Dantz Retrospect Backup 6.5

Mit der aktuellen Version verspricht Dantz höhere Performance und Parallelität, neue Agents und Unterstützung für Tape-Libraries.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/04

     

Als Backupsoftware für kleine und mittlere Unternehmen hat das ursprünglich aus der Mac-Welt stammende Retrospect Backup von Dantz schon seit einiger Zeit auch in Umgebungen mit Windows-Servern Fuss gefasst. Wir haben die Neuerungen getestet.



Die Installation erfolgt vollautomatisch und dauert gerade mal eine Minute. Ein Assistent führt durch alle wichtigen Einstellungen wie die Eingabe des Lizenzschlüssels, die Benutzeranmeldung und die Definition der Administrator-Benachrichtigungen. Danach können sehr einfach Backup- und Restoreaufträge erstellt und Speichermedien erfasst werden. Auch hier helfen Assistenten bei der Planung.




Backups lassen sich mit Retrospect auf Band, CD- und DVD-Medien, in eine Datei, auf die lokale Festplatte oder auf freigegebene Laufwerke im Netzwerk ausführen. Simplecrypt, DES oder ein einfacher Passwortschutz stehen für die nötige Sicherheit der Daten zur Verfügung.


Parallele Aufträge

Zu den wichtigsten Neuerungen gehört die Einführung von acht parallelen Ausführungseinheiten, welche von einem Windows-Systemdienst verwaltet werden. Damit ist es jetzt möglich, bis zu acht Laufwerke gleichzeitig anzusprechen und Aufträge im Hintergrund auszuführen. Die grafische Oberfläche bleibt jetzt nicht mehr - wie in früheren Versionen noch der Fall - während des gesamten Vorgangs blockiert, sondern kann auch während eines laufenden Backups geöffnet und geschlossen werden. Wenn ein neuer Backupauftrag erstellt wird, muss man allerdings weiterhin das Durchsuchen der zu sichernden Daten abwarten, und das kann bei einem umfangreichen Sicherungsvorhaben schon mal eine halbe Stunde dauern.
Neu kann auch eine Instanz des Programms automatisch geschlossen werden, wenn es in einer anderen Session (per Terminalserver) benötigt wird. Allerdings werden dabei auch alle bereits laufenden Backupaufträge gestoppt, obwohl diese ja eigentlich im Hintergrund weiter ausgeführt werden sollten.



Standardmässig läuft ein Auftrag leider jeweils nur in einer Ausführungseinheit und kann nicht auf mehrere Laufwerke aufgeteilt werden, wie es bei anderen Produkten wie beispielsweise Tapeware möglich ist. Diese Einschränkung kann nur mit dem "Advanced Tape Support"-Addon überwunden werden.




Die Benutzeroberfläche wirkt gegenüber früheren Versionen aufgeräumter und übersichtlicher, ohne grundlegende Veränderungen mitzubringen.



Als praktisch erweist sich der neu eingeführte Aktivitätsmonitor: Er gibt einen detaillierten Überblick über den Status der Ausführungseinheiten, über geplante, laufende und abgeschlossene Jobs sowie über allfällige Ausführungsfehler. Die Darstellung ist zwar nicht ganz so übersichtlich wie beispielsweise bei Veritas Backup Exec, ist in der Praxis aber durchaus ausreichend.



Retrospect arbeitet neu auch mit Tape-Libraries mit bis zu acht Laufwerken zusammen und kann passend dazu jetzt auch Barcode-Informationen verarbeiten.
Das schon aus früheren Versionen bekannte Katalogsystem fällt weiterhin positiv auf, da bei identischen Daten nur Querverweise statt Kopien der Daten gesichert werden. Gerade bei ähnlich konfigurierten Clients kann die Speicherplatzersparnis damit enorm sein.
Insgesamt erweist sich die Handhabung der Medien als sehr flexibel. Die dazugehörigen Kataloge sind in einer separaten Datei auf der Festplatte abgelegt und konnten im Test auch vollständig aus den Backupmedien rekonstruiert werden.



Retrospect Backup 6.5 baut auf der bewährten Benutzerfreundlichkeit auf: Viele Assistenten und Begriffserklärungen erleichtern die Arbeit.


Nützliche Add-ons

Im Lieferumfang enthalten ist die Clientsoftware, die jetzt zusätzlich zu den bekannten Windows- und Macintosh-Versionen auch unter Linux und einigen Unix-Varianten (beispielsweise Solaris) läuft. Sie verbraucht deutlich weniger CPU-Leistung als ihre Vorgänger, und die automatische Erkennung der Clients funktionierte im Test problemlos.
Verschiedene (separat erhältliche) Add-ons erweitern die Funktionalität der Software. So kann zum Beispiel mit dem "Open File Backup" eine Datensicherung auch von gerade geöffneten Dateien durchgeführt werden.



Die "Disaster Recovery"-Funktion kann von einem bestehenden Backupset ein ISO-Image einer bootfähigen CD erstellen, um im Katastrophenfall ein komplettes System automatisch wiederherzustellen.




Ein interessantes Add-on mit dem eigenartigen Namen "Proactive Backup" erleichtert Backups in sich verändernden Umgebungen oder bei begrenzter Backupzeit. Bei dieser Backup-Variante werden statt expliziter Aufträge Zeitfenster für die Ausführung festgelegt. Retrospect erkennt dann automatisch, welche Clients gerade im Netzwerk verfügbar sind und welche Clients Backups von ihren Daten anfordern. Innerhalb des Zeitfensters werden dann die am längsten ungeschützten und momentan verfügbaren Daten gesichert. Damit können beispielsweise umfangreiche Backups bei begrenzter Zeit oder eingeschränktem Speicherplatz automatisch in mehrere Etappen aufgeteilt werden, wobei dann immer das Wichtigste zuerst ausgeführt wird, oder es können temporär verfügbare Clients wie Notebooks in die Sicherungsstrategie einbezogen werden. Eine gute Idee, die Dantz zusammen mit dem Konzept der Katalogdatei auch gleich patentiert hat.



Der neu eingeführte Aktivitätsmonitor sorgt für Übersicht, indem er alle Vorgänge und Meldungen zentral auflistet.


Exchange und SQL

Neu sind auch Agents für Exchange- und SQL-Server. Sie lösen die Informationsspeicher in einzelne Elemente auf und lassen so beispielsweise das Wiederherstellen von einzelnen E-Mails, Postfächern oder Relationen zu und sichern und verwalten Transaction Logs. Im Test verrichtete der Exchange-Agent mühelos seinen Dienst. Der Backupvorgang ist - im Gegensatz zur Wiederherstellung - eher langsam, dafür aber robust und zuverlässig.
Neben der Single-Server-Version für Netzwerke mit einem Server und der Professional Edition für Einzelarbeitsplätze ist für den Small Business Server eine spezielle (preisgünstigere) Version mit integrierten SQL/Exchange-Agents erhältlich. Die Multi-Server-Version ermöglicht Backups von beliebig vielen Servern im Netzwerk mit nur einer Lizenz. Zieht man den recht aggressiven Marktpreis in Betracht, ergibt sich damit ein gutes Preis/ Leistungs-Verhältnis. Ist man jedoch auf die Funktionalität der Add-ons angewiesen, steigt der Preis schnell wieder an.




Mit seiner Benutzerfreundlichkeit und Robustheit kann Retrospect als Backuplösung für kleine und mittlere Unternehmen überzeugen, und mit der Unterstützung für Tape Libraries zielt Dantz auch auf den Einsatz bei grösserem Volumen. Einem Enterprise-Anspruch wird die Software dabei aber noch nicht gerecht, aber das scheint Dantz ja auch nicht zu beabsichtigen.




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