A4-Seitendrucker für den Arbeitsplatz
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2001/01
Noch nie wurde so viel gedruckt wie im "papierlosen Büro". Wohl jeder PC-Anwender hat mehrmals pro Tag Dokumente, die über die Kurzeinsicht am Bildschirm hinaus in gedruckter Form der Nachwelt erhalten werden müssen; zumindest ist er fest davon überzeugt. Dementsprechend gross ist auch das Angebot an Druckerlösungen: über ein Dutzend Hersteller offerieren mehr als hundert Modelle.
Für den Direkteinsatz am Arbeitsplatz - im Kontrast zum Workgroup-Printer und zum zentralen Abteilungsdrucker - eignen sich neben den verbreiteten farbfähigen Tintenstrahlern auch die Einstiegsmodelle der sogenannten Seitendruckerklasse; im Büro geht es ja vor allem um hochwertigen Schwarzweissdruck. Im Gegensatz zu den Inkjets bringen Laser- und LED-Printer die Druckaufträge nicht Zeile für Zeile zu Papier, sondern spucken nach einer gewissen Verarbeitungszeit ein komplett bedrucktes Blatt aus. Das Verfahren in Kürze: Eine lichtempfindliche Bildtrommel, ähnlich einer Druckwalze im herkömmlichen Offsetdruck, wird durch Belichtung an den zu schwärzenden Stellen elektrisch geladen und zieht dort das feine Tonerpulver an. Das Papier wird an der Bildtrommel vorbeigezogen und nimmt den Toner auf, der zuletzt durch Hitzeeinwirkung fixiert wird.
Die Laser-Gesamtpalette zerfällt bei näherer Betrachtung in verschiedene Kategorien, die sich zunächst in der Druckgeschwindigkeit unterscheiden. Sie wird in Seiten pro Minute bemessen (ppm, pages per minute). Im allgemeinen folgen auch die übrigen Features dieser Einteilung: Hochleistungsdrucker für ganze Abteilungen drucken 24 Seiten oder mehr pro Minute, Workgroup-Printer mit integrierter LAN-Schnittstelle generieren 16 bis 20 Seiten, und die hier vorgestellten Modelle für den einzelnen Arbeitsplatz oder kleine Arbeitsgruppen gibt es mit Geschwindigkeiten zwischen 8 und 12 ppm. Zwei Ausnahmen bestätigen die Regel: Das günstigste Modell KX-P6500 von Panasonic, schon seit Jahren erhältlich, ist der letzte 6-ppm-Drucker auf dem Markt; der Okipage 14 ist mit 14 ppm deutlich schneller als der übliche Desktop-Printer, zeichnet sich aber dennoch durch einen sehr attraktiven Preis aus.
Desktop-Laserprinter sind - für einen Einzelplatzdrucker eigentlich logisch - oft nicht mit einer Ethernet-Schnittstelle ausgestattet, und bei manchen Modellen kann auch optional kein LAN-Interface nachgerüstet werden. Die Ausnahmen mit integriertem Netzanschluss sind die Geräte am oberen Ende der Einstiegsklasse von Brother, Epson, HP, Lexmark und Oki sowie die beiden Kyocera-Modelle.
Auch nicht netzwerkfähige Geräte können via Print-Server oder Windows-Druckerfreigabe von mehreren Stationen aus genutzt werden. Dies macht jedoch nur bedingt Sinn, zum Beispiel in kleineren Arbeitsgruppen oder bei seltenem Gebrauch: Ein Einzelplatzdrucker ist für ein kleineres monatliches Druckvolumen ausgelegt als ein von Anfang an netzwerkfähiges Gerät. So gibt zum Beispiel Xerox für den Achtseiter Docuprint P8ex ein Maximalvolumen von 8000 Seiten pro Monat an (entspricht 266 Seiten pro Tag, die in einem lebhaften Büro mit mehreren Mitarbeitern rasch zusammenkommen); der FS-1200 von Kyocera bewältigt dagegen monatlich 20'000 Seiten.
Weniger logisch als das Fehlen von Ethernet-Schnittstellen ist die bei weitem nicht durchgängige USB-Unterstützung. Im Gegensatz zu Inkjet-Druckern, die heute allesamt mit USB-Buchsen aufwarten, ist nur knapp die Hälfte der Desktop-Seitendrucker USB-fähig. Dies mag vor allem daran liegen, dass viele Modelle schon etwas bejahrt sind; alle neueren Geräte können via USB direkt an den PC angeschlossen werden.
Bei den Speed-Angaben der Hersteller handelt es sich um die theoretische Maximalgeschwindigkeit, mit der das Druckwerk eine schon aufbereitete Seite wiederholt zu Papier bringt - gewissermassen die Kopiergeschwindigkeit. Sie spielt vor allem im Einzelplatzbetrieb eigentlich nicht die Hauptrolle, da hier öfter verschiedene Seiten hintereinander ausgedruckt werden als höhere Auflagen der gleichen Seite.
Für den ersten Ausdruck einer Seite ist vielmehr die Aufbereitungszeit massgeblich, die je nach Komplexität der Darstellung und Art der Aufbereitung unterschiedlich lange ausfällt: Bei den nur selten anzutreffenden GDI-Druckern übernimmt der PC die gesamte Umsetzung der Text- und Grafikelemente des zu druckenden Dokuments in das Rasterbild, das der Drucker letztendlich aufs Papier bannt. Beim Druck auf PCL- oder PostScript-Basis sendet der Computer Befehle in der jeweiligen Seitenbeschreibungssprache an den Drucker, der diese mit dem druckereigenen Prozessor und Arbeitsspeicher in das entsprechende Rasterbild umwandelt. Die Druckleistung hängt in diesem weit verbreiteten Fall also in erster Linie von der Ausstattung des Druckers selbst ab.
Neben der Geschwindigkeit des Druckwerks und der Aufbereitungszeit darf eine weitere Komponente nicht vergessen werden: die Aufwärmzeit. Laser- wie auch LED-Drucker arbeiten mit einem elektrofotografischen Prozess, für den unter anderem Hitze benötigt wird. Um Strom zu sparen, wird der Drucker nicht permanent beheizt. Einige Minuten nach dem letzten Ausdruck geht er in einen sogenannten Bereitschaftszustand über und muss vor dem nächsten Druckvorgang erst wieder aufgewärmt werden, was je nach Modell einige bis mehrere Sekunden dauert.
Einige Hersteller machen Angaben zur Gesamtzeit, die für den Erstdruck benötigt wird. Lexmark zum Beispiel wirbt mit "15 Sekunden bis Druckbeginn", Xerox vermerkt eine Aufwärmzeit von 19 Sekunden.
Wie die Druckgeschwindigkeit setzen sich auch die Druckkosten aus mehreren Komponenten zusammen. Der Anschaffungspreis des Druckers macht dabei den geringsten Teil aus: Verteilt auf fünf Jahre beträgt er gerade mal einen Zwanzigstel der Gesamtkosten. Viel stärker schlagen die Betriebskosten und die verdeckten Kosten zu Buche, darunter der Aufwand für Verwaltung und Unterhalt des Druckers sowie die zur Bedienung des Druckers benötigte Arbeitszeit.
Die verdeckten Kosten sind am schwierigsten zu quantifizieren, vor allem in grösseren Unternehmen mit vielen Geräten, die nicht ins Netzwerk integriert sind. Für den Einzelanwender ist ein unkompliziertes Handling seines Desktop-Lasers besonders wichtig: Die Tonerkartusche sollte mit wenigen Handgriffen auszutauschen sein, der Druckertreiber sollte am Bildschirm möglichst umfassende Informationen über den Status des Druckjobs und der Drucker-Hardware liefern und sämtliche Funktionen des Druckers anschaulich präsentieren. So lässt sich wertvolle Arbeitszeit einsparen.
Die Betriebskosten sind dagegen klar zu erfassen. Sie setzen sich wie folgt zusammen: Stromverbrauch des Druckers, Papierkosten und Kosten für das übrige Verbrauchsmaterial, namentlich Toner und Bildtrommeleinheiten. Bei rund der Hälfte der vorgestellten Modelle sind Toner und Bildtrommel in einem Modul vereint und werden jeweils gleichzeitig ausgetauscht; bei den anderen Geräten sind Tonerkartusche und Bildtrommeleinheit separate Komponenten.
Von Vorteil ist eine Tonereinheit mit möglichst hoher Kapazität: Die Masse macht's; pro Seite kommt eine High-Capacity-Cartridge für 6000 Seiten billiger als die mickrigen 1500-Seiten-Kartuschen, die vor allem in den preisgünstigeren Modellen zu finden sind. Achtung: Einige Hersteller, darunter Lexmark beim Optra E312, liefern in der Grundausstattung ein Tonermodul mit reduzierter Kapazität; eine hochkapazitäre Kartusche muss man zusätzlich kaufen.
Abgesehen von Papier und Strom kommt der Druck einer Seite beim in der Anschaffung günstigsten Gerät, dem Panasonic KX-P6500, auf 4,25 Rappen. Der LaserJet 1100 von HP druckt für vergleichsweise teure 6,4 Rappen pro Seite, der LaserJet 2100 dagegen dank 5000-Seiten-Kartusche für 5,5 Rappen. Noch günstiger kommen zum Beispiel die vergleichbaren 10-ppm-Geräte HL-1030 von Brother mit 4,4 Rappen oder der FS1000 von Kyocera mit 3,2 Rappen pro Seite, der damit zu den betriebsgünstigsten Desktop-Laserprintern zählt.
Die im Home-Segment weitverbreiteten Inkjet-Drucker haben heute schon fast vernachlässigbare Anschaffungspreise. Einige Modelle sind schon für rund hundert Franken zu haben. Punkto Betriebskosten haben Seitendrucker aber allemal die Nase vorn. Ein Beispiel: Für die schwarze Tintenpatrone eines Deskjet 970cxi gibt HP eine Kapazität von 833 Seiten an - macht beim derzeitigen Listenpreis von 70 Franken satte 8,4 Rappen pro Seite.
Die Angaben über die Anzahl Druckseiten pro Tonerfüllung beziehen sich auf einen Schwärzungsgrad von 5 Prozent pro Seite, was einer durchschnittlichen Textseite entspricht. Wer oft Grafiken und Seiten voll mit fetten Fonts druckt, muss mit einer entsprechend geringeren Einsatzdauer der Tonerkartusche rechnen.
Netzwerk-Laserdrucker warten meist mit umfangreichen Optionen für die Ein- und Ausgabe des Papiers auf: mehrere Papierschächte für 500 und mehr Seiten, die sich vom Druckertreiber aus gezielt ansteuern lassen, integrierte oder optional ergänzbare Duplexeinheiten für den automatischen Doppelseitendruck und Sortiereinheiten zur geordneten Bündelung mehrseitiger Dokumente.
In der Desktop-Klasse vermisst man dergleichen, mal abgesehen von einer zweiten Papierkassette, die bei etwa zwei Dritteln der Modelle in unserer Übersicht ergänzt werden kann und gelegentlich schon mal für 500 Blatt ausgelegt ist.
Vor allem die günstigeren Seitendrucker bieten dagegen nur einen einzigen sogenannten Multifunktionseinzug, der zwischen 100 und 250 Blatt fasst.
Erfreulich ist, dass fast alle Modelle zumindest im Einzelblatteinzug auch stärkeres Papier mit 135 bis 160 Gramm pro Quadratmeter verarbeiten. Spitzenreiter in dieser Hinsicht sind der FS-1200 von Kyocera und der T9412 von Tally, die beide bis 200-grämmiges Papier bewältigen. Der FS-1200 ist auch das einzige Modell in unserer Übersicht, das optional mit einer Duplex- und einer Sortiereinheit ausgestattet werden kann. Eigentlich schade, könnte man doch durch doppelseitiges Bedrucken enorm Papier sparen. Dass automatischer Duplexdruck auch bei einem günstigen Drucker möglich ist, beweist HP mit dem Inkjet-Modell 970cxi - und die Duplex-Mechanik wäre bei einem Laserdrucker sicher nicht wesentlich komplexer.
Es muss nicht immer Laser sein: Oki setzt in seinen Seitendruckern zur Belichtung der Bildtrommel statt des konventionellen Laserdruckverfahrens, bei dem ein Laserstrahl von einem rotierenden Polygonspiegel auf die Trommel gelenkt wird, auf eine statische Zeile von Leuchtdioden. Folgerichtig spricht man bei den Okipage-Modellen nicht von Laser-, sondern von LED-Druckern. Ausser der Lichtquelle und ihrer Ansteuerung arbeiten LED-Drucker gleich wie Laserprinter.
Ein LED-Drucker "schreibt" jeweils eine ganze Zeile von Bildpunkten gleichzeitig auf die Bildtrommel. Bei einer Auflösung von 600 dpi besteht die A4-breite Zeile aus über 5120 Leuchtdioden. Ein LED-Druckwerk ist, so Oki, kompakter als ein vergleichbares Laserdruckwerk, kommt mit weniger beweglichen Bauteilen aus, ist damit wartungsfreundlicher und vermeidet Verschleiss. Ausserdem entfällt die aufwendige Optik, die beim Laserdruck zur Korrektur von Verzerrungen und Randunschärfen benötigt wird.
Neben Oki, dem Entwickler der Technologie, nutzen einige Hersteller das LED-Verfahren in speziellen Modellen, vornehmlich für Farbdrucker. Hier kann die LED-Technologie ihre Vorteile voll ausspielen: Statt in vier Durchgängen wie bei Farb-Laserdruckern lässt sich dank der Kompaktbauweise des Druckwerks der Vierfarbendruck in einem Durchgang erledigen (Single-Pass); die Geschwindigkeit des Farbdrucks nähert sich dem Monochrom-Speed an. Ein Beispiel ist der Phaser1235DT von Xerox/Tektronix. Die meisten heute erhältlichen Monochrom-Seitendrucker hingegen arbeiten nach wie vor mit dem konventionellen Laserverfahren.