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Kolumne: Ist das Gras grüner auf der anderen Seite?
Quelle: ZvG

Kolumne: Ist das Gras grüner auf der anderen Seite?

Mevin Thekkaveettil findet, dass ein Arbeitgeberwechsel nicht immer die Lösung für alle Probleme sein kann.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2023/09

     

In der heutigen Ära der ständigen Veränderung und Karrieremöglichkeiten steht der Arbeitsplatzwechsel oft im Mittelpunkt unserer beruflichen Ambitionen. Das Streben nach einem besseren, erfüllenderen Job ist allgegenwärtig, und das Sprichwort «Das Gras ist immer grüner auf der anderen Seite» beschreibt diese ständige Suche nach beruflicher Verbesserung perfekt. Doch dahinter verbirgt sich eine wichtige Frage: Ist es wirklich immer notwendig, den Arbeitsplatz zu wechseln oder liegt die Lösung vielleicht näher als wir denken? Der Arbeitsplatzwechsel ist oft von einer tiefen Sehnsucht nach Veränderung und Wachstum getrieben. Die Vorstellung, dass ein neuer Arbeitgeber uns die Möglichkeiten bieten kann, die wir bisher vermisst haben, kann überaus verlockend sein. Wir projizieren unsere Hoffnungen und Erwartungen auf die Aussicht auf einen neuen Anfang und glauben, dass in einer anderen Firma alles besser sein wird. Doch während der Wechsel zweifellos eine spannende Phase sein kann, sollten wir uns bewusst sein, dass die Wurzeln unserer Zufriedenheit oft tiefer liegen.


Ist es wirklich immer der berufliche Kontext, der uns unglücklich stimmt? Kann es sein, dass die aktuellen Probleme privater Natur sind? Vielleicht stellen wir fest, dass die Quelle unserer Unzufriedenheit weniger unser aktueller Arbeitgeber ist, sondern vielmehr unsere eigenen Erwartungen sind oder die Art und Weise, wie wir unsere Entscheidungen treffen. Es ist wichtig, sich vor Augen zu führen, dass jedes Arbeitsumfeld seine eigenen Herausforderungen und Vorzüge hat. Durch die Unzufriedenheit kann es sein, dass wir die Chancen gar nicht mehr sehen. Vielleicht könnten wir mehr Verantwortung übernehmen, neue Fähigkeiten erlernen oder unsere Arbeit anders gestalten, um sie erfüllender zu erleben. Indem wir uns ständig auf das scheinbar Grünere auf der anderen Seite konzentrieren, laufen wir Gefahr, die Chance zu verpassen, unsere aktuelle Situation zu verbessern und an ihr zu wachsen.
Verstehen Sie mich nicht falsch, als Rekrutierungsexperten sind Stellenwechsel unser tägliches Brot. Natürlich gibt es Situationen, in denen ein Arbeitsplatzwechsel unvermeidlich oder sinnvoll ist – sei es aufgrund von mangelnden Entwicklungsmöglichkeiten oder einem toxischen Arbeitsumfeld. Auch hier ist es jedoch wichtig, sich nicht nur von der Idee des grüneren Grases auf der anderen Seite leiten zu lassen.

In der Praxis sehe ich oft, dass die Überlegungen eindimensional sind. Wo kann ich mehr Geld verdienen, wie kann ich weniger arbeiten oder wo kriege ich am meisten Benefits? Das sind Fragen, die oftmals gestellt werden. Es sind die gleichen Fragen, die sich aktuell viele Fussballer vor einem Wechsel nach Saudi Arabien stellen. Jeder Fan denkt sich in dem Fall aber, dass die Spieler in ihren besten Jahren lieber die Chance, in einer kompetitiven Liga zu spielen, dem Geld vorziehen sollen. Ein ähnliches Beispiel sieht man auch in Beziehungen: Wer ständig auf der Suche nach etwas Besserem ist, verpasst die Chance in der aktuellen Beziehung glücklich zu werden.


Bei unserer fortwährenden Suche nach dem vermeintlich Besseren sollten wir uns daran erinnern, dass wahre Zufriedenheit nicht ausschliesslich von äusseren Umständen abhängt, sondern von unserer inneren Haltung und unserem Umgang mit der Situation. Es gibt keinen perfekten Arbeitgeber oder die perfekte Stelle. Statt blindlings dem Mythos des grüneren Grases zu folgen, sollten wir uns auf unsere persönliche Entwicklung konzentrieren und unsere berufliche Reise bewusst gestalten. Denn das Gras ist dort am grünsten, wo es am sorgfältigsten gepflegt wird.



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