High-end-Notebooks
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2000/43
Schnell sollen sie sein - und dazu noch klein, handlich, leicht und trotzdem die Leistung bringen, die man sich von seinem Desktop-PC gewohnt ist: Die Anforderungen an ein Notebook sind beachtlich, dennoch schaffen es die Hersteller, die hochgesteckten Wünsche der Kunden zu befriedigen, sofern diese auch bereit sind, einen entsprechenden Preis zu bezahlen.
Nur die aktuelle Crème de la Crème der auf dem Markt erhältlichen Notebooks haben Aufnahme in unsere Marktübersicht gefunden. Die Geräte müssen im Minimum einen Pentium-III-Prozessor mit 750 MHz besitzen. Das Auge soll von einem Bildschirm verwöhnt werden, der eine Diagonale von 14 Zoll und mehr aufweist. Die von uns angesetzten Kriterien haben das Teilnehmerfeld zwar schrumpfen lassen, trotzdem liessen sich immer noch 31 Geräte finden, welche die gestellten Anforderungen erfüllen.
Grundsätzlich werden die vorgestellten Notebooks in zwei Kategorien aufgeteilt: Zum einen spricht man von All-in-One-Geräten und zum anderen von Ultra-Portablen- oder Subnotebooks.
Unter All-in-One-Geräten - auch Desktop-Replacements genannt - versteht man die Modelle, welche die Eigenschaften eines Desktop-Rechners besitzen und mindestens ein Laufwerk fix im Gehäuse eingebaut haben. Bei all den vorgestellten Modellen handelt es sich dabei um ein CD-ROM- oder DVD-ROM-Drive - die meisten bieten zusätzlich noch ein Floppy-Drive. Optional werden auch CD-RW-, LS-120- sowie Zip-Laufwerke geboten. Diese Mobilrechner sind durchaus in der Lage, eine Doppelrolle als mobiler PC und als Desktop-Rechner zu übernehmen.
Der Unterschied von Subnotebooks zu den All-in-One-Geräten liegt darin, dass bei den Subnotebooks die Laufwerke extern angeschlossen werden müssen. Subnotebooks haben gegenüber den Desktop-Replacements den Vorteil, dass sie durch die fehlenden Laufwerke noch kleiner in ihren Abmessungen und leichter im Gewicht sind. Jedoch ist das Display nicht grösser als 14,1 Zoll - mit dem Versa LXi hat einzig NEC ein Subnotebook mit einem 15-Zoll-Bildschirm in der Produktpalette. Bei einem Subnotebook kann man aber nicht mehr unbedingt von einem Desktop-Replacement sprechen, auch wenn die Leistung jener eines Desktop-Rechners um nichts nach steht.
Intel verfolgte in den letzten Monaten zwei Entwicklungsrichtungen bei ihren mobilen Prozessoren. Zum einen wurde die Taktfrequenz weiter und weiter herauf geschraubt - im Moment ist man bei 850 MHz -, zum anderen versucht man, den Stromverbrauch so weit wie möglich zu senken, um die Einsatzdauer des Akkus zu verlängern.
Mit diesem Ziel vor Augen entwickelte Intel die SpeedStep-Technologie, die im Frühjahr 2000 lanciert wurde. Die Idee war nicht neu. Bereits bei den 486er Prozessoren gab es die Möglichkeit, die Taktfrequenz umzuschalten (Turbo-Schalter). Hinter SpeedStep steckt die Überlegung, dass man im mobilen Betrieb vermutlich mehr Wert auf eine lange Einsatzdauer des Akkus als auf möglichst viel Rechenpower legt. Mobile-Prozessoren mit SpeedStep-Technologie können deshalb mit zwei verschiedenen Taktfrequenzen laufen. Dafür kann man zwischen verschiedenen Kernspannungen umschalten, und das auch bei laufendem Betrieb. Solange die Rechner ans Stromnetz angehängt sind, arbeiten sie mit voller Taktrate. Wird aber auf mobilen Betrieb gewechselt, drosselt SpeedStep automatisch die CPU-Leistung. SpeedStep wird vom Bios aus gesteuert, kann aber alternativ auch manuell angewählt werden, womit auf Wunsch ebenso im mobilen Betrieb mit voller Power gerechnet werden kann.
Wie amerikanische Tests ergaben, soll im Sparmodus rund neun Prozent weniger Strom verbraucht wird, während die Performance-Einbusse bei 14 Prozent liegen soll.
Heute sieht der Stand nach Intel-Angaben folgendermassen aus: Ein 850-MHz-Pentium-III-Prozessor, der im SpeedStep-Modus betrieben wird, liefert immer noch 700 MHz oder 80 Prozent Rechenpower, hingegen wird der Stromverbrauch auf 45 Prozent gesenkt. Intel spricht im "optimierten Modus" von weniger als zwei Watt. Was dabei nicht zu vergessen ist: Der Prozessor ist nicht die einzige stromfressende Komponente in einem Notebook. Allein das Display braucht etwa 20 Prozent der Batterie-Leistung. Dazu kommen noch Stromschlucker wie CD-Laufwerke oder Modems.
Es ist aber zu erwarten, dass die Prozessoren in Zukunft trotz mehr und mehr Leistung immer stromsparender werden. Bei Intel verspricht man sich mit der Einführung der 0,13-Mikron-Fertigungstechnologie eine Reduzierung des Stromverbrauchs um rund 20 Prozent. Mit der mobilen Version ihres i815-Chipsets will Intel den Energieverbrauch weiter reduzieren. Ausserdem hat Intel für das nächste Jahr zwei neue mobile CPUs in der Pipeline. Einer dieser Chips ist extrem stromsparend und soll bei 500 MHz weniger als ein Watt Strom verbrauchen.
Die Lebensdauer des Akkus ist denn auch eines der wichtigsten Unterscheidungsmerkmale, mit dem von den Herstellern gerne geprahlt wird. Die Bandbreite der Betriebsdauer mit einem Akku schwankt in unserer Marktübersicht von 2,5 Stunden (Compaq-Modelle) bis zu 8 Stunden (Notebooks von Parrotsgroup). Diese Angaben sind aber mit Vorsicht zu geniessen. Sie sind extrem abhängig davon, wie das Notebook genutzt wird. Realistisch ist eine Lebensdauer zwischen 2 und 4 Stunden bei normalen Anwendungen. Das reicht für übliche Einsätze, zum Beispiel während einer Zugfahrt, ohne weiteres - bei einem Überseeflug muss hingegen mit Ersatzakkus hantiert werden.
All-in-One-Geräte bestechen mittlerweile durch ihre umfangreiche Ausstattung, die sich auch hinter einem Desktop-Rechner nicht zu verstecken braucht.
Dazu gehören neben den ein bis zwei internen Laufwerken bei allen Modellen ein integriertes 56-K-Modem. Auch bei den Anschlüssen wird nicht gespart. Ein USB-Port ist immer vorhanden. Einige Modelle bieten sogar den Luxus einer ultraschnellen FireWire-Schnittstelle. Je nach Modell kommt noch eine Infrarot-, eine PS/2- oder eine serielle Schnittstelle für den Anschluss einer Maus, einer externen Tastatur oder anderer Peripheriegeräte hinzu. PC-Card-Slots gehören ebenso zur Grundausstattung.
Für die Einbindung ins Firmennetzwerk bieten die meisten Hersteller - wenn nicht schon implementiert, zumindest optional - einen integrierten LAN-Adapter an. Dell liefert seine Modelle sogar mit Wireless-LAN aus. Eine LAN-Anbindung per Funk kann überaus praktisch sein, sofern eine Firma bereits mit einem kabellosen Netzwerk ausgerüstet ist. Dank Wireless-LAN kann man sich mit dem Notebook frei innerhalb des Arbeitsplatzes bewegen, ohne dabei vom Firmennetzwerk getrennt zu werden. Bei gut der Hälfte der anderen Hersteller ist dieses Feature zumindest optional erhältlich.
Auch speichertechnisch wird bei den Herstellern nicht gespart. Der Arbeitsspeicher beträgt bis auf wenige Ausnahmen 128 Megabyte und kann bis auf 1 Gigabyte aufgestockt werden - hier gilt der Grundsatz, dass man eigentlich nie genug RAM-Speicher besitzt, 64 MB sind aber an der unteren Grenze. Auch die Grafikkarte sorgt mit minimal 8 Megabyte und maximal 32 Megabyte für ordentlich Bewegung auf dem Display. Die grössten Unterschiede bestehen bei den Harddisks: Von eher knappen 10 GB beim Gateway Solo 5300LS bis zu 64 GB beim Parrotsgroup Macaw wird mehr oder weniger alles geboten. Bedenkt man den enormen Platzbedarf von modernen Applikationen, ist eine Harddisk unter 15 oder besser 20 GB kaum zu empfehlen.
Neben dem Prozessor unterscheidet vor allem die Displaygrösse das High-end-Notebook von preisgünstigeren Modellen. Wie bei Desktop-Rechnern kann der Bildschirm nie gross genug sein. 14 Zoll sollte die Diagonale im Minimum messen, um angenehm damit arbeiten zu können. 15 Zoll sind in jedem Fall besser. Um sich die Grösse vorzustellen: Ein 15-Zoll-Display entspricht in etwa einem 17-Zoll-Röhrenmonitor, der nach wie vor auf den meisten Schreibtischen steht. In punkto Grösse schwingt Gateway mit dem Modell Solo9300xl obenauf, dessen Display eine Bilddiagonale von beachtlichen 15,7-Zoll aufweist. Die TFT-Bildschirme lösen alle im Minimum mit XGA-Grafik auf (1024x768 Bildpunkte). Der IBM A21p sowie der Dell Inspiron 8000 sind sogar in der Lage, UXGA darzustellen (1600x1200 Pixel). Zwei Nachteile bringen grosse Displays jedoch mit sich: Zum ersten wird mehr Strom verbraucht und zum zweiten wird der Mobil-Rechner entsprechend grösser.
Beim Thema Grösse und Gewicht muss wieder klar zwischen Subnotebooks und Desktop-Replacements unterschieden werden. Eingebaute Laufwerke benötigen Platz und bringen zusätzliches Gewicht auf die Waage.
Ultraportable Geräte sind bis zu 28 Millimeter dünn und 2,2 Kilogramm leicht (Compaq Armada M700VCT). Riesig sind die Unterschiede aber nicht. Die portabelsten All-in-One-Geräte von Toshiba bringen es immerhin auf 37 Millimeter bei 2,4 Kilogramm. Es gibt aber auch hier beträchtliche Unterschiede. Das Modell NEC Versa LXi bringt beinahe 4 Kilogramm auf die Waage und ist fünf Zentimeter dick. Die Gewichtsangaben sind aber immer konfigurationsabhängig. Eine 32-GB-Harddisk ist nun einmal schwerer als eine, die nur 10 GB Daten fasst.
Wer mit dem Gedanken spielt, sich ein neues Notebook zuzulegen und dabei auf neueste Technik setzen will, sollte die Angebote genau abwägen. Immerhin muss ein Betrag zwischen 5000 und 10'000 Franken für ein entsprechendes Modell in die Hand genommen werden.
Als erster Grundsatzentscheid sollte die Art des Notebooks festgelegt werden, was sich im wesentlichen durch den geplanten Einsatzort ergibt. Desktop-Replacements - wie es der Name schon sagt - können problemlos den Desktop-PC ersetzten. Ein 15-Zoll-Display entspricht wie erwähnt dem konventionellen 17-Zoll-Monitor, der sich noch immer in vielen Büros befindet. Das einzige Manko gegenüber dem Tower eines Desktop-Rechners ist der mangelnde Platz, wenn es darum geht, den Mobil-Rechner auszubauen und mit Steckkarten zu erweitern.
Schwieriger wird die Entscheidung, wenn man an den mobilen Einsatz denkt. An erster Stelle stehen hier mit Sicherheit die Abmessung und das Gewicht. Hier liegen die Vorteile auf der Seite der Subnotebooks. Bei den All-in-One-Geräten muss der Faktor Gewicht zugunsten der Leistung zurücktreten. Grundsätzlich kann man sagen: Je mehr Leistung gewünscht wird, desto schwerer wird das Gerät. Obwohl gewisse Hersteller es schaffen, mehr Leistung zu einem geringeren Gewicht zu verpacken als andere, dies zum Beispiel mit leichteren Gehäusen. Soll aber das Gewicht das ausschlaggebende Kriterium sein, muss an Rechenpower gespart werden. Modelle mit kleineren Pentium-, Celeron- oder AMD-CPUs schaffen es bereits, nur noch etwas mehr als ein Kilo auf die Waage zu bringen.
Grundsätzlich muss überlegt werden, ob sich die hohen Ausgaben für ein absolutes High-end-Gerät lohnen. Soll das Gerät die Doppelrolle von Desktop-PC und Notebook übernehmen, ist die Frage klar mit Ja zu beantworten. Wird es primär als Mobilrechner neben dem heimischen Hochleistungs-Desktop-PC eingesetzt, sieht die Situation anders aus. Wie viele High-end-Applikationen und Multimedia-Anwendungen werden schliesslich mobil ausgeführt? Nimmt man zum Beispiel den DVD-Player, der mit wenigen Ausnahmen nach wie vor nur dazu verwendet werden kann, um DVD-Filme anzuschauen. Eine DVD im mobilen Betrieb abzuspielen geht aber zu Lasten des Akkus, da sich die Scheibe im Laufwerk permanent dreht und dabei zum wahren Stromfresser wird. Was von Usern, die ihr Notebook häufig in Flugzeugen nutzen, ausserdem beachtet werden sollte, ist der mögliche Ausbau des CD-/DVD-Laufwerks. Einige Fluglinien verbieten den Einsatz von Mobilrechnern, in denen ein Laser seine Arbeit verrichtet.
Auf der anderen Seite ist ein High-end-Notebook auch eine Investition für die Zukunft, die auch in einem Jahr noch nicht zum alten Eisen gehören wird.
Da die Mobilrechner modular aufgebaut werden können, sollte im vornherein klar überlegt werden, welche Features gebraucht und gewünscht werden und welche nicht. All-in-One oder Subnotebook ist sicher eine Frage des Geschmacks und eines Kompromisses zwischen Ausstattung, Gewicht, Laufzeit und Preis. Die Anschlüsse sollten mit den vorhandenen Geräten und Bedürfnissen übereinstimmen, LAN oder sogar Wireless-LAN sind für den Einsatz im Unternehmen von äusserster Wichtigkeit.
Werden im Firmenbereich gleich mehrere Notebooks angeschafft, sollte darauf geachtet werden, dass Komponenten wie Zusatzakkus, externe Laufwerke und Harddisks von verschiedenen Anwendern genutzt werden können. So kann man sich die Anschaffung von Zusatz-Equipment für jeden einzelnen Rechner sparen. Nach Möglichkeit ist auch die Kompatibilität zu bereits vorhandenen Notebooks zu überprüfen. Bei gewissen Herstellern ist das Equipment auch zu älteren Modellen kompatibel. Am empfehlenswertesten ist natürlich, seine Notebooks alle vom gleichen Hersteller zu beziehen. So ist die Kompatibilität am ehesten gewährleistet.
Der Traum vom perfekten mobilen Rechenknecht, der einen ganzen Arbeitstag durchhält, dazu noch ultraleicht ist und Leistung bietet, die man sich von seiner Desktop-Maschine gewohnt ist, wird ansatzweise bereits erfüllt. Punkto Leistung lassen die neuesten Geräte kaum mehr Wünsche offen. Auch das Gewicht wird laufend herunterkommen. Und die Akku-Betriebsdauer? Hier bleibt zu hoffen, dass die Entwicklungen weiter vorangetrieben werden, auf Seiten der Notebook- wie auf Seiten der Akku-Hersteller.