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Kolumne: Arbeitsmanagement - die vergessene Disziplin

Heinz Scheuring über die Bedeutung des Managements des ­betrieblichen Alltags

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2025/04

     

Projektmanagement, das Management einmaliger, innovativer Vorhaben, steht hoch im Kurs. Die Fülle an einschlägigen Seminaren, Literatur, Instituten, Beratungsangeboten oder Softwarelösungen ist überragend. Diese Angebotsflut kann den Erfolg der Projekte in der anspruchsvollen Realität zwar nicht garantieren. So belegen die verbreiteten Projektflops im Kleinen wie im Grossen denn auch, wie viel Luft nach oben beim Projektmanagement noch immer besteht. Doch wenigstens sind Projekte in Theorie und Lehre angekommen und geniessen in der betrieblichen Praxis und in der Gesellschaft mehrheitlich hohe Aufmerksamkeit.

Und wie präsentiert sich die Situation beim Gegenstück zur Projektwelt, bei der «normalen» Arbeit? Wie gross ist das Engagement in Theorie und Praxis beim Management unseres betrieblichen Alltags? Welche Bücher und Institutionen befassen sich gezielt mit der Optimierung des Tagesgeschäfts? Suchen wir nach spezifischen Themen, findet sich auch hier eine Fülle an Methoden, Tipps und Best Practices. So führen etwa Recherchen zu Kommunikation, To-Do-Verwaltung oder Meetingmanagement zu unzähligen Treffern. Was bisher jedoch fehlt, ist eine ganzheitliche Betrachtung. Die Suche nach «Arbeitsmanagement» liefert zwar einige Resultate. Diese fokussieren im Wesentlichen jedoch auf das Task Management, sind von einem umfassenden Verständnis somit sehr weit entfernt.


Was kennzeichnet denn ein integrales Arbeitsmanagement? Nebst dem Task Management gehören dazu Planung, Durchführung und Dokumentation von Meetings. Zentral ist weiter, mit welchen Mitteln wir Inhalte, Resultate entwickeln und dokumentieren – Content Management im weitesten Sinn. Aber auch die Dokumentation und der Zugang zu internem Wissen sind Teil eines effektiven Arbeitsmanagements.
Weitere Aspekte umfassen die interne Information der Mitarbeitenden, das Kontaktmanagement – dies weit über Kundenbeziehungen hinaus – sowie die digitale Kommunikation. Diese Themen durchdringen unsere Arbeit auf allen Ebenen, und sie sind für die Effizienz und Effektivität jeder Organisation von grösster Bedeutung.

Gespräche mit Mitarbeitenden – selbst in modernen ­Unternehmen – zeigen, wie unbeholfen Organisationen mit diesen Herausforderungen umgehen, aber auch, wie begrenzt die IT-Unterstützung in der Hinsicht nach wie vor ist.


Ein funktionierendes Task Management, das sowohl die persönliche als auch die Team-Ebene umfasst? Fehlanzeige. Meetingbeschlüsse landen in Word-Dokumenten oder in isolierten Onenote-Pages, ohne Bezug zu Tasks oder zugehörigen Inhalten. Und Marketingkonzepte oder Unternehmensstrategien sind in mehreren Versionen auf den Sharepoint-Servern zu finden – oder eben nicht. Das ist Content Management von vorgestern. Wissensmanagement zu guter Letzt ist seit Jahren auf der Wunschliste geparkt.

Arbeitsmanagement mag nicht sexy sein. Angesichts der Bedeutung des Themas ist dessen Aufwertung jedoch dringend geboten. Dies ist eine Aufgabe des Managements und muss auch in die Unternehmenskultur einfliessen. Am Ende profitieren von einem effektiven Arbeitsmanagement auch die Projekte – womit sich der Kreis schliesst.

Eine ganzheitliche Betrachtung ist aber auch die Basis, auf der sich heterogene Systemlandschaften verhindern und integrale Softwarelösungen entwickeln lassen.
Heinz Scheuring ist Inhaber der Firma Scheuring in Möhlin. Das Unternehmen bietet Consulting und selbstentwickelte Software unter anderem für Ressourcenplanung, Projekt- und Arbeitsmanagement an. Er ist Autor von Fachbüchern, darunter «Effektiver arbeiten mit SAMM», das ein Modell für Arbeitsmanagement beinhaltet.
heinz.scheuring@scheuring.ch


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