T-Systems Austria übernimmt die Entwicklung eines Nachfolgers für
SAP Patientenmanagement (IS-H) und schliesst mit dieser Vereinbarung eine empfindliche Lücke. Der Softwarekonzern SAP hatte Ende des vergangenen Jahres angekündigt, keinen Nachfolger für die SAP-ECC-basierte Branchenlösung zu entwickeln und die Wartung nur noch bis 2027 beziehungsweise 2030 zugesichert. Betroffen vom End of Service wären in der Schweiz rund 30 Spitäler, in Österreich zudem 22 Träger, wie Walter Schinnerer, DSAG (Deutschsprachige SAP Anwendergruppe)-Fachvorstand Österreich, erklärt: "Ohne eine neue Lösung für die Patientenabrechnung auf einer moderneren Plattform als das heute 30 Jahre alte SAP ECC, das 2027 beziehungsweise 2030 aus der Wartung läuft, können keine Patientinnen und Patienten aufgenommen, keine Leistungen beschrieben, keine Entlassungen vollzogen und keine Abrechnung durchgeführt werden." Die jetzige Ankündigung von
T-Systems Austria komme daher genau zur richtigen Zeit.
Ab 2025 will T-Systems Austria Spitälern in der Schweiz und Österreich mit einem IS-H-Nachfolger auf S/4Hana-Basis eine geeignete Lösung bereitstellen. SAP bringt sich wiederum im Rahmen einer Lizenzvereinbarung ein. Die DSAG weist zudem darauf hin, dass mit T-Systems Austria ein langjähriger SAP-Partner einspringe, mit dem viele Häuser in der Schweiz und in Österreich in den vergangenen Jahren gute Erfahrungen gemacht hätten. Der Anbieter sei bereits als bisheriger Lokalisierungspartner für die Länderversionen der SAP-Healthcare-Branchenlösung für Österreich und die Schweiz aufgetreten und könne hier, so die Einschätzung der DSAG, auf fundiertes Wissen zurückgreifen. Zudem arbeite mit AT Solution Partner ein weiterer Partner an der Lösung mit, der langjährige Erfahrungen in beiden Ländern mit einbringe.
Laut der DSAG hat die IS-H-Abkündigung die Spitäler in der Schweiz und in Österreich aufgrund zahlreicher Länderspezifika besonders hart getroffen. Eine weitere Herausforderung liege darin, dass IS-H sehr eng mit dem von vielen Häusern verwendeten Krankenhausinformationssystem (KIS) i.s.h.med von Oracle Cerner verknüpft sei, unterstreicht Walter Schinnerer. "Mit i.s.h.med werden die medizinischen Daten der Patientinnen und Patienten erfasst – von der Anamnese über die Therapie bis zur Nachbehandlung. Aber Oracle Cerner wird den Support für das KIS ebenso einstellen." Oracle Cerner biete seinen Kunden zwar unter bestimmten Bedingungen eine Verlängerung der Wartung bis 2035 an und habe angekündigt, eine Nachfolgelösung für i.s.h.med auf den Markt zu bringen, so Schinnerer weiter. "Wann diese Lösung aber einen vollständigen Ersatz der i.s.h.med-Funktionen aufweist, ist derzeit noch völlig unklar."
Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund begrüsst die DSAG die jetzige Lösung von
T-Systems Austria. Sie minimiere nicht nur den Anpassungs- und Migrationsaufwand in die S/4HANA-Landschaft für kundenspezifische Erweiterungen, sondern stelle zudem einen Investitionsschutz dar, "den die Anwenderunternehmen nach der IS-H-Abkündigung schon verloren geglaubt hatten". Darüber hinaus begrüsst der Anwenderverband den Schritt, die IS-H-Lösung auf S/4HANA anzubieten und sie somit weiterhin On-Premises im kundeneigenen Rechenzentrum betreiben zu können. Denn für viele Spitäler sei der Gang in die Cloud noch nicht möglich, betont Schinnerer.
(sta)