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Grossangriff aus Fernost
Quelle: SITM

Grossangriff aus Fernost

Der chinesische ICT-Gigant Huawei hat "Swiss IT Magazine" und der weiteren Schweizer ICT-Presse diese Woche einen exklusiven Blick hinter seine Kulissen gewährt. Dabei kündigte das Unternehmen unter anderem integrierte Server-Netzwerk-Storage-Software-Lösungen an, mit denen man den ICT-Markt erobern möchte.
15. Juni 2012

     

Ein Drittel der Weltbevölkerung kommuniziert heute dank oder mit Lösungen von Huawei, wie das 1987 gegründete chinesische Unternehmen stolz zu berichten weiss. Doch damit gibt sich der Netzwerkinfrastrukturriese mit seinen aktuell weltweit über 140'000 Mitarbeitern nicht zufrieden: Die Vision des Unternehmens sind End-to-End-Lösungen von der Mobilfunkantenne bis und mit zum Smartphone.


Was das Unternehmen kann, vor hat und wie die Transformation vom reinen Netzwerk- zum umfassenden ICT-Hersteller funktionieren soll, erklärte das Unternehmen diese Woche einer Gruppe eingeladener Schweizer ICT-Fachjournalisten an seinem Hauptsitz in der chinesischen IT- und Wirtschaftsmetropole Shenzhen.

Server-Netzwerk-Storage-Software-Bündel

Einer der beiden zentralen Bereiche, in denen es Huawei wissen und stark wachsen will, sind ICT-Lösungen für Unternehmen. Dafür hat man im Jahr 2010 extra eine Enterprise-Sparte gegründet, die aktuell zahlreiche Produkte aus den Gebieten Netzwerk, Unified Communications & Collaboration (UCC), Datacenter (Storage und Server) und Cloud Computing umfasst – alles Märkte also, in denen es bereits zahlreiche etablierte Hersteller gibt. Um als Newcomer hier Fuss zu fassen, braucht es etwas Neues, Einzigartiges. Das weiss auch Catherine Du, Direktorin des Branding-Departements für IT-Produkte bei Huawei. Ihrer Meinung nach sind diese einzigartigen Lösungen integrierte Produkte für kleine bis grosse Unternehmen, bestehend aus Netzwerk-, Computing-, Storage- und Software-Lösungen. Vorstellen will der chinesische Hersteller diese All-in-One-Maschinen mit High-End-Storage, Virtual-Desktop-Infrastrukturen (VDI) etc. im September anlässlich einer Hauskonferenz in Shanghai.

Um Fuss zu fassen, geht Huawei neben den integrierten Lösungen auch über den Preis. Man wolle aber nicht günstiger, sondern kosteneffizienter sein als die Konkurrenz, so die genauen Worte von David He, Marketing-Chef der Enterprise Business Group. Eine zentrale Bedeutung, um die angestrebten Ziele zu erreichen nimmt laut He ferner auch der Channel ein. Auf ihn wird im Enterprise-Bereich gegenwärtig der grösste Fokus gelegt. Heute verkauft das Unternehmen weltweit knapp zwei Drittel indirekt.


In Zahlen ausgedrückt strebt Huawei mit seinen Enterprise-Lösungen bis 2015 einen Umsatz (Contract Sales Value) von 15 Milliarden Dollar an. Zum Vergleich: Im Startjahr 2011 waren es 3,8 Milliarden Dollar. Dieses Wachstum bewerkstelligen will Huawei mit der erwähnten Produkte- und Preisstrategie und vor allem organisch, dank der eigenen Forschungs- und Entwicklungsabteilung: Über 60'000 Mitarbeiter des Unternehmens arbeiten aktuell im Bereich R&D, über 30'000 davon alleine in Shenzhen. He schliesst Übernahmen allerdings nicht a priori aus. Wenn es denn um technische Lösungen gehe, die das eigene Portfolio perfekt ergänzen würden, dann sei man offen.

Mehr Unabhängigkeit dank eigenen Chipsets

Neben dem Markt für Unternehms-IT hat es Huawei weiter auch auf den Consumer-Markt abgesehen und will bis 2015 mit den eigenen Smartphones beispielsweise unter die Top-3 der Android-Hersteller vorstossen, wie Ada Xu, Kommunikationsverantwortliche der Device-Sparte von Huawei, erklärte. In der Schweiz sollen noch diesen Sommer neue Geräte mit Android 4.0 auf den Markt kommen. Der grosse Launch wird im Rahmen der IFA in Berlin erfolgen.

Interessant ist weiter, dass Huawei bezüglich Chipset für seine Smartphones auf eine Lösung aus dem eigenen Haus setzt. Man ist damit nicht auf externe Hersteller wie die bekannten Namen Qualcomm oder Intel angewiesen. Dadurch sei man schneller am Markt und könne die Geräte besser konfektionieren, so der chinesische Hersteller.


Etwas offener zeigt man sich derweil bezüglich der Wahl des Betriebssystems. Es sei durchaus denkbar, dass neben Android auf den Smartphones in Zukunft auch ein anderes OS laufen wird, beispielsweise Windows Phone, erklärte Xu. Hierbei liegt der Ball allerdings bei interessierten Betriebssystemanbietern.

Weitere Produkte stecken in der Pipeline

Integrierte Server-Netzwerk-Storage-Software-Lösungen oder Smartphones sind aber nur ein kleiner Teil dessen, was Huawei in Zukunft auf die Unternehmen und Consumer los lassen will. Im Rahmen einer Tour durch sein Innovation Lab gewährte das Unternehmen der Schweizer ICT-Presse auch einen Blick auf zukünftige Lösungen. Dazu gehört eine Set-Top-Box-Lösung genannt Hybrid Video Solution (HVS), die den TV-Zugriff, Video-on-Demand (VoD), das Nutzen von Apps, Browser und Media Center bietet. Eine weitere Innovation der Chinesen ist die Rich Communication Suite (RCS), quasi ein soziales Netzwerk für Carrier wie Swisscom, Sunrise oder Orange, die als Login und Kontaktmöglichkeit bequem die Telefonnummer des Users nutzt. Schliesslich zeigte Huawei auch noch die Digital Shopping Mall (DSM), eine Lösung für das Einkaufen im Web, mit der unter anderem in Filmen vorkommende Produkte während dem Betrachten direkt bestellt werden können. Wann und ob diese Lösungen hierzulande erhältlich sein werden, ist derzeit noch offen. Eines ist aber sicher: Wir werden in den nächsten Monaten von Huawei bestimmt noch einiges hören. (mv)


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