Nachdem Verlagshäuser in Europa schon länger gegen die Marktmacht von
Google schiessen, meldet sich nun erstmals auch ein grosses Schweizer Medienhaus zu Wort. So wird Ringier-Vorstand Marc Walder (Bild) in
einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" mit folgenden Worten zitiert: "Schauen wir es einmal nüchtern an: Die Marktmacht von Google ist – ich wähle dieses Wort bewusst – exorbitant." Es habe in einer Industrie kaum je ein Unternehmen gegeben, das so dominant war, so Walder weiter. Schliesslich kontrolliere Google 70 Prozent der Internetsuche und generiere in den USA mehr Werbevolumen als alle Zeitungen zusammen. Angesichts der Marktmacht von Google wäre das Gebilde Springer/Pro Sieben Sat 1 – 2006 wurde der Zusammenschluss der beiden Unternehmen wegen einer zu starken wirtschaftlichen Konzentration im Medienmarkt verboten – heute beinahe ein Nischenplayer, so der Ringier-Boss weiter.
Walder fordert deshalb ein neues Kartellrecht. Die Kartelltheorie, die man bis anhin kannte, sei angesichts der marktbeherrschenden Position von Google wohl überfordert. Es gelte also, die Kartelltheorie anzupassen.
Walder spricht sich im Interview auch gegen Bezahlschranken im Internet für die Ringier-Titel aus, warnt aber gleichzeitig davor, journalistische Inhalte zu subventionieren. Mit dem Umbau von
Ringier in Richtung Internet sei er aber zufrieden, so Walder. Ringier habe sich vom klassischen Verlag zur Medienholding entwickelt.
(mw)