Wir waren zugegebenermassen ja ein wenig Fan des iPhone 12 Mini respektive 13 Mini. Viel Leistung, eine sehr gute Kamera, ansprechendes Design – verpackt in ein kompaktes, hosentaschentaugliches Gehäuse, das hatte schon was für sich. Der Markt allerdings schien das etwas anders zu sehen, die Absätze waren offenbar zu enttäuschend und mit der iPhone-Generation 14 ist das Mini-Modell nun Geschichte. An seine Stelle ist das iPhone 14 Plus gerückt, und das hat mit Mini herzlich wenig am Hut. Das iPhone 14 Plus kommt mit einem mächtig grossen 6,7 Zoll OLED-Display mit 2778 x 1284 Pixeln und misst stolze 161 x 78 Millimeter.
Allerdings: Beim ersten in die Hand nehmen wirkt das Smartphone gar nicht so gross wie befürchtet. Das liegt zum einen wohl daran, dass es mit 7,8 Millimeter genau so dünn ist wie das "normale" iPhone 14 und so schon fast filigran wirkt, zum anderen wohl auch am kantigen iPhone-Design, das uns seit der Generation 12 gefällt und dafür sorgt, dass die Geräte einfach gut in der Hand liegen. Und nicht zuletzt ist es trotz seiner Grösse mit 203 Gramm sogar etwas leichter als das "kleine" iPhone 14 Pro mit 6,1 Zoll Display, da für den Rahmen anstelle von Edelstahl Aluminium verwendet wird.
60 Hz sind nicht mehr zeitgemäss
Einmal aufgestartet fällt auf, dass das iPhone 14 Plus im Gegensatz zum iPhone 14 Pro, das wir für die letzte Ausgabe getestet haben, an der Front nach wie vor mit dem altbekannten Notch anstelle der neu eingeführten, pillenförmigen Kamera-Aussparung Dynamic Island kommt. Was ebenfalls rasch auffällt: Das Display, das bezüglich Helligkeit und Dynamik absolut zu überzeugen weiss, bietet lediglich die altbekannte Bildwiederholfrequenz von 60 Hz, während das iPhone 14 Pro (wie schon sein Vorgänger aus dem letzten Jahr) 120 Hz schafft. Scrollen oder das Öffnen und Schliessen von Apps fühlt sich dadurch deutlich weniger flüssig an. Bedenkt man, dass im Android-Umfeld bereits Mid-range-Geräte um 400 Franken 120 Hz bieten, ist das einfach nicht mehr zeitgemäss und enttäuschend. Angesichts dessen, dass
Apple im iPhone 14 Plus (wie auch im iPhone 14) mit dem A15 Bionic auch noch denselben Chip verbaut, der bereits in den letztjährigen Geräten steckte, beginnt man langsam, die Neuerungen des iPhone 14 Plus – von der Grösse einmal abgesehen – mit der Lupe zu suchen. Handkehrum muss man schon auch festhalten, dass die Performance des A15 Chip mehr als genügt und wohl auch noch die nächsten paar Jahre genügen wird.
Das iPhone 14 Plus in der hübschen, von uns getesteten Farbe Blau im Grössenvergleich mit dem regulären iPhone 14. Trotz mächtigem 6,7-Zoll-Display liegt das Plus-Modell gut in der Hand. (Quelle: Apple)
Gute Kamera, aber kein Zoom
Wie dem auch sei: Versprochen wird für das iPhone 14 Plus zumindest ein verbessertes Kamera-System und die beste Akkuleistung, die ein iPhone je besessen hat. Bezüglich Akku können wir festhalten, dass dieser bei normaler Alltagsnutzung problemlos zwei Tage hält, ohne in den roten Bereich zu kommen, was erfreulich ist. Bezüglich Bildern musste sich das iPhone 14 Plus in unserem Test mit der wirklich herausragenden Kamera des iPhone 14 Pro messen. Dabei haben wir einerseits Landschaftsfotos bei schwierigen Lichtverhältnissen (aufgehende Sonne) sowie Fotos bei Nacht gemacht. In beiden Disziplinen hat das iPhone 14 Plus seine Arbeit recht gut verrichtet. Auf den ersten Blick wirken die Fotos des iPhone 14 Pro, das mit drei Linsen (48 MP Hauptsensor, je 12 MP Ultraweitwinkel- und Tele-Sensor) bestückt ist, lediglich etwas dynamischer, während die iPhone-14-Plus-Bilder – das Smartphone verfügt über zwei Linsen mit je 12 MP – oft etwas verwaschener wirken. Das sieht man vor allem dann, wenn man in Details hineinzoomt. Überraschend gut funktioniert die Selfie-Kamera des iPhone 14 Plus, die wie die Pro-Version auch einen Autofokus und einen Portraitmodus bietet. Dies zumindest bei Tag und bei Dunkelheit, wenn noch etwas Restlicht vorhanden ist. Wird es hingegen sehr dunkel, versagt sie irgendwann ihren Dienst, während die Kamera des Pro-Modell selbst dann noch brauchbare Selfies schiesst. Ansonsten aber: Hut ab.
Enttäuschend fanden wir hingegen, dass das iPhone 14 Plus keinen optischen Zoom liefert, sondern lediglich einen 5-fachen Digitalzoom. Die Pro-Version hingegen besitzt einen optischen 3-fach- und einen digitalen 15-fach-Zoom. Will man also ein Objekt nah heranholen, stösst man beim grossen Plus-Modell somit rasch an seine Grenzen, während die Pro-Ausführung immer noch hervorragende Ergebnisse liefert. Und: Makro-Aufnahmen gelingen mit dem iPhone 14 Plus auch keine – geht man zu nah an ein Objekt ran, wird es unscharf.
(mw)
Vor allem auch bei Nacht braucht sich die Kamera des iPhone 14 Plus (oben) nicht vor der des iPhone 14 Pro (unten) zu verstecken. (Quelle: SITM)
Das Nachtfoto des iPhone 14 Pro (rechts) zeigt bei sehr genauem Hinschauen einige Details mehr – etwa bei den drei Figuren, die im Hintergrund auf dem Dach des Kloster Einsiedeln in die Nacht ragen. (Quelle: SITM)
Ebenfalls überraschend gelingen Selfies mit dem iPhone 14 Plus (links) bei Nacht und etwas Restlicht, auch wenn der Kontrast teilweise etwas gar hart ist. Doch auch im Hintergrund werden ähnlich viele Details eingefangen wie beim iPhone 14 Pro. (Quelle: SITM)
Ist nur noch sehr wenig Licht vorhanden, versagt die Selfie-Kamera des iPhone 14 Plus irgendwann ihren Dienst, während das iPhone 14 Pro bei gleichen Voraussetzungen immer noch anständige Bilder macht (rechts). (Quelle: SITM)
Ist bei Nachtaufnahmen genügend Licht da, lassen sich die Fotos des iPhone 14 Plus (oben) kaum mehr vor denen des iPhone 14 Pro (unten) unterscheiden. (Quelle: SITM)
Trotz schwieriger Lichtverhältnisse liefert das iPhone 14 Plus (oben) ähnlich gute Bilder wie das iPhone 14 Pro (unten). (Quelle: SITM)
Deutliches werden die Unterschiede zwischen iPhone 14 Plus (oben) und iPhone 14 Pro (unten), wenn man 3-fach zoomt, was beim Pro-Modell optisch geschieht, bei der Plus-Variante digital. Hier wirkt das Bild des iPhone 14 Plus deutlich verwaschener. (Quelle: SITM)
Auch bei diesem Motiv dünkt uns das Bild des iPhone 14 Pro (rechts) dynamischer, doch das iPhone 14 Plus (links) fällt keinesfalls ab. (Quelle: SITM)
Nicht möglich sind Makroaufnahmen mit dem iPhone 14 Plus. Versucht man bei diesem Blatt mit Tautropfen näher heranzugehen als auf dem Bild links, wird es unscharf. Links das Ergebnis des iPhone 14 Pro. (Quelle: SITM)
Auch dieses Motiv wirkt mit dem iPhone 14 Pro dynamischer und schärfer, während das iPhone 14 Plus leicht verwaschene Bilder liefert. Zudem sind die Farben des iPhone 14 Pro kräftiger, was man an der Fahne oder den blauen Fässern unter dem Floss erkennt. (Quelle: SITM)
iPhone 14 Plus
Trotz langer Akkulaufzeit und dem überraschend guten Handling trotz Riesendisplay – so richtig warm werden wir mit dem iPhone 14 Plus nicht. Zwar ist das Display hell und stellt Farben satt und lebendig dar, doch da es nur 60 Hz unterstützt, wirkt die Bedienung deutlich weniger geschmeidig als auf Geräten mit 120-Hz-Display. Und bei der Kamera vermissen wir den optischen Zoom und den Makro-Modus. Bedenkt man, dass das iPhone 14 Plus mit einem Startpreis von 1049 Franken (mit 128 GB) alles andere als ein Schnäppchen ist, muss man sich schon sehr gut überlegen, ob man nicht noch 130 Franken mehr für ein iPhone 14 Pro oder 250 Franken mehr für das Pro Max – ebenfalls mit 6,7 Zoll-Bildschirm – in die Hand nehmen will, um dann wirklich ein State-of-the-Art-Telefon zu kriegen, bei dem man keine Abstriche machen muss.
Info/Hersteller: Apple, www.apple.com/ch
Wertung: 4,5*
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