Preiswerte Alleskönner auf dem Prüfstand
Quelle: HP

Preiswerte Alleskönner auf dem Prüfstand

Aktuelle Tintenstrahl-MFP versprechen hochwertiges und gleichzeitig kostengünstiges Drucken, Scannen, Kopieren und Faxen. In der Praxis gibt es aber zum Teil Abstriche.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2012/01

     

Immer mehr Schweizer KMU setzen heute auf die Karte Multifunktionsgerät beziehungsweise Multifunktionsprinter, kurz MFP: Wie das Schweizer Marktforschungsinstitut GfK zusammen mit HP vor einigen Monaten in einer repräsentativen, schweizweiten Umfrage in Erfahrung gebracht hat, sind es aktuell mehr als die Hälfte aller Unternehmen mit bis zu 10 Mitarbeitern.
Der Entscheid für einen MFP, der sowohl Drucker, Kopierer, Scanner als auch Fax ist und damit bequem alle Aufgaben von bisher vier unterschiedlichen Geräten zusammenfasst, ist einleuchtend und rasch einmal gefällt. Viel schwieriger fällt den KMU dann die Suche nach dem eigentlichen Gerät, denn das Angebot ist schlicht immens.
Quervergleich
Alle Features der vier Drucker auf einen Blick finden Sie hier.


Tinte oder Laser?

Die erste Wahl, die es zu treffen gilt, ist die der Drucktechnologie, also zwischen Laser/LED oder Tinte. Diesbezüglich ist in den letzten Monaten im KMU-Bereich vermehrt der Trend hin zu Geräten mit Tintentechnologie feststellbar. Die aktuellen Tinten-MPFs schonen nämlich das Portemonnaie, was für viele Unternehmen heute zentral ist. Nicht nur die Anschaffungskosten liegen teilweise deutlich unter denen eines Laserproduktes, auch die sogenannte Total Cost of Printing (TCP) eines Business Inkjets, die die Betriebskosten mit einbezieht, liegt gemäss verschiedenen, aktuellen Studien in den meisten Fällen unter der eines Lasers aus dem Low-End-Bereich. Allerdings gilt es zu erwähnen, dass sich die Kosten mit steigendem Druckaufkommen annähern und sich das Bild irgendwann dreht. Das heisst, dass KMU mit einem hohen Aufkommen mit einem Laser-MFP besser fahren, während typische KMU mit kleinem oder normalem Verbrauch mit einem Tintengerät günstiger weg kommen.

A4, Farbe, WLAN und Duplex

Für den vorliegenden Vergleichstest haben wir uns in die Rolle eines kleinen, preisbewussten Schweizer KMUs mit normalem bis geringem Druckaufkommen versetzt, das auf der Suche nach einem MFP ist und die Frage nach der Technologie bereits mit Tintenstrahl beantwortet hat. Weiter sollte das Gerät sowohl Dokumente in Farbe und Schwarzweiss im A4-Format drucken, kopieren und scannen können, sich möglichst einfach ins bestehende Netzwerk (WLAN) einbinden lassen und über eine automatische Duplexfunktion für den papierschonenden, beidseitigen Druck verfügen. Zudem sollte der MFP natürlich möglichst schnell qualitativ hochwertige Ausdrucke und Scan-Ergebnisse liefern. Zudem spielten – neben dem Preis für Gerät und Verbrauchsmaterial natürlich – auch das Design des Gerätes, seine Verarbeitung und nicht zuletzt auch die Bedienung eine wichtige Rolle. Vier aktuelle MFPs, die all unseren Grundanforderungen entsprachen, kamen schliesslich in die engere Auswahl und wurden von uns auf Herz und Nieren getestet: Der MFC-J825DW von Brother, der Pixma MX885 von Canon, der Officejet Pro 8600 Plus von HP und der Pro915 von Lexmark.

Brother MFC-J825DW: Der Anschlussverstecker

Das erste Gerät, das zu unseren Tests antraben musste, war der MFC-J825DW von Brother – mit einem Listenpreis von 199 Franken der günstigste im Vergleich. Gespart wurde, wie ein erster Blick und erste Handgriffe bereits verraten, leider bei den Baumaterialien und der Verarbeitung. Einzelne Elemente des Papiereinzugs oder der Deckel des Scanners, der gleichzeitig auch Ausgabefach des Kopierers ist, sind aus dünnem Plastik und recht klapprig. Ob sie einer langfristigen, intensiven Nutzung Stand halten? Was die Anschlüsse anbelangt, lässt das Gerät keine Wünsche offen. Allerdings sucht man danach: Will man den MFC-J825DW nicht kabellos nutzen und ein USB- oder Ethernet-Kabel anschliessen, muss man den MFP öffnen. Im Innern findet man dann die Anschlüsse und Kabelkanäle. Eine interessante Variante, wie auch die Position der vier Tintenpatronen: Diese versteckt Brother dort, wo bei anderen die Anschlüsse stecken, nämlich hinter einer Klappe vorne rechts im Gerät. Das ist sehr praktisch: Der Patronenwechsel ist dank hervorragendem Zugriff in Rekordzeit möglich. Rekordverdächtig lang dauert dafür, mit rund vier Minuten, die Initialisierung der Patronen.

Die Druck-, Scan- und Kopiertempi sind, obwohl sie teilweise deutlich von den Herstellerangaben ab­weichen – was auch bei anderen Geräten der Fall ist – ordentlich. Und der MFC-J825DW ist auch rasch betriebsbereit (Zeit vom Betätigen des Einschaltknopfs bis zur Druckbereitschaft, siehe Tabelle auf dieser Seite). Abzüge gibt es dafür bei der Druck-, Scan- und Kopierqualität, für die wir bei allen Geräten und für alle Dokumente oder Fotos die Standardeinstellungen der Hersteller genutzt haben. Reine Textdokumente in Schwarzweiss sind für den Brother kein Problem, und die Ergebnisse sehen sehr ansprechend aus. Farbige Grafiken und Fotos hingegen, vor allem mit dunklen Farben, sind im Vergleich mit den Konkurrenten zwar scharf, aber sehr hell und blass.


Verbesserungsmöglichkeiten gibt es auch bei der Bedienung. Der LCD-Touchscreen ist vergleichsweise recht klein geraten, die Menüführung dadurch etwas umständlich. Dafür gibt es separate Funktionstasten. Auch die Einrichtung des WLAN am Gerät selber – es gibt bei allen MFPs auch die Möglichkeit, dies via mitgelieferter Software zu tun –, ist mühsam.

Canon Pixma MX885: Der Berührungsunempfindliche

Wer sich den MX885 von Canon anschafft, wird spätestens beim Einsetzen der Patronen feststellen: Das Gerät benötigt im Gegensatz zu seinen Test-Konkurrenten eine Patrone mehr, nämlich eine zweite Schwarzpatrone mit pigmentiertem Schwarz, die für bessere Druckergebnisse sorgen soll. Preislich hält sich das System trotzdem die Waage mit den anderen, da die normale Schwarzpatrone entsprechend günstiger ist. Das Gerät selber liegt mit einem Listenpreis von 269 Franken im Mittelfeld. Zur Druckqualität: Der Druck von Texten und Grafiken ist, im Vergleich zu den anderen Geräten, okay bis sehr gut. Auch Fotos druckt der MX885 ansprechend, an die Ergebnisse des Lexmark Pro915 kommt das Gerät allerdings nicht heran, da die Farben weniger stark und blasser sind. Abstriche gibt es leider bei der Geschwindigkeit: Der MFP ist zwar mit Abstand am schnellsten in Betrieb, liefert aber am zweitwenigsten Seiten pro Minute. Ausserdem wartet man auch recht lange auf den Erstdruck. Die Kopiergeschwindigkeit ist in Ordnung, obwohl der Scanner der langsamste im Vergleich ist.


Punkto Ausstattung und Bedienung gibt es am Pixma MX885 eigentlich nur sehr wenig zu meckern. Der MFP besitzt zwar als einziger im Vergleich kein Touch-Display, das ist allerdings kein Nachteil. Etwas nervig sind die langen Wartezeiten bei der Reinigung/Kalibrierung, insbesondere bei der ersten Inbetriebnahme, die übrigens gut und gerne zehn Minuten dauert. Die Bauweise ist top, das Gerät ist sehr kompakt und insbesondere der Einzug und das Ausgabefach machen einen sehr robusten Eindruck. Die Anschlüsse sind sehr gut zugänglich angebracht, und es werden neben USB-Sticks und SD- auch CF-Karten für das Speichern oder Drucken ab Speichermedium unterstützt, was im Vergleich einzigartig ist. Last but not least funktioniert auch die Einbindung ins WLAN, die ebenfalls am Gerät selber vorgenommen werden kann, einwandfrei.

HP Officejet Pro 8600 Plus: Der Apple-Freund

HPs nigelnagelneues Mitglied der Officejet-Pro-Familie ist der grösste und schwerste MFP in unserem Vergleichstest. Und um gleich bei den Superlativen zu bleiben: Er hat zusammen mit dem Pro915 von Lexmark auch den grössten Touchscreen. Über diesen wird das Gerät komplett gesteuert, es gibt keine weiteren Funktionstasten, wie beispielsweise bei Brother. Der Screen dient aber auch als Bildschirm für die Wiedergabe von Videos, die einem beispielsweise zeigen, wie man die Patronen richtig einsetzt, was in der Praxis allerdings kein Problem ist und auch ohne Hilfe geht. Genau so einfach ist auch das WLAN eingerichtet.

In unserem Test haben uns weiter auch der Einzug und das Ausgabefach überzeugt, die sehr stabil sind und mit unter auch dafür verantwortlich sind, dass das Gerät die mit Abstand besten Kopier-, Druck- und Scanleistungen (Seiten pro Minute) aufweist. Einziger Wermutstropfen: Der Officejet Pro 8600 Plus ist zwar ein Schnellstarter und liefert die erste Druckseite bereits nach rund 18 Sekunden, dafür «schläft» er gerne. Betriebsbereit ist das Gerät nämlich erst nach 50 Sekunden. Zum Vergleich: Canon schafft das in 15 Sekunden, Brother in 20 Sekunden. Am schlechtesten schneidet der MFP von HP in der Kategorie Druck-, Scan- und Kopierqualität ab. Wobei das zu relativieren ist, liegt man doch immer noch ganz leicht vor dem MX885 von Canon und wird nur vom Pro915 von Lexmark geschlagen. Die Farben von Fotos sind nicht ganz so satt, die Kontraste nicht optimal. Texte und Grafiken sind in Ordnung, aber auch hier fehlt etwas Kontrast.


Pluspunkte sammelt der Officejet Pro 8600 Plus schliesslich auch durch seine Airprint-Unterstützung. Dies ermöglicht es Nutzern von Apples iPhone oder iPad, direkt aus verschiedenen Apps wie Mail oder Kalender heraus zu drucken. Die Konkurrenz wird oder hat teilweise bereits nachgezogen und bietet Airprint nach einem Firmware-Update nun angeblich auch an, getestet haben wir das aber nicht.

Lexmark Pro915: Das Leichtgewicht

Fast hätten wir kapituliert und auf den Test des Pro915 von Lexmark verzichten müssen. Grund dafür war das Einsetzen der Patronen, das nicht auf Anhieb funktionierte und viel Zeit in Anspruch nahm. Das System ist zwar relativ simpel, nur muss man wirklich allen Mut zusammennehmen und richtig fest drücken, damit die Patronen einrasten. Wer es zu zaghaft versucht, der scheitert. Nach diesem kurzen Aufreger haben wir uns dann aber rasch mit dem Gerät, dem teuersten in unserem Vergleich, angefreundet. Es ist optisch sehr schlicht designt und, trotz Plastik, gut verarbeitet. Schade ist, dass sich das grosse Touchdisplay – auch Lexmark verzichtet auf Tasten – in seiner Position nicht verändern lässt. Je nachdem kann es die Bedienung so etwas beeinträchtigen. Ansonsten ist die Arbeit mit dem Touchscreen aber sehr angenehm.


Im Betrieb fällt der Pro915 dadurch auf, dass er stark vibriert – das dürfte an seiner leichten Bauweise liegen – und dies an Pult oder Tisch weitergibt. Er sollte also auf eine möglichst massive Unterlage und nicht direkt neben sich auf den Bürotisch gestellt werden. Weiter gehört das Gerät nicht zu den schnellsten: Betriebsbereit ist es erst nach rund zwei Minuten und gedruckt werden auch nur wenige Seiten pro Minute – hier hat die Konkurrenz eindeutig die Nase vorn (siehe Tabelle auf S. 53). Dafür überzeugt Lexmark im Vergleichstest mit der besten Note für Druck-, Kopier- und Scanqualität. Die klaren, scharfen und satten Farben sorgen für den besten Druck von Fotos oder Grafiken. Aber auch Texte in Schwarzweiss sehen ansprechend aus.

Fazit

Die vier getesteten Drucker haben alle etwas für sich: Wer einen sehr leistungsstarken, schnellen Multifunktionsprinter mit wenig Schwächen sucht, kommt an unserem Testsieger Officejet Pro 8600 Plus nicht vorbei. Legt man jedoch mehr Wert auf schöne Farbbilder und hat etwas mehr Geduld, sind der Lexmark Pro915 oder der Pixma MX885 von Canon die bessere Wahl. Wer hingegen nach einem sehr preiswerten Gerät sucht und fast nur Texte oder Dokumente mit wenigen Fotos druckt, der fährt mit dem MFC-J825DW von Brother sicher auch nicht schlecht. (mv)


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