Von Fans wurde ein solches Gerät lange gewünscht, nun ist es da: Der erste Kopfhörer aus dem Hause
Sonos. Der Ace ist ein kabelloser Over-Ear-Kopfhörer, der unter anderem 3D-Audio, aktive Geräuschunterdrückung und einen Aware-Modus für ein gewisses Mass an Umgebungsgeräuschen bietet.
Bereits nach dem Auspacken darf man festhalten, dass der Ace sehr elegant aussieht und dass er, wenn man ihn in die Hand nimmt, er sich ebenso hochwertig verarbeitet anfühlt. Gleich zu Beginn des Tests ist zudem der hohe Tragekomfort aufgefallen. Mit den Teleskoparmen, welche aus Edelstahl gefertigt sind, lässt sich der Kopfhörer problemlos für den Kopf der Trägerin oder des Trägers einstellen. Zudem sind die Ohrmuscheln relativ gross und dürften auch für Menschen mit grösseren Ohren angenehm zu tragen sein. In der Praxis nimmt man den Kopfhörer kaum wahr und auch nach mehreren Stunden Musikhören drückte nichts, das Gerät verrutschte beim Nach-unten-Schauen nicht und selbst mit Brille trug er sich sehr angenehm – absolut empfehlenswert für die ganztägige Verwendung im Home Office oder im Büro.
Beim Ace und vor allem bei den Ohrmuscheln hat sich Sonos vermutlich ein wenig von Apple inspirieren lassen: Der Over-Ear-Kopfhörer ist mit 500 Franken nicht nur gleich teuer wie Apples Airpods Max, die Ohrmuscheln des Sonos-Produkts sind darüber hinaus ähnlich geformt, ebenfalls individuell verstellbar und – wie man das bereits von den Airpods Max kennt – die Polster sind magnetisch befestigt und können dadurch leicht ausgetauscht werden. Diese Ohrpolster sind aus weichem Schaum mit einem Bezug aus veganem Lederimitat gefertigt und sind sehr bequem.
Wider Erwarten setzt Sonos beim Ace auf drei physische Tasten: eine silberne Schiebetaste sowie eine kleine runde und eine längliche weisse Taste. Das kommt überraschend, da Sonos bei seinen aktuellen Smart Speakern der Era-Reihe komplett auf Touch-Steuerung setzt. Der Vorteil der Tasten ist aber, dass sie sehr gut erfühlbar sind und zum Beispiel auch mit Handschuhen bedient werden können. Mit der länglichen weissen Taste wird das Gerät eingeschaltet und Bluetooth aktiviert. Mit der runden Taste wird zwischen Active Noise Cancellation (ANC) und dem Aware-Modus gewechselt sowie die Sprachsteuerung geregelt. Die silberne Schiebetaste ist für die Musikwiedergabe und die Lautstärkensteuerung zuständig.
Zwei weitere Funktionen, die gefallen haben: Zum einen die Trageerkennung. Durch sie wird die Musikübertragung umgehend gestoppt, wenn man den Kopfhörer abnimmt. So verpasst man nichts von seinem Lieblingssong und der Akku wird geschont. Das zweite Feature heisst Multipoint. Wird die Funktion in der Sonos-App aktiviert, kann man den Ace mit zwei Bluetooth-Geräten verbinden und dann automatisch zwischen den Audiostreams dieser beiden Quellen – zum Beispiel Laptop und Handy – wechseln.
Den Sonos Ace gibt es in Schwarz und Weiss. (Quelle: Sonos)
Die Ohrpolster des Ace haften - wie man das von Apples Airpods Max kennt - magnetisch (Quelle: SITM/cma)
Sonos setzt auf drei physische Tasten für die Steuerung. (Quelle: SITM/cma)
Der Over-Ear-Kopfhörer kommt samt Aufbewahrungs- und Transportcase. (Quelle: SITM/cma)
Hat gut in einem Laptoprucksack platz: Der Sonos Ace ins seinem Case. (Quelle: SITM/cma)
3D-Sound – beim richtigen Streamingdienst
Der Sonos-Kopfhörer bietet Dolby Atmos (3D-Audio), das einen kinoähnlichen Surround-Sound ermöglichen soll, bei dem der Hörer das Gefühl hat, er sei mitten im Geschehen und der Ton komme aus allen Richtungen. 3D-Audio wird zudem durch die Sonos-Funktion Dolby-Head-Tracking optimiert. Wird diese aktiviert, passt der Kopfhörer die 3D-Wiedergabe dynamisch an die Kopfbewegungen an. Konkret heisst das: Auch wenn man heftig den Kopf schüttelt oder Yogaübungen macht, hat man das Gefühl, dass die Musik einem "folgt". Die Testerin fand das Dolby Head Tracking eindrücklich.
Hier sei aber erwähnt, dass noch nicht alle Streamingdienstleister 3D-Sound anbieten. Derzeit funktioniert es nur mit Apple Music, Amazon Music Unlimited und Tidal. Wer also schon länger mal einen Testzeitraum für einen dieser Dienste abschliessen wollte, der sollte dies mit dem Ace nun angehen. Denn dieser liefert 3D-Sound in hervorragender Sonos-Qualität auch für den Over-Ear-Kopfhörer. Für den guten Sound sorgen übrigens speziell entwickelte dynamische 40-Millimeter-Treiber in jeder Hörmuschel. Im Test hat sowohl bei 3D-Audio als auch bei schlechterer Streaming-Qualität sowohl der Bass überzeugt, als auch die hohen Töne, die sehr gut wahrnehmbar sind.
Und wer gerne mitbekommt, was in der Umgebung geschieht, etwa um in der Stadt nicht die Tram zu übersehen, für den gibt es den Aware-Modus, der Umgebungsgeräusche zulässt. Das hat im Test einwandfrei funktioniert.
Momentan funktioniert 3D-Audio nur mit Apple Music, Amazon Music Unlimited und Tidal. Für den Test wurde Apple Music verwendet. (Quelle: SITM/cma)
In den Kopfhörer-Einstellungen innerhalb der Sonos-App kann zum Beispiel Head-Tracking aktiviert werden. (Quelle: SITM/cma)
Durchaus noch Luft nach oben
Dennoch haben wir ein paar Dinge am Ace zu bemängeln. Sonos verspricht für ANC eine "einzigartige aktive Geräuschunterdrückung". Zwar ist es Kritik auf hohem Niveau, aber bei einer längeren Zugfahrt erwarten wir dank Active Noise Cancellation absolute Ruhe. Als mehrere Sitznachbarn ausgiebig telefonierten, war deren Geplauder zwar gedämpft, doch noch wahrnehmbar. Daher hat Sonos beim ANC im ÖV nicht ganz überzeugen können. Doch im Büro schirmte Ace selbst bei lauteren internen Diskussionen zuverlässig ab, und zwar so gut, dass man die Autorin per Gesten auf sich aufmerksam machen musste. Auch das Klingeln von Telefonen war fast nicht wahrnehmbar, obwohl hohe Töne am ehesten durch die Geräuschunterdrückung dringen.
Und dann ist da noch das leidige Thema Sonos-App. Zwar ist sie nach einem grossen Update jüngst deutlich besser geworden. Doch beispielsweise wird der Ace in der Sonos-App nicht wie die Speaker des Herstellers unter dem Menüpunkt "Dein System" aufgeführt, sondern separat. Das bedeutet, wenn in der Sonos-App ein Song abgespielt wird, ertönt dieser automatisch auf einem der hinterlegten Smart Speaker – und nicht über den Kopfhörer. Man muss in der "Dein System"-Liste erst ganz nach unten scrollen, bis der Ace angezeigt wird und dort den Play-Button drücken. Hier könnte die Usability besser sein.
Etwas, das ebenfalls negativ auffiel, allerdings erst nach dem jüngsten Kopfhörer-Software-Update (Version 2.9.2-26803e14f): Plötzlich brach ab und zu die Bluetooth-Verbindung ab – was zuvor nie ein Thema war. Hoffentlich liefert Sonos hier softwareseitig bald nach.
Falls sich jemand speziell auf das Feature TV Audio Swap gefreut hat: Es ist derzeit leider nur mit Sonos Arc verfügbar. Wer also den Ace-Kopfhörer besitzt, aber nicht die Atmos-Heimkino-Soundbar (Arc), kann diese Funktion nicht nutzen, obwohl der Ace kompatibel ist. Good News für Besitzer einer Beam oder Ray von
Sonos: Die Kompatibilität soll folgen.
Doch von diesen kleinen Kritikpunkten abgesehen, hat Sonos mit dem Ace einen hervorragenden ersten Kopfhörer herausgebracht.
(cma)
Hier wird innerhalb der Sonos-App ein Apple-Music-Song von Ed Sheeran abgespielt. Unten findet man die Speaker, die dem Sonos-System zugeordnet sind. Normalerweise tippt man dort drauf und kann die Ausgabequelle ändern. (Quelle: Screenshot SITM)
Diese Speaker sind dem Testsystem zugeordnet. Leider fehlt hier der Kopfhörer Ace. Somit kann man während einer Musikwiedergabe in der App nicht einfach auf dieses Gerät wechseln. (Quelle: Screenshot SITM)
Sonos listet den Kopfhörer separat auf. Es ist vermutlich gut, dass ein Kopfhörer nicht als Speaker misinterpretiert wird, doch leider wird der Ace innerhalb des Sonos-Systems nicht gleichwertig behandelt. (Quelle: Screenshot SITM)
Quicktest
Sonos hat mit dem kabellosen Over-Ear-Kopfhörer Ace ein überzeugendes Produkt auf den Markt gebracht. Zwar ist der Preis von 500 Franken eher hoch angesetzt, doch dafür bietet der Hersteller auch einiges, zum Beispiel beim Design, beim Tragekomfort und natürlich beim Sound. Gefallen haben das 3D-Audio-Erlebnis samt Head-Tracking-Funktion. Man hat tatsächlich das Gefühl, dass der Sound einem "folgt" und man mitten im Geschehen ist. Die Active Noise Cancellation (ANC) funktioniert sehr gut, nur im ÖV hat ANC zu wenig überzeugt. Softwareseitig sind ein paar Kinderkrankheiten aufgefallen, die hoffentlich bald von Sonos behoben werden. Aber alles in allem hat der Lautsprecherhersteller ein überzeugendes Produkt lanciert, das den sportlichen Preis knapp rechtfertigt.
Info: Sonos, www.sonos.com/de-ch/
Wertung: 5,5 von 6 möglichen Sternen