Herr Hintermann, Abacus setzt zurzeit stark auf die Cloud. Folgen Sie da nicht einfach einem Trend?Jein, Cloud ist sicherlich zurzeit ein Marketing-Buzzword, allerdings nicht ohne Grund. Die technische Entwicklung reflektiert die marktwirtschaftlichen Erfordernisse. Cloud-Anwendungen ermöglichen deutliche Kostenreduktionen und steigern die Flexibilität von IT-Ressourcen. Trotzdem dürfte es nur wenige Anbieter geben, die vom Cloud-Hype profitieren können.
Wieso? Die Cloud ist technisch viel anspruchsvoller als die letzte Generation der Client-Server-Systeme. Früher stürzte im Allgemeinen der Client ab. Man musste also neu booten und verlor vielleicht die letzten paar Eingaben. Heute ist der Client nur noch eine Eingabemaske. Die gesamte Funktionalität liegt beim Server. Stürzt dieser ab, können zahlreiche Personen gleichzeitig betroffen sein. Das abzusichern, ist eine enorme technische Herausforderung, die nicht mehr viele Hersteller bewältigen können.
Zuletzt verzeichneten Sie einen deutlichen Kundenanstieg bei Ihrer Cloud-Buchhaltungslösung. Haben Sie dafür eine Erklärung?Das Geschäftsmodell ist einfach viel weiter. Am Anfang wurden alle Cloud-Lösungen mit einer Verfügbarkeit von 24/7 angeboten. Diese Hochverfügbarkeit hat die Kostenersparnisse für kleine Betriebe gleich wieder aufgefressen. Dabei reicht eine Montag-bis-Freitag- nine-to-five-Lösung absolut aus. So wird die Technologie erschwinglich.
Seit knapp zwei Jahren versucht Abacus, Schweizer Qualität auch in deutschen Landen an den Mann zu bringen. Wie läuft das? Mit Aufwand erfolgreich. Das Label Swiss Made ist sicher ein Verkaufsargument. Aber der Teufel liegt im Detail, denn man unterschätzt leicht die Komplexität der verschiedenen europäischen Länder. Im Heimmarkt haben nicht umsonst lokale Player häufig die Nase vorn. Dazu kommt noch die schiere Grösse Deutschlands. Hat man zwei Kunden bei Hamburg, einen in Ostdeutschland und einen in der Pfalz, kann der Supportaufwand schnell einmal den Gewinn auffressen. Zumal, wenn überall eine andere Software im Einsatz ist.
Wie gehen Sie damit um? Wir schränken unsere Software-Palette ein. Aktiv verkaufen wir zurzeit nur unsere Leistungs-/Projektabrechnungs-Software kombiniert mit den Finanzmodulen unter dem Namen Allprojects. Mit diesem Fokus haben wir die Supportkosten unter Kontrolle und sind mit der Entwicklung in Deutschland zufrieden.