Nokia 7650: Mehr als ein Business-Handy

Das Display des Nokia 7650 kann begeistern, und auch sonst lässt das Handy mit Digicam kaum Wünsche offen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2002/32

     

Als Nokia im November 2001 das Nokia 7650 erstmals ankündigte, war das Aufsehen gross. "Ein Handy mit Farbdisplay", versprach der finnische Handy-Riese. Darüber hinaus sollte eine Digicam gleich ins Telefon integriert sein, und MMS (Multimedia Messages) könne man ebenfalls verschicken.



Nokia hat zwar alle seine Versprechen eingehalten, jedoch ist die Aufregung nicht mehr annähernd so gross, wenn man das Telefon knapp ein Jahr nach der Ankündigung in den Händen hält. Farbdisplays auf Handys kennt man dank Sony Ericsson und Samsung schon lange, und Sony Ericcssons T68 ist es auch, welches Nokia mit der Digicam und MMS vorgegriffen hat. Zudem mutet das Nokia 7650 doch ziemlich klobig und schwer an, wenn es aus der Verpackung genommen wird.




So ist der kritische Handy-User bereits etwas skeptisch, wenn er den Akku zum ersten Mal auflädt und die SIM-Karte einsetzt, was für Nokia-Verhältnisse ungewöhnlich komfortabel und ohne gebrochene Fingernägel von der Hand geht.



Diese erste Skepsis ist aber verflogen, sobald die Hintergrundbeleuchtung des Displays angeht.


Tolles Display

Dieses Display kann vom ersten Moment weg begeistern. Dafür sorgen die Auflösung von 208 x 176 Pixel und die Darstellung von 4096 Farben. Der kleine Bildschirm ist dazu noch kontrastreich und angenehm hell. Lobenswert ist auch ein Sensor, der die Umgebungshelligkeit misst und bei genügend Licht die Hintergrundbeleuchtung abschaltet. Etwas störend - besonders bei der Betrachtung von WAP-Sites - wirkt die Tatsache, dass die Display-Beleuchtung rasch abschaltet, wenn keine Knöpfe betätigt werden. Der Akku jedoch ist um dieses Feature dankbar.



Was ebenfalls äusserst angenehm auffällt, sind die Bedienelemente. Alle Tasten besitzen einen deutlich spürbaren Druckpunkt und sind angenehm zu bedienen. Der 5-Weg-Joystick ist klein, geht aber angenehm von der Hand. Zusammen mit den drei zusätzlichen Tasten unter dem Display kann man praktisch alle Handyfunktionen,die keine Zahlen oder Buchstaben erfordern, ohne ausgezogene Tastatur - die zugegebenermassen etwas klein ist - ausführen. Wer das Telefon ganz vom Ohr fernhalten will, kann die integrierte Freisprecheinrichtung nutzen, die ebenfalls erfreulich gut ihren Dienst verrichtet.





Der Handyknipser

Dasjenige Feature, welches das 7650 von allen bislang erschienen Handys unterscheidet und das wohl auch mitverantwortlich für Grösse und Gewicht des Geräts ist, ist die integrierte Digicam. Diese schiesst Bilder mit einer Auflösung von 640 x 480 Pixel, das Handydisplay dient dabei als Sucher. Zur Auswahl stehen die drei Belichtungsprogramme "Standard", "Portrait" und "Nacht". Zudem kann die Qualität in drei Stufen eingestellt werden. Wenn genügend Licht vorhanden ist, fällt die Qualität der Bilder auf dem Handydisplay überraschend gut aus, auch wenn die Ränder eine gewisse Unschärfe erhalten. Geschossene Fotos können direkt via Bluetooth, Infrarot oder MMS versendet oder in ein Fotoalbum abgelegt werden. Da das Handy keinen eingebauten Blitz besitzt, sind Fotos bei schummrigem Licht, trotz Nacht-Funktion, jedoch meist ungenügend. Bei der Übertragung der Bilder auf den PC stellt man überdies fest, dass die Bilder recht körnig sind und kaum für Begeisterung sorgen.



Pro Megabyte kann man laut Hersteller 30 Standard-Fotos in der höchsten Qualität oder über 200 Porträt-Fotos speichern. Insgesamt stehen 3,6 MB Speicher - leider nicht aufrüstbar - für Fotos, Telefonbuch, Adressen und zusätzliche Applikationen zur Verfügung. Diese kann man sich auf das Handy herunterladen, da das installierte Symbian OS J2ME-Programme unterstützt.




Der Akku hält bei intensiver Spielerei mit der Kamera, die wohl als Stromfresser bezeichnet werden darf, rund 3 Tage an, was zufriedenstellend ist.




Business-Handy durch und durch

Von der Digicam als spielerisches Element einmal abgesehen, präsentiert sich das Nokia 7650 als reinrassiges Business-Handy.



So können beispielsweise bei den Kontakten Angaben zur Firma, zur Position oder der E-Mail-Adresse der betreffenden Person gemacht werden. Die Adresseinträge können sogar mit einem Foto werden. Beim Kalender kann zwischen Tages-, Wochen- und Monatsansicht umgeschaltet werden, und eine Aufgaben-Funktion hilft dabei, den Geschäftsalltag zu organisieren. Dazu kommen nützliche Gimmicks wie ein Umrechner für Währungen, Masse etc., ein Taschenrechner, ein Notizblock und eine Voice-Memory-Funktion.




Allgemein ist die Menüführung intuitiv und gut gelöst, die Einstellungen für die diversen Verbindungen oder für den E-Mail-Zugang sind nicht einfacher, aber auch nicht komplizierter als bei anderen Telefonen.



Dank der mitgelieferten CD-ROM kann man das Handy via Bluetooth oder IrDA-Port mit dem PC verbinden und so beispielsweise Fotos auf den Rechner laden, Kalender, Kontakte und Aufgaben mit Outlook und Lotus Notes synchronisieren oder zusätzliche Software auf das Handy übertragen. Zudem können die Telefoneinstellungen - beispielsweise die Einrichtung eines neuen E-Mail-Kontos oder die MMS-Einstellungen - auch komfortabel auf dem PC erledigt werden.



Das Dual-Band-Handy unterstützt alles, was gang und gäbe ist, angefangen bei HSCSD, GPRS, Bluetooth, IrDA-Schnittstelle sowie die E-Mail-Protokolle SMTP, POP3 und IMAP4.



Alles in allem vermag das Nokia 7650 zu überzeugen. Wer sich nicht am vergleichsweise hohen Gewicht von über 150 Gramm sowie an den etwas klobigen Abmessungen stört, erhält ein üppig ausgestattetes Business-Handy mit netten Gimmicks. Dafür bezahlt man aber auch happige 1050 Franken, und ein nicht unerheblicher Teil dieses Betrags dürfte für die Digicam berappt werden. Wer dafür keine Verwendung hat, findet mit Bestimmtheit auch günstigere, genauso Business-taugliche Alternativen zum Nokia 7650.



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