemlos funktionieren.
Sehr leise trotz ansprechender Performance
Auch wenn das jetzt nach ziemlich viel Arbeit tönt, so war unser M1B in rund 30 Minuten komplett betriebsbereit, dies sicher auch dank der Unterstützung von Modinice-Gründer Mike Finckh. Ohne ihn hätte der eine oder andere Prozess bestimmt länger gedauert – es gibt hier sicher noch Optimierungsbedarf. Auch an anderer Stelle: Wie erwähnt handelt es sich noch um einen Rechner mit etwas in die Jahre gekommenen Intel-Chips, genauer gesagt aus der Haswell-Generation. Entsprechend waren wir sehr auf die Performance gespannt.
Das von uns bestellte und bereits vorkonfigurierte Modell – es gibt auch eine Barbone-Variante für 535 Euro, also ohne CPU, RAM und SSD oder HDD, die man selber nach Lust und Laune bestücken kann – hat uns überzeugt und alle Performance-Tests mit Bravour absolviert. Das System funktioniert und liefert dank einer SSD, einem Core i5 von Intel und 8 GB RAM (weitere Spezifikationen in der grünen Infobox auf dieser Seite) gerade für den Büroeinsatz, für den es auch gedacht ist, mehr als genügend Leistung. Ein Warten auf die Skylake-Variante ist aus Performance-Sicht also nicht nötig.
Das Mainboard (Sockel LGA1150) stammt von Gaida, einem Hersteller von Mini-PCs und entsprechenden Boards. Warum also nicht einfach einen solchen Mini PC an einen Monitor anbringen? Solche Lösungen gibt es am Markt ja auch. Laut Finckh wäre man damit deutlich unflexibler und richtige Desktop-Power gibt es mit diesen kleinen Rechnern laut ihm auch nicht. Den
Modinice kann man selber aufrüsten, mit einer grösseren 2,5-Zoll-SSD zum Beispiel, mehr RAM oder einem neuen Prozessor, wie jeden anderen Desktop auch. Einfach die Abdeckung und ein paar Schrauben lösen und schon kann’s los gehen.
Im Betrieb war der M1B übrigens jederzeit flüsterleise. Nur der Lüfter des Prozessors ist, wenn man ganz genau hinhört und es sonst wirklich total ruhig ist im Büro, ganz leise zu hören. Es gibt durchaus noch einen zusätzlichen Lüfter, der in unserem Fall aber nie anspringen musste, auch nicht während längeren Grafiktests oder dergleichen. Windows-Updates, die in der Regel die Komponenten stark beanspruchen, standen während unserem Test leider keine an. Die Abwärme wird übrigens an den Aluminium-Standfuss abgegeben, der tatsächlich etwas warm wird, aber bei weitem nicht unangenehm heiss.
Ebenfalls lobenswert: Der Rechner startet sehr schnell auf und ist in unter 20 Sekunden betriebsbereit. Nervend ist nur ein kurzes, sehr lautes Piepsen nach zirka zwei bis drei Sekunden. Und unbedingt erwähnen muss man sicher auch, dass man alle Treiber für den PC sehr einfach auf der Website von
Modinice findet. AlWenn man also den Rechner komplett neu aufsetzen will oder ohne Betriebssystem bestellt, was auch möglich ist, muss man nicht lange suchen.
Ein Ärgernis war dafür die Qi-Ladefläche, die leider nicht funktionierte. Nach Rücksprache mit dem Hersteller haben wir uns erst vergewissert, dass das Smartphone auch genau auf dem entsprechenden Symbol platziert ist – offenbar kommt es hier auf Millimeter an – und haben dann noch überprüft, ob die Ladefläche überhaupt angeschlossen ist. Man kann das nämlich bewusst nicht tun, wenn man zum Beispiel die Strahlung fürchtet oder einfach keine Verwendung dafür hat. Schliesslich mussten wir dann aber konstatieren, dass unser Lumia 950 von Microsoft wohl nicht kompatibel oder die Ladefläche defekt ist.
Verarbeitung top, alle Ersatzteile auf Lager
Zum Schluss noch ein paar Worte zum Design und zum Preis des
Modinice M1B. Das Alugehäuse und die verschiedenen Aluteile gefallen, sie sind chic und angesagt. Die Verarbeitung ist top und alles sehr durchdacht, auch wenn es da und dort noch Dinge gibt, die man in einer nächsten Generation sicher verbessern kann. Dazu gehört beispielsweise die Aussparung im Standfuss, die doch etwas klein geraten ist für all die Strom- und Monitorkabel die da raus wollen. Auch der Ein/Aus-Schalter, der laut Hersteller perfekt erreichbar ist, ist aus unserer Sicht nicht optimal platziert, muss man sich doch dafür einmal quer über den Schreibtisch recken und läuft dabei immer Gefahr zum Beispiel den Kaffee auszuschütten oder etwas Anderes umzuwerfen. In Sachen Design gibt es noch anzumerken, dass die Rückseite des Rechners gerade im Vergleich zu einem iMac nicht besonders ansehnlich ist, vor allem wenn man wie wir den Doppelarm Kit nutzt und so dann doch noch diverse Kabel zum Vorschein kommen. Eventuell kann man dieses Zubehör noch etwas schicker machen, damit es besser zum Rest passt, oder beispielsweise durch eine zusätzliche Abdeckung ergänzen? Für Repräsentationszwecke besser geeignet ist momentan also eindeutig die Ein-Monitor-Variante.
Ein Preisvergleich ist schwierig, weil man Äpfel bekanntlich nicht mit Birnen vergleichen soll. Der Hersteller selber hat aber gerechnet und meint, dass der M1B teurer als vergleichbare All-in-Ones von Herstellern wie Dell oder Lenovo ist, aber beispielsweise günstiger als ein iMac von Apple. Grund für den etwas höheren Preis, unser Testgerät kostet 940 Euro, sind ganz sicher die geringeren Stückzahlen, zudem wird von Modinice das hochwertige Aluminium-Design hervorgehoben. Aus Plastik ist tatsächlich nur die Abdeckung des PCs im Standfuss. Sie ist gleichzeitig auch das heikelste Teil was Schäden betrifft.
Apropos Reparaturen und Stückzahlen: Der Hersteller gewährt drei Jahre Garantie und verspricht, jedes Teil als Ersatz an Lager zu haben. Auswechseln kann man das dann gleich selber, ein weiterer Vorteil des Geräts, insbesondere gegenüber vielen All-in-One-Rechnern. Der M1 von
Modinice, eine erste Version mit nur einem digitalen Monitoranschluss, wurde insgesamt 100 Mal produziert und war in vier Monaten ausverkauft. Das derzeit noch aktuelle Modell M1B ist laut Geschäftsführer und Unternehmensgründer Mike Finckh in den ersten vier Wochen ebenfalls bereits 100 Mal über den Ladentisch gegangen.
(mv)