Spitzenleistung im Kleinformat
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/06
Dem Servermarkt ging es im letzten Jahr ähnlich wie vielen IT-Bereichen. Die weltweit abgesetzten Stückzahlen sind 2006 gemäss Gartner um 9 Prozent gestiegen, während der insgesamt erzielte Umsatz die Vorjahreszahlen nur knapp übertreffen konnte. Auch hier scheint der allgegenwärtige Preiskampf ausgebrochen zu sein. Inhalt derselben Studie ist auch ein Ranking der führenden Serveranbieter. HP konnte 2006 mit
27,5 Prozent das grösste Stückzahlenwachstum ausweisen, gefolgt von Dell mit 21,7 Prozent und IBM mit 15,7 Prozent. In Sachen Umsatzwachstum hatte in derselben Periode IBM die Nase vorn, gefolgt von HP, Sun und Dell. Die 2005 von AMD und Intel eingeführten Dual-Core-Prozessoren haben den Servermarkt im Jahr 2006 besonders interessant gemacht, wobei AMD die Nase ganz klar vorn hatte. AMD konnte die Welt bereits im April 2005 um den Dual-Core-Opteron bereichern, was Intel dazu veranlasste, den auf Anfang 2006 angekündigten Launch seines Dual-Core-Xeon auf den Oktober 2005 vorzuziehen.
HP, IBM und Sun setzen zwar schon seit einigen Jahren Mehrkernprozessoren in High-End-Servern ein, doch die Revolution im Mainstream-Bereich geht klar auf die Kappe der CPU-Multis AMD und Intel. Die beiden Chip-Hersteller gehen davon aus, dass bis Ende 2007 100 Prozent der Server mit Multi-Core-Prozessoren und über 90 Prozent aller Desktop- und Mobilcomputer mit Dual-Core-CPUs ausgeliefert werden. Eine rasante Entwicklung, wenn man bedenkt, dass die eigentliche Einführung gerade mal etwas mehr als ein Jahr zurückliegt.
Aber wieso Dual Core? Die bisherigen Strategien zur Erhöhung der Rechenleistung haben insbesondere im Server-Bereich ihre Grenzen erreicht. Die am meisten angewandte Strategie zur Leistungssteigerung ist die Erhöhung der Taktrate. Eine höhere Taktrate bringt aber auch mehr Abwärme mit sich, was sich besonders bei Blade-Servern und in Rechenzentren als problematisch erweist. Andererseits kommt es günstiger, mehrere CPUs auf einem Stück Silizium unterzubringen als mehrere Einzelkernprozessoren einzusetzen.
Was die Leistung angeht, so übertreffen Dual-Core-Prozessoren ihre einkernigen Vorfahren in der Praxis je nach Anwendung um den Faktor 1,3 bis 1,7. In Analystenkreisen wird allgemein davon ausgegangen, dass AMDs Dual-Core-Opteron in Benchmark-Vergleichen der näheren Zukunft als Sieger hervorgehen wird und Intels neuere CPU-Generationen dafür mit etwas weniger Stromverbrauch glänzen werden.
Die tieferen Performance-Werte der Intel-Prozessoren sollen mitunter auch Grund dafür sein, dass Sun neben den hauseigenen CPUs ausschliesslich AMDs Opteron-Chips in seine Server einsetzt – eine Exklusivität, die gemäss neusten Medienberichten schon bald wieder zugunsten von Intel aufgehoben werden soll.
Bei den Serversystemen dieser Übersicht handelt es sich ausschliesslich um 4-Weg Systeme, also Systeme, die mit maximal vier Prozessoren mit jeweils zwei Kernen ausgestattet werden können. Diese Systeme eignen sich besonders für rechenintensive Aufgaben und bieten nebst reichlich Prozessor-Power auch Platz für bis zu 64 GB und zum Teil bis zu 128 GB RAM. Alle Server wurden für den Rack-Einbau konzipiert und nehmen mit Ausnahme von IBMs x3850 vier Höheneinheiten in Anspruch.
Zu den weiteren Gemeinsamkeiten zählen nebst den Dual-Gigabit-Netzwerkanschlüssen auch die Option, ein redundantes Netzteil einzusetzen, und die Möglichkeit, Komponenten wie Festplatten, PCI-Adapter, RAM und Netzteile während dem laufenden Betrieb auszutauschen (Hot-plug).
Die meisten Hersteller bieten sowohl ein Intel- wie auch ein AMD-basiertes 4-Weg-System an. Von Fujitsu-Siemens soll nebst einem 4-Weg-System mit Intel Xeon-Prozessoren demnächst auch ein AMD-basiertes Pendant erhältlich sein, während Maxdata im Server-Bereich ausschliesslich auf Intel-Prozessoren setzt.
Bei näherer Betrachtung fällt auf, dass IBM als einziger Anbieter in dieser Übersicht Intel-Prozessoren der N-Serie mit 667 MHz FSB (Front Side Bus) anstelle der sonst üblichen M-Serie mit 800 MHz FSB verbaut. Grund dafür ist der verwendete hauseigene Chipsatz. Gemäss IBM soll die proprietäre Technologie insbesondere Performance-Vorteile gegenüber dem normalerweise eingesetzten Chipsatz von Intel bringen und leider nicht mit Intels M-Serie kompatibel sein.