Der Freitag, 26. September, ist in den Kalendern vieler Apple-Fans seit Tagen dick angestrichen. An diesem Tag kommt nämlich die neueste iPhone-Generation in die Schweizer Verkaufsregale. Viele haben die Geräte bereits online bei ihrem Mobilfunkanbieter vorbestellt und hoffen, dass der Pöstler so früh wie möglich klingeln wird. Ausserdem konnte man das iPhone 6 und iPhone 6 Plus bei
Apple reservieren und einige werden sich auch wieder mehrere Stunden in eine Schlange stellen, um das neue Smartphone möglichst früh in Händen zu halten. Doch lohnt sich dieser Aufwand? Was ist dran an den beiden neuen iPhones? "Swiss IT Magazine" hat die beiden Geräte bereits kurz vor dem offiziellen Schweizer Release bereits in den USA kurz in die Hände bekommen und antesten können.
Gross, grösser, schlank und leicht
Die Jahre, in denen Handys immer kleiner wurden, gehören definitiv der Vergangenheit hat. Der Trend geht heute ganz klar zu immer grösseren Smartphones. Während andere Hersteller wie Samsung dies bereits vor Jahren realisiert und entsprechende Geräte auf den Markt geworfen haben, hat man sich bei
Apple Zeit gelassen und ist erst jetzt auf den Zug aufgesprungen. Aber nicht einfach so, nein, man hat gleich einen Platz in der ersten Klasse gebucht – aber der Reihe nach.
Wer von einem iPhone 4S oder 4 auf ein iPhone 5, 5C oder 5S gewechselt hat, kennt das Gefühl bereits, wenn er zum ersten Mal ein grösseres und schlankeres iPhone in den Händen hält. Doch dieses Mal ist Apple mit Display-Grössen von 4,7 und 5,5 Zoll und einer Dicke von 6,9 beziehungsweise 7,1 Millimetern einen deutlich grösseren Schritt gegangen.
Der Unterschied zwischen einem alten iPhone 5 und einem neuen iPhone 6 oder iPhone 6 Plus ist im wahrsten Sinne des Wortes gigantisch. Und das Überraschende dabei: Das alte Gerät fühlt sich, obwohl es deutlich kleiner ist, in der Hand klobiger und schwerer an als die neuen. Apple hat punkto Design und Gewichtsverteilung also einen tollen Job gemacht, denn in Tat und Wahrheit sind sowohl das 6 und 6 Plus mit 129 Gramm und 172 Gramm deutlich schwerer als das 5, 5C und 5S.
Zu gross für die Hostentasche?
Wer in den letzten Tagen die Berichterstattung über die beiden neuen iPhones mitverfolgt hat, wird gehört haben, dass sie sich unter einem bestimmten Druck leicht verbiegen. Insbesondere das grössere iPhone 6 Plus soll anfällig dafür sein und sich sogar verformen, wenn man es nur in der Hosentasche mit sich trägt. Ja, es passt tatsächlich noch in die Hosentasche, wir haben es mit einer Levis-501-Jeans getestet. Allerdings würden auch wir das 5,5-Zoll-Gerät nur kurz und sonst lieber in einer anderen Tasche mit uns tragen, ganz einfach weil es zwar passt, aber es sich wie andere Smartphones beziehungsweise Phablets in dieser Grösse einfach nicht angenehm anfühlt sobald man sich bewegt. Wer es trotzdem wagen möchte, sollte sich vielleicht eine passende Schutzhülle kaufen.
Das iPhone 6 Plus passt also gerade noch in die Hosentasche. Trotzdem lässt es sich auch mit normalgrossen Händen noch gut bedienen. Dank seinem schlanken Design, den abgerundeten Kanten und der bereits positiv erwähnten Gewichtsverteilung liegt es gut in der Hand. Ohne Kompromisse geht es aber natürlich nicht. Das Gerät in einer Hand zu halten und gleichzeitig nur mit dem Daumen oder einem anderen Finger derselben Hand zu bedienen ist zum Beispiel praktisch unmöglich – zumindest für uns. Dafür ist man beim Tippen mit zwei Händen und zwei Daumen dank der grösseren virtuellen Tastatur deutlich schneller und weniger fehleranfällig als bisher. Es braucht also eine gewisse Umstellung, während sich das kleinere iPhone 6 eigentlich wie bisher nutzen lässt.
Dass man sich mit dem iPhone 6 Plus in Sachen Bedienung etwas umstellen muss, dessen ist sich auch
Apple durchaus bewusst. Darum gibt es für das grössere der beiden neuen iPhones auch ein paar exklusive Funktionen. So kann man beispielsweise zweimal ganz kurz auf den Home-Button tippen, um das aktuelle Fenster auf die halbe Grösse zu schrumpfen und so mit dem Finger, ohne die Position des Gerätes in der Hand zu wechseln, beispielsweise in Safari auch die URL-Leiste zu erreichen. Zudem kann mit dem iPhone 6 Plus wie mit dem iPad auch der Home Screen gedreht werden. Und einige Apps, wie beispielsweise der Kalender oder Mail, bieten im Querformat einige zusätzliche Ansichten beziehungsweise Funktionen.
Ein/Aus-Knopf wurde gezügelt
So weit, so gut. Doch wie schaltet man das Gerät ein? Wer bereits ein iPhone besitzt, wird beim iPhone 6 oder 6 Plus automatisch auf die Suche nach dem Ein/Aus-Knopf geschickt.
Apple hat diesen nämlich auf die rechte Seite gezügelt, um ihn so wegen dem grösseren beziehungsweise längeren Display besser erreichbar zu machen. Das ist zwar nett gemeint, aber zu Beginn etwas mühsam, denn immer wieder wandert der Finger an die falsche Stelle. Zum Glück braucht man den Knopf nicht so häufig.
Weitaus häufiger braucht man den Home-Button. Dieser befindet sich zum Glück nach wie vor an derselben Stelle und funktioniert und sieht auch so aus wie bisher, inklusive dem integrierten Fingerabdruckscanner Touch ID. Nichts verändert hat sich auch bei der Farbauswahl. Es gibt die beiden neuen iPhones erneut in Gold, Silber und Dunkelgrau (Space Grey), wobei die Geräte der letzteren Sorte über eine schwarze, die beiden anderen über eine weisse Frontpartie verfügen. Auf der Rückseite fallen ein paar Linien aus Plastik auf, die für die Antenne des Gerätes da sind, und die im Vergleich zu den bisherigen Modellen deutlich dicker geworden sind. Optisch sind sie in unseren Augen kein Hingucker, hoffentlich helfen sie dafür beim Empfang.
Konkurrenz bietet bessere Auflösungen
Optisch auch kein Hingucker ist die Kamera des iPhones, die wegen dem neuen und schlankeren Design des Gerätes nicht mehr ganz im Gehäuse Platz hat und auf der Rückseite ein wenig hervor steht. Das Gerät liegt damit nicht mehr ganz flach auf einem Tisch und wippt hin und her, wenn man es berührt. Allerdings nimmt man dieses Manko gerne in Kauf, wenn man weiss, dass die Kamera dafür deutlich besser geworden ist. Wir konnten dies im Rahmen unsere kurzen Hands-on zwar selber noch nicht testen, doch Kollegen aus den USA sind voll des Lobes. Insbesondere die Kamera des iPhone 6 Plus, die unter anderem mit einem optischen Bildstabilisator ausgestattet ist, soll hervorragend sein. Wir werden das für die
kommende Ausgabe von "Swiss IT Magazine" nachprüfen, sobald wir in der Schweiz Hand an die Geräte kriegen.
Als hervorragend kann man auch die Displays der beiden neuen iPhones bezeichnen, obwohl sie von der Auflösung her nicht ganz mit den Bildschirmen anderer aktueller Smartphone-Flaggschiffe mithalten können. Das LG G3 stellt beispielsweise 2560x1440 Pixel dar, während das iPhone 6 nur auf 1334x750 Pixel und das iPhone 6 Plus auf 1920x1080 kommen. Letzteres entspricht aber immerhin derselben Auflösung, die die meisten Fernseher daheim im Wohnzimmer bieten und Filme schauen auf einem iPhone war noch nie so toll.
Einige Apps brauchen noch ein Update
Last but not least noch ein paar Worte zur Performance. Auf dem iPhone 6 lief in unserem kurzen Test alles flüssig und Apps luden prompt. Beim iPhone 6 Plus war das eigentlich auch so, allerdings gab es mit einigen Apps kleinere Probleme. Ein paar skalierten nicht schön auf die neue Auflösung hoch, andere ruckelten. Das liegt aber nicht direkt am Gerät, sondern an den Apps und dürfte mit einem Update hoffentlich rasch behoben werden können.
Alles in allem ist
Apple mit der neuesten iPhone-Generation ein guter Wurf gelungen. Und wenn dann auch noch die Health-Funktionen des iOS 8 richtig funktionieren, die Apple Watch lanciert ist und Apple Pay in der Schweiz verfügbar ist, hat man noch ein paar weitere interessante Verkaufsargumente. Und wem die neuen iPhones schlicht zu gross ist: Das iPhone 5S, das weiterhin im Handel erhältlich ist und im Preis gesenkt worden sind, ist nach wie vor auch ein gutes Gerät.
(mv)