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Finanzbuchhaltung aus der Wolke
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Finanzbuchhaltung aus der Wolke

Immer mehr Unternehmen bieten ihre Finanzbuchhaltungs-Software auch aus der Cloud an. KMU sparen dadurch nicht nur Kosten, vielmehr ergeben sich diverse Vorteile.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2011/05

     

Das Trendthema Cloud Computing macht auch vor dem Bereich Finanzbuchhaltungs-Software keinen Halt. Einige Schweizer Software-Spezialisten haben diese Entwicklung erkannt und bieten ihre Fibu-Lösung bereits seit einer Weile auch als Service an. Eines dieser Unternehmen ist Abacus. Seit 2008 bietet der St. Galler Anbieter seine Fibu-Lösung auch aus der Cloud an. «In fünf bis zehn Jahren werden nach unserer Meinung vermutlich 80 Prozent aller Unternehmen die Fibu als SaaS beziehen», ist Abacus-Marketing-Chef und Geschäftsleitungsmitglied Thomas Köberl überzeugt. Dass diese Einschätzung nicht so falsch sein dürfte, zeigen die Kundenzahlen vom vergangenen Jahr. Laut Köberl hat Abacus 2010 2400 neue Kunden verbucht und von diesen haben sich bereits 1600 für den Einsatz der Fibu aus der Cloud entschieden.

Bereits seit 2004 hat derweil der im schwyzerischen Pfäffikon ansässige Anbieter Datura eine Fibu aus der Cloud im Angebot. Die Kunden hätten das ab 2000 vermehrt verlangt, auch wenn man damals noch nicht von Cloud Computing gesprochen habe, führt Datura-CEO Gerhard Weber aus. Die Lösung Econoffice wird in Partnerschaft mit IBM respektive Service-Distributoren von IBM gemanagt. «Zudem wird die Lösung auf Wunsch eines Kunden in einer Sun/Oracle-basierten ICT-Infrastruktur betrieben, und ein Kunde betreibt die Business-Lösung inhouse als Private Cloud», so Weber weiter.
Die beiden Anbieter Skip5 und Proffix haben 2007 eine Fibu-Software für die Cloud lanciert. Dabei ging es in erster Linie darum, die bereits als SaaS bestehende Lösung Skip5 Auftrag um ein Fibu-Modul zu erweitern, was dann zwangsläufig ebenfalls als Software as a Service angeboten werden musste, wie Roman Sutter, Leiter Marketing und Verkauf sowie Geschäftsleitungsmitglied bei Skip5, erklärt. Und Peter Herger, Geschäftsführer bei Proffix, formuliert seine Beweggründe folgendermassen: «Als moderne Software-Lösung wollten wir schon früh Erfahrungen mit der Cloud machen, um den Zug nicht zu verpassen.»

Fibu aus der Cloud für alle

Fibu als Software as a Service ist laut Proffix-Geschäftsführer Herger grundsätzlich für jedermann geeignet: «Sobald Infrastruktur-Investitionen anstehen, sollte man die SaaS-Alternative prüfen.» Als Zielgruppe werden bei Proffix Unternehmen anvisiert, die von verschiedenen Standorten oder auch von zu Hause aus arbeiten. Aber auch für Firmen, die keine komplexe IT-Infrastruktur besitzen oder anschaffen wollen, empfiehlt sich Fibu aus der Cloud, so Herger. Mit dieser Meinung steht er nicht alleine da. Auch Gerhard Weber von Datura sieht die Vorteile von Fibu aus der Wolke darin, dass man ortsunabhängig arbeiten kann. Für den Datura-Chef gibt es nicht viele gute Gründe, Buchhaltungslösungen zu kaufen und die ICT-Infrastruktur, den Betrieb und den Unterhalt auf eigenes Risiko und mit eigenen Investitionen aufzubauen.
Laut Roman Sutter von Skip5 zeigt die Erfahrung, dass für eine Fibu als SaaS vor allem Start-ups, Firmen mit Filialen, E-Shop-Betreiber und Standort-unabhängige Betriebe zu haben sind – auch wenn die Skip5-Lösung grundsätzlich branchenneutral sei. Für neu gegründete Unternehmen seien bei der Entscheidung aber vor allem die Kosten massgebend, während Firmen mit Filialen verschiedene Standorte vernetzen müssten und daher oft auf Software aus der Cloud zurückgreifen würden, führt Sutter aus.

Nebst den geringen, fixen und somit planbaren Kosten sieht Sutter im schnellen Return on Investment (ROI) einen weiteren Vorteil. Ins selbe Horn bläst Thomas Köberl von Abacus: «Für neue Abacus-Kunden bedeutet Software aus der Cloud, dass es keiner Investitionen in Software bedarf, sondern kalkulierbare monatliche Abo-Gebühren anfallen.» Ebenso entstehe kein Aufwand mit Installation, Betrieb, Update und Backup. Zudem müsse sich die Firma keine Sorgen über die Datensicherung machen. Auch hier decken sich die Meinungen der Anbieter, ist Sutter von Skip5 doch überzeugt, dass dem Kunden mit Fibu aus der Cloud die Verantwortung für die professionelle Datensicherung abgenommen werde. Skip5 lagert die Daten in Form eines Server-Housing seit Jahren beim St. Galler Provider Mhs@internet. Auch Proffix betont, dass die Daten mit Fibu aus der Cloud in der Regel besser vor Verlust geschützt sind. Für die Lagerung der Daten arbeitet Proffix primär mit den zwei Hosting-Partnern MIT Provider aus Wollerau und Meta10 aus Baar zusammen. Und bei Abacus, das mit der Fibu aus der Cloud vor allem kleine Firmen adressiert, die mit einem Treuhänder gemeinsam die Buchhaltung machen, werden die Daten auf den Rechnern der Treuhänder gelagert. «Wir sind der Überzeugung, dass immer mehr Treuhänder das Angebot von Swisscom annehmen werden, die Abacus-Software mit allen Daten in einem Rechenzentrum von Swisscom oder in einem anderen RZ zu hosten», ist Köberl aber sicher. Der Treuhänder und seine Mandanten müssten sich so nicht mehr um den Betrieb und die Datensicherung kümmern.
Ein weiterer Vorteil für Firmen, die ihre Finanzbuchhaltungs-Software als Service beziehen, ist laut Skip5 der automatische Update-Dienst, mit dem der Kunde seine Software-Investitionen schütze und mit dem er stets über die neueste Version verfüge.



Gedankenhaltung entscheidend

Nicht für jedes Unternehmen ist Fibu aus der Cloud geeignet. «Wenn sich der Kunde in erster Linie um die Sicherheit seiner Daten sorgt, wird er die Vorteile nicht vor die Nachteile stellen können und sich eher für eine ‹traditionelle› Lösung entscheiden», ist Sutter von Skip5 überzeugt. Die Gedankenhaltung des Entscheiders sei daher ausschlaggebend. Weiter müsse ein Unternehmen auch immer bedenken, dass die Zusammenarbeit mit einem SaaS-Hersteller wesentlich näher sei als die mit einem traditionellen Software-Lieferanten, und dass der Zeitpunkt eines Updates nicht mehr durch den Anwender selber entschieden werden könne.

Schwachstelle Internet

Für Kunden, die ihre Fibu in die Cloud zügeln, ändert sich laut Köberl von Abacus fast nichts: «Die Software ist die gleiche wie diejenige, welche sie lokal installiert hatten.» Extrakurse, um sich in der Lösung zurechtzufinden, seien also nicht nötig. «Sie müssen sich eine SuisseID beschaffen, um sicher auf die Lösung zuzugreifen, was zudem auch den Vorteil hat, dass man damit auch Dokumente rechtsgültig unterzeichnen und auch gescannte Originalrechnungen mehrwertsteuerkonform elektronisch archivieren kann», führt Köberl aus. Laut Sutter von Skip5 ändert sich für Firmen, die sich für Fibu aus der Wolke entschieden haben, primär die Art des Arbeitens: «Der physische Arbeitsplatz verliert immer mehr an Stellenwert. Der Zugriff übers Internet macht die Arbeit, wo auch immer und wann auch immer möglich.» Allerdings liegt in diesem Punkt auch gerade die grösste Schwachstelle von Fibu aus der Cloud. Denn es ändere sich für das Unternehmen in der Art des Arbeitens zwar nicht viel, so Peter Herger von Proffix, aber «die Abhängigkeit vom Internet steigt». In dieselbe Kerbe schlägt Thomas Köberl von Abacus. Der Nachteil der Fibu aus der Cloud sei «spürbar, wenn das Internet ausfällt». Aber: Habe man 2007 bei einzelnen Firmen aufgrund der fehlenden Bandbreite beim Internet noch von der Verwendung von Fibu aus der Cloud abraten müssen, so sei immerhin dies heute kein Thema mehr. Denn die Abacus-Lösung sei auch bei geringerer Bandbreite einsetzbar und die Schweiz sei gut verkabelt, weshalb nichts mehr gegen den Einsatz von SaaS im Fibu-Bereich spreche.

Trend verschlafen

Anbietern, die ihre Fibu-Software zu einer Service-Lösung umbauen und auf den Cloud-Zug aufspringen wollen, gibt Sutter von Skip5 mit auf den Weg, dass zu SaaS nicht nur die Software gehört, sondern auch der Gedanke von SaaS. Ein Umbau einer bestehenden Software-Lösung in die Cloud werde daher nur schwerlich möglich sein. «Eine ‹traditionelle› Lösung einfach auf die Wolke umzubauen, wäre in etwa wie einen Rotwein-Korken auf einen Weisswein aufzustecken und zu behaupten, es sei nun ein Rosé», so Sutter. Und Köberl von Abacus ist überzeugt, dass diejenigen Anbieter, «die jetzt erst anfangen, eine echte Internet-Lösung zu bauen», zu spät seien.

Übersichtsportal

Das Angebot an leistungsstarken Buchhaltungs-programmen für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) ist gross. Doch wie soll ein KMU die passende Software finden? Und welche Module braucht es wirklich? Eine Orientierungshilfe dazu liefert Buchhaltungsprogramme.ch, das Business-Software-Vergleichsportal für KMU. Das Portal hilft bei der Suche nach dem passenden Buchhaltungsprogramm und macht die Business-Software-Lösungen, die nach Schweizer Gesetzgebung konzipiert sind, miteinander vergleichbar.
www.buchhaltungsprogramme.ch (abr)


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