Editorial

Fasnacht und Technologie-Playoff bei Intel

Marc von Ah über die Trends des Intel Developer Forum (IDF) in San Jose.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2001/08

     

Wir hier auf dem alten Kontinent feiern Fasnacht. Sie kennen das: In Luzern dröhnen die Guggenmusigen, in Basel pfeifen die Pfeifen, und selbst die Zürcher versuchen, auch mal ein bisschen lustig zu sein. Dabei werden die Zürcher derzeit noch von einem anderen Problem umgetrieben: Gleich zwei Eishockey-Mannschaften haben sich mit den ZSC Lions und Kloten Flyers für den Playoff-Halbfinal der Schweizer Nationalliga qualifiziert. Derby-Zeit und Fasnacht: Das ist schon ein wenig viel auf einmal.




Da sind die Nordamerikaner, immerhin Erfinder der Playoffs, schon aus einem ganz anderen Holz geschnitzt. Vollkommen unberührt vom fröhlichen Treiben in Europa präsentierte Intel am hauseigenen Developer Forum (IDF) in San Jose, das vergangene Woche durchgeführt wurde, Ideen, Strategien, Informationen und Technologien am Laufmeter (Seite 7). Und auch da gab's vielleicht ein bisschen viel auf einmal.


Die Kraft des Netzes

"Expanding the Power of the Net" war das Motto der Veranstaltung. Gemeint war damit gleich zweierlei: Einerseits will Intel mobile und stationäre Netze mit neuen Hardwarekomponenten und Tools für Entwickler künftig nahtlos zusammenschweissen.



Andererseits sieht der Chiphersteller in den Peer-to-Peer-Netzwerken eine grosse Zukunft - nicht ohne den Hintergedanken natürlich, dass sich die derzeit lahmen Umsätze mit Hilfe des Distributed Computing und der dabei benötigten grossen Ressourcen kräftig wird ankurbeln lassen. Damit wird nicht nur die Kraft des Netzes erweitert: Vorallem aber erweitert das Netz dadurch die Kraft Intels.




Im Mittelpunkt der Konferenz stand aber wie erwartet die Vorstellung neuer Technologien, darunter natürlich insbesondere jene von "McKinley", dem designierten Nachfolger der 64-Bit-CPU Itanium, der erstmals vor Publikum gezeigt wurde. Den Weg auf den Präsentiertisch schafften auch andere Prozessoren, darunter die erste 13-Mikron-CPU für mobile Anwendungen (Codename "Tualatin") und der Pentium 4 mit 2 GHz.



Begleitet wurden die Vorstellungen von Ankündigungen en masse. So will Intel unter anderem zusammen mit Macromedia einen Standard für den Einsatz von dreidimensionalen Darstellungen im Internet (Shockwave 3D) entwickeln und mit einer schnellen seriellen Verbindungstechnologie die gesamte On-Board-I/O-Technik revolutionieren. Die Technologie ist so neu, dass sie noch nicht einmal einen Namen hat. Auch USB 2.0 oder High-Speed-USB, wie das Peripherie-Interface neuerdings heisst, war ein Thema - allerdings nicht bei Intel selber, sondern bei den Herstellern von solchen Endgeräten, die auf passende Intel-Chipsätze für den Launch ihrer Produkte warten.




Kein Problem für Intel

Und damit zurück zum Playoff. Denn Intel ist nicht die einzige Mannschaft, die mit derartigen Plänen aufwartet und damit quasi den Titel des Internet-Meisters gewinnen will. Die neue I/O-Technik steht AMDs HyperTransport gegenüber, High-Speed-USB startet gegen Firewire, und bei den Browser-Plug-ins à la Shockwave 3D gibt es gleich mehrere Konkurrenten. Es wird sich zeigen, wer wen aus dem Rennen wirft.



Aber das ist alles kein Problem für Intel. Schliesslich hat man mit dem Pentium 4 ein starkes Pferd im Rennen, das in diesem Jahr sensationell laufen soll. Die CPU wird von den Endusern wegen ihrer unerwartet schlechten Performance allerdings überhaupt nicht geliebt, was Intel-CTO Patrick Gelsinger im Interview bestreitet. Das sei alles nur wegen der unfairen Presse und den bösen Analysten, die den Chip mit veralteter Software testen. Das klingt ein wenig nach Eigentor.




Und damit können Patrick Gelsinger und Intel sogar gewinnen. Zwar vielleicht nicht gerade den Meistertitel, aber doch immerhin die goldene Narrenkappe. Und dann kann auch Intel Fasnacht feiern.



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