Solange das iPhone nicht in einer faltbaren Ausführung oder mit einem ausrollbaren Display, sondern wie gehabt im klassischen Schiefertafel-Design auf den Markt kommt, muss der Titel dieses Artikels – "ein neuer Knopf fürs iPhone" – Revolution genug sein.
Apple hat diesem neuen Knopf, der sich an den beiden Premium-Modellen iPhone 15 Pro sowie iPhone 15 Pro Max findet, den Namen Action Button verpasst.
Ein Knopf, eine Funktion
Dieser Action Button ersetzt den bisherigen Kippschalter für den Stummmodus oberhalb der Lautstärketasten und kann mit verschiedenen Funktionen belegt werden, wofür sich in den Einstellungen ein Extra-Menü findet. Per Default kann man den Action Button entweder wie gehabt mit dem Stummmodus (wofür es neu auch im Kontrollzentrum eine Schaltfläche gibt) belegen, oder aber die Kamera öffnen, die Taschenlampe einschalten, die Lupe wählen, eine Sprachmemo-Aufnahme starten oder einen bestimmten Fokus aktivieren. Oder man belegt die Taste mit einem selbstdefinierten Kurzbefehl. Egal was ausgewählt ist – aktiviert wird die Funktion durch langes Drücken auf die Action-Taste, eine Mehrfachbelegung ist nicht vorgesehen. Damit wirkt die Taste ein wenig verschenkt, könnte man doch durch kurzes Drücken, doppeltes Drücken und langes Drücken gleich drei Funktionen mit der Taste verbinden und dadurch ihre Funktionalität deutlich steigern. Trotzdem möchte man den neuen Knopf schon nach kurzer Zeit nicht mehr missen – denn vermutlich haben die wenigsten Anwender den Kippschalter für den Stummmodus täglich betätigt, womit er auch ziemlich verschenkt war.
10 Prozent leichter
Eine der weiteren wesentlichen Neuerungen der Pro-Modelle, wir haben das kleinere iPhone 15 Pro getestet, ist die Beschaffenheit des Gehäuses.
Apple setzt hier erstmals Titan ein, was zwar haptisch kaum einen Unterschied macht zum Vorgänger iPhone 14 Pro, gewichtstechnisch aber schon. Zeigt die Waage beim iPhone 14 Pro 206 Gramm an, sind es beim iPhone 15 Pro noch 187 Gramm. Im Alltag spürt man diese knapp 20 Gramm Mindergewicht deutlich, nicht zuletzt auch darum, weil nicht nur das Gewicht an sich, sondern auch die Gewichtsverteilung optimiert wurde. Gefühlt wurde Gewicht vom oberen Teil des Handys, der quasi über die Handfläche hinaus geht, in den unteren Teil verlagert, der in der Hand liegt, wodurch das Gerät deutlich angenehmer ausbalanciert ist.
Bezüglich Gehäuse-Design hat Apple den Rand um das Display etwas schmaler gemacht, wodurch das Gerät bei identischer Displaygrösse minim kleiner ist als sein Vorgänger – und entsprechend auch nicht mehr in Hüllen des Vorgängers passt. Ausserdem sind die Kanten des iPhone 15 Pro leicht abgerundet, womit das Gerät im Vergleich mit dem iPhone 14 Pro deutlich weniger kantiger und auch dünner wirkt – obwohl es in Tat und Wahrheit sogar ein klein wenig dicker ist. Die abgerundeten Kanten lassen das Gerät zwar geschmeidiger wirken, dafür ist es weniger griffig und droht eher mal aus der Hand zu rutschen. Wir wären – als Fans des kantigen iPhone-Designs der letzten Jahre – darum nicht traurig gewesen, hätte man die Kanten nicht gebrochen. Geschmackssache.
Die Neuerungen am Gehäuse-Design haben aber einen entscheidenden Vorteil, der spätestens dann zum Tragen kommt, wenn man sein Gerät unglücklich und ohne Hülle auf dem Parkplatz fallen lässt. Geht dann die Rückseite kaputt, wird deren Reparatur deutlich günstiger. Konkret: Kostet der Austausch dieser Rückseite beim iPhone 14 Pro beispielsweise 519 Franken und beim iPhone 13 Pro immer noch 449 Franken, sinken diese Kosten mit dem iPhone 15 Pro laut einem Kostenvoranschlag der Apple-Website auf gerade noch 179 Franken.
Eine der weiteren Neuerungen findet sich an der Unterseite des Geräts – der Ladeanschluss. Hier setzt Apple erstmals auf USB-C und schickt den proprietären Lightning-Anschluss in Rente. Und mit ihm all das Zubehör und die Ladekabel, die bisherige iPhone-Nutzer bereits besitzen. USB-C bringt aber eine Reihe von Vorteilen mit sich, etwa den, dass man diverses Lade-Equipment anderer Geräte nun auch fürs iPhone nutzen kann, oder aber dass sich USB-C-Peripherie – etwa eine externe SSD – direkt ans iPhone anschliessen lässt, die dann auch anstandslos erkannt wird und beispielsweise über die Dateien-App genutzt werden kann. Erwähnen muss man einzig: An der Ladegeschwindigkeit hat Apple trotz USB-C nicht geschraubt, diese liegt mit maximal etwas über 20 Watt im Vergleich mit gewissen Android-Modellen weiter zurück.
Eine Landschaftsaufnahme mit 3-fach Zoom. Die Fotos des iPhone 14 Pro (oben) und des iPhone 15 Pro (unten) sind praktisch identisch. (Quelle: SITM)
Kaum Unterschiede bei einem Bild, das digital 10-fach herangezoomt wurde. Links das iPhone 14 Pro, rechts das iPhone 15 Pro. (Quelle: SITM)
Ein Foto, bei Dunkelheit aufgenommen mit 3-fach Zoom. Das Bild rechts vom iPhone 15 Pro ist dabei sichtbar schärfer und zeigt mehr Details. (Quelle: SITM)
Kaum Unterschiede bei komplexen Nachtaufnahmen zwischen dem iPhone 14 Pro (links) und dem iPhone 15 Pro. (Quelle: SITM)
Kaum Unterschiede bei komplexen Nachtaufnahmen zwischen dem iPhone 14 Pro (links) und dem iPhone 15 Pro. (Quelle: SITM)
Bei einer Landschaftsaufnahme mit Gegenlicht scheint der Kontrast beim iPhone 14 Pro (oben) härter und das ganze Bild in der Tendenz etwas dunkler, während das Foto des iPhone 15 Pro ausgewogener wirkt. Besser sieht man das allerdings direkt auf dem Handybildschirm. (Quelle: SITM)
Auch bei Makroaufnahmen können wir keine Unterschiede zwischen dem iPhone 14 Pro (links) und dem iPhone 15 Pro erkennen. (Quelle: SITM)
Kaum Unterschiede bei komplexen Nachtaufnahmen zwischen dem iPhone 14 Pro (oben) und dem iPhone 15 Pro. (Quelle: SITM)
Dasselbe Bild, aufgenommen im Portraitmodus mit einem iPhone 14 Pro (oben) und dem iPhone 15 Pro (unten), das deutlich mehr Details etwa beim Bart und beim Reissverschluss zeigt. (Quelle: SITM)
Kaum Unterschiede bei Nachtaufnahmen mit 3-fach Zoom zwischen dem iPhone 14 Pro (links) und dem iPhone 15 Pro. (Quelle: SITM)
Bei Nachtaufnahmen mit dem Weitwinkelobjektiv sind die Fotos des iPhone 15 Pro (unten) etwas schärfer und zeigen mehr Details als die des iPhone 14 Pro. (Quelle: SITM)
Bessere Fotos bei Nacht
Wie bei jeder neuen iPhone-Generation hat
Apple auch an den Kameras gearbeitet. Das beginnt damit, dass die neuen iPhones nun erkennen, wenn ein Mensch oder ein Haustier vor der Linse ist, und dann automatisch Tiefeninformationen aufzeichnet, so dass man das Bild im Nachhinein in ein Portraitfoto umwandeln kann. Bei mehreren Personen lässt sich dabei auch der Fokus auswählen. Bezüglich Kamera-Spezifikationen gibt es keine offensichtlichen Unterschiede zwischen dem iPhone 14 Pro und dem iPhone 15 Pro, im Detail hat Apple das Kamerasystem aber sehr wohl verbessert, etwa bezüglich Bildstabilisierung, auf 24 MP verdoppelter Standardauflösung und mittels diverser Verbesserungen der Software. In der Praxis macht sich das vor allem bei schwierigen Lichtverhältnissen bemerkbar – etwa bei nächtlichen Portraitaufnahmen mit zugeschaltetem Blitz. Die Bilder des iPhone 15 Pro sind hier deutlich schärfer, zeigen viel mehr Details und sind besser ausgeleuchtet als diejenigen des iPhone 14 Pro. Relativ deutliche Unterschiede sieht man auch, wenn man Weitwinkel-Fotos bei Nacht macht – auch hier sind die Bilder des neuen Geräts schärfer und zeigen mehr Details, während die iPhone-14-Pro-Fotos im Direktvergleich etwas verwaschen wirken. Bei Fotos bei Tageslicht hingegen muss man die Unterschiede fast schon mit der Lupe suchen. Bei einer Landschaftsaufnahme mit Gegenlicht scheint beispielsweise der Kontrast beim iPhone 14 Pro härter und das ganze Bild in der Tendenz etwas dunkler, während das Foto des iPhone 15 Pro ausgewogener wirkt. Ansonsten aber entdecken wir bei identischen Bildern kaum Differenzen – egal ob das Objekt 3-fach oder digital 10-fach herangezoomt wurde oder ob man den Makromodus verwendet. Wer sich aus Kamerasicht wirklich eine Neuerung wünscht, dem sei ein Blick auf das iPhone 15 Pro Max empfohlen, das mit einem neuartigen optischen 5-fach Teleobjektiv kommt, das Berichten zufolge fantastische Ergebnisse liefern soll.
Vornehmlich für Game-Enthusiasten spannend dürfte der neue A17-Pro-Chip sein, dessen Mehr an Leistung man im Alltag kaum spürt, sehr wohl aber beim Gamen, wo die Grafik flüssiger ist und vor allem Lichtsimulationen dank hardwarebasiertem Raytracing deutlich realistischer sind. Ein gute Nachricht für alle potenziellen iPhone-Käufer: Die iPhone-15-Modelle sind günstiger als ihre Vorgänger – zumindest hierzulande, dem Wechselkurs sei Dank. Kam das iPhone 14 Pro vor Jahresfrist ab 1179 Franken in den Handel, gibts das neue iPhone 15 Pro ab 1079 Franken (128 GB), während die Maximalausstattung mit 1 TB auf 1629 Franken zu stehen kommt.
(mw)