Online-Tickets im Nanosekundentakt


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2010/07

     

Mit knapp 200’000 Besuchern ist das Paléo Festival in Nyon zusammen mit dem Montreux Jazz Festival das grösste und beliebteste Musikfest der Romandie. Natürlich ist der damit verbundene logistische Aufwand immens: nicht nur physisch, sondern auch virtuell, denn Teile der Organisation sind unlängst ins Internet gewandert, so zum Beispiel der Ticketverkauf.

Partner hier ist Elca aus Lausanne, das mit Secutix eine Lösung entwickelt hat, die nicht nur in Nyon, sondern auch bei der Pariser Oper sowie dem Stade de France zum Einsatz kommt, um einige Beispiele zu nennen. Das Szenario beim Paléo Festival ist allerdings extrem, da sich die gesamte Nachfrage fast nur auf den ersten Tag des Online-Verkaufs konzentriert, beziehungsweise auf die ersten Minuten desselben. Hier gehen 2000 Tickets pro Minute über den virtuellen Ladentisch und generieren einen Umsatz von zwei Millionen Franken in 15 Minuten. Bei konstanter Auslastung würde das einem täglichen Volumen von etwa 100 Millionen Franken und einer Millionen Verkaufstransaktionen entsprechen. Dafür muss einiges an Rechenpower im Hintergrund zur Verfügung stehen. Normalerweise wäre eine entsprechende Lösung sehr teuer, wenn sie nur speziell für das Paléo gebaut werden müsste. «Das ist so wie bei der Elektrizität. Wenn Sie eine Stadt mit Strom versorgen wollen, brauchen Sie die gleiche Anlage, egal ob sie an einem Tag oder an 365 Tagen läuft», so Viktor Gerweck, Head of Operation and Support bei Elca. Mit anderen Worten ein ideales Einsatzgebiet für eine Software-as-a-Service (SaaS)-Lösung wie Secutix.

Spielregeln

Kritisch dabei ist, den Kundenansturm schon vor Beginn des Verkaufs zu kanalisieren. In der physischen Welt dient dazu die Schlange vor dem Geschäft. Online löst man diese Problematik etwas anders. Ein virtueller Warteraum wird kurz vor Verkaufsbeginn eröffnet, damit die Sales-Mannschaft sich ein Bild vom Andrang machen und die entsprechenden Ressourcen allozieren kann. Anschliessend wird den dort wartenden Kunden eine Nummer zugeteilt, ähnlich wie bei der Post. Der Verkauf beginnt dann wenige Minuten später und orientiert sich in der Reihenfolge an den Wartenummern.


Das klingt gemütlicher als es ist, denn beim Paléo Festival handelt es sich im Elca-internen Jargon um einen sogenannten Raketenverkauf. Zehntausende Menschen kaufen innerhalb weniger Minuten zehntausende von Tickets. Das sorgt für zahlreiche Überschneidungen, die die Software beherrschen muss. Schon allein durch die verschiedenen Tickettypen wie Einzel- und Tagesbilette sowie Dauerkarten entstehen viele Kombinationsmöglichkeiten. Dazu kommt die Versorgungslage. Die Anzahl Tickets ist begrenzt, und die Kunden müssen ihren Nummern entsprechend bedient werden. Im Sinne einer guten Kundenbindung muss Secutix ausserdem dafür sorgen, dass denjenigen, die vielleicht nur einen Teil der angestrebten Tickets erwerben können, höflich abgesagt und, wo möglich, Alternativangebote gemacht werden. Und das alles gleichzeitig.
Secutix kann aber noch mehr: Per URL kann man Partnern schnell einen eigenen Webshop stellen und so zusätzliche Verkaufskanäle eröffnen. Ausserdem kann die Software ins ERP und CRM eingebunden werden, um mit Hilfe der Kundendaten spezifische Angebote zusammenzustellen. Auch da, wo einmal etwas mehr Zeit ist.


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